Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Herr Kommissar. Das ist nichts für mich. Stinklangweilig und so. Autorennen, Drachenfliegen, Speedboot fahren oder Tauchgänge, das sind Sportarten, die mich anturnen.«
»Wie stehen Sie zu ihrer Schwägerin, Herr Wetzlar?«
»Wie meinen Sie das?«, kam vorsichtig, lauernd die Frage zurück.
»So wie ich es gefragt habe.« Aufmerksam beobachtete er sein Gegenüber, der in seinem Sessel hin und her zu rutschten begann.
»Wir kommen einigermaßen gut miteinander aus. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen.«
»Wo hat Ihr Bruder seine letzte Frau kennen gelernt?«
Ein belustigtes Funkeln trat in die Augen des Mannes. Die Stimme und der Brustkorb hoben sich merklich, als er antwortete:
»Mein Bruder, dieser Puritaner, lernte ausgerechnet im Pulverfass in Hamburg diese Frau kennen. Wissen Sie, was das Pulverfass ist, Herr Kommissar?«
»Nein«, antwortete Michael Schlosser, obwohl er sehr genau wusste, um welche Art von Lokal es sich handelte.
»Dieser Bumms war früher eine reine Travi-Kneipe, später dann aber auch gemischt. In diesem Etablissement trat Leona als Tänzerin unter dem Namen ›Nancy Napoleon‹ auf. Herrmann musste dieses Lokal angeblich im Rahmen eines wichtigen Geschäftsabschlusses aufsuchen und verknallte sich fast augenblicklich in sie.«
»Sie meinen also, sie trat dort als Künstlerin auf?«
»Künstlerin? So kann man das von mir aus auch nennen. Sie legte genauer gesagt jeden Abend einen scharfen Strip aufs Parkett und anschließend mussten die Gäste hofiert und animiert werden. In der Regel landen sie dann gegen reichlich Bargeld im Bett. Und genau so erging es an diesem Abend auch meinem Bruder. Er holte sie dann dort raus, was sich Leona nur allzu gerne gefallen ließ.«
»Wieso: Gerne gefallen ließ?«
»Weil so ziemlich jede Dame dieses Genres davon träumt, ihren Traumprinzen zu treffen, der stinkreich ist, sie dort herausholt bevor sie alt und verbraucht ist und sie so ein ganz normales, aber gut situiertes Leben führen kann, als hätte es das alte Leben nie gegeben«, erläuterte Norbert Wetzlar, gönnerhaft mit der Hand in der Luft herumfuchtelnd.
»Sie bezeichnen Ihre Schwägerin also als Dame des horizontalen Gewerbes. Weiß sie, dass Sie so über sie denken?«
Norbert Wetzlar zog eine Augenbraue hoch und schwieg.
»War das der Grund, warum Sie mit der Frau Ihres Bruders ein Verhältnis hatten?«, schoss er nun einen seiner schärfsten Pfeile gegen den Playboy ab.
Dieser wurde kreidebleich und der Blick wich augenblicklich seinem fixierenden Starren aus.
»Wer hat das behauptet?«, krächzte Norbert Wetzlar mit hohler Stimme. »Das ist eine gemeine Verleumdung.«
»Kennen Sie das Testament Ihres Bruders?«, kam gleich der nächste Pfeil.
Ein leichtes Aufatmen durchzog Wetzlars Brust.
»Äh. Ja. Doch. Warum?«
»Wer erbt was?«
»Also, ich die Hälfte und Leona die Hälfte«, beantwortete der Hausherr sichtlich erleichtert die Frage.
»Und Sie wissen nicht mehr genau, worüber Sie sich bei Ihrem letzten Treffen mit Ihrem Bruder gestritten haben?«, hieb Michael Schlosser wieder in die vorhergehende Kerbe.
»Nein, es war alles wie immer und belangl …« Plötzlich stockte Norbert Wetzlar und wurde blass im Gesicht. »Außerdem haben wir nicht miteinander gestritten«, versuchte er seine vorherige Aussage zu revidieren.
»Sicher haben Sie gestritten, Herr Wetzlar, dafür gibt es ausreichend Zeugen. Worüber haben Sie gestritten? Ich frage Sie jetzt noch einmal und möchte endlich eine ehrliche Antwort haben!«
Die letzten Worte hatte Michael Schlosser fast gebrüllt und sein Gegenüber drohend angesehen. Dieser wich zuerst ein wenig zurück, schien dann fast auf den Hauptkommissar losgehen zu wollen, um dann doch nur gepresst zu antworten:
»Sie haben schon Recht, dass wir uns ein wenig gestritten haben, aber das haben wir oft getan und genauso oft haben wir uns auch wieder vertragen. Das hatte also überhaupt nichts zu bedeuten. An dem Abend ging’s mal wieder ums liebe Geld. Unser Vater hatte auf seinem Sterbebett verfügt, dass Herrmann das Geld verwaltet und ich, solange ich in diesem Hause wohne und mein Bruder lebt, von ihm finanziell unterstützt werden muss. Herrmann fand das schrecklich und so gab’s hin und wieder Krach, weil ich eben auf meinem Recht bestand.«
»Ach so«, kommentierte der Kriminalist diese Aussage mit weicher Stimme und sanft lächelnd, »ansonsten gab es also keinen Grund für eine heftige Auseinandersetzung?«
»Nein,
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