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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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Meisterschaftswimpel von 1982 hervorholte. Außerdem befanden sich die Wimpel von 1964 und 1967 in der Tasche, dazu ein Baseball aus den
Dreißigerjahren mit den Autogrammen der berühmten Gashouse Gang, die damals das Team der St. Louis Cardinals gebildet hatte, ein Gedichtband, eine lederne Bomberjacke des Achten Luftwaffenregiments, ein kleines, einfaches Gemälde eines kleinen weißen Hauses inmitten eines Feldes sowie eine verbeulte Blechflöte. Das Plakat war eine Konzertankündigung für das The Bells from Hell , einen Musikclub im Village, wo er im Vorprogramm der Clancy Brothers aufgetreten war. Die Blechflöte lag gut sichtbar in seiner Hand, während er lächelnd über Tommy Clancys Schulter in die Kamera blickte.
    »Das ist wunderbar«, sagte die Krankenschwester und ihre Augen leuchteten, als sie das Gemälde in die Hand nahm. »Ist das da sein Haus in Irland?«
    Timmie betrachtete das ungelenke Kunstwerk mit den Schafen im Hintergrund, die wie Kühe aussahen. »Das ist das Haus seiner Großmutter. Er selbst ist nie da gewesen.«
    »Tatsächlich?« Die Krankenschwester klang ehrlich überrascht. »Ich hätte schwören können, dass er dort aufgewachsen ist.«
    Timmie lächelte. »Er auch.«
    »Haben Sie vielleicht auch noch Fotos?«, wollte sie jetzt wissen. »Fotos sind sehr wichtig. Vor allem von Ihrer übrigen Familie, Ihrer Mutter und Ihren Geschwistern.«
    »Ich bin noch auf der Suche. Für den Augenblick muss er mit mir vorliebnehmen.«
    Die Krankenschwester blinzelte und versuchte zu verstehen. Solche Krankenschwestern versuchten immer zu verstehen. Eine liebenswerte Frau, die zutiefst beglückt darüber war, dass sie mit ihren kleinen alten Leuten hier sein und sie fröhlich jedes Mal aufs Neue mit ihren Schätzen bekannt machen konnte. Eine Krankenschwester, die ihren Beruf nicht als Mittel zum Geld verdienen, sondern als Berufung betrachtete.

    Und es war Alex Raymond zu verdanken, dass er immer noch über solche Mitarbeiterinnen verfügte - einer der Gründe, weshalb Timmie wusste, dass Murphy falschlag.
    »Ihr Dad ist in seinem Zimmer, falls Sie ihn besuchen möchten.«
    Die Krankenschwester würde wahrscheinlich sehr verständnisvoll reagieren, wenn Timmie jetzt sagte: Nein lieber nicht, vor allem, weil sie den ganzen Tag lang schon in der Schutthalde seines Lebens herumgewatet war.
    Timmies Verständnis würde dadurch nicht größer werden. Und sie würde sich auch nicht besser fühlen. Aber früher oder später musste sie ja doch erwachsen werden und sich dem Ganzen stellen. Also betrat sie sein Zimmer und sah ihn auf der Bettkante sitzen, die Hände auf den Knien, und geduldig die Wand anstarren.
    Das Zimmer war hübsch und sonnig und pastellfarben und gemütlich, mit seinem Lehnstuhl an der einen Wand und der fein säuberlich zusammengelegten Sonnenblumendecke, die seine Großmutter für ihn gemacht hatte, auf dem Bett. Das Personal hatte sogar ein Bücherregal in die Ecke gequetscht, sodass er ein paar seiner geliebten Bücher bei sich haben konnte. Nicht, dass er noch darin lesen konnte. Aber er wusste noch, dass sie seine Freunde waren. Jedes Mal, wenn er in ihre Nähe kam, streichelte er sie, als wären es seine geliebten Kinder.
    »Hallo, Daddy.«
    Langsam hob er den Kopf in ihre Richtung, den Blick umwölkt und unsicher. Seine Augen waren vernebelte, zersprungene Spiegel, die nichts mehr reflektieren konnten. Timmie kämpfte gegen dieselbe verdammte Traurigkeit an, gegen deren unbarmherzigen Griff sie sich schon wehrte seit sie denken konnte.
    »Was willst du?«, sagte ihr Vater mit gerunzelter Stirn.
    Timmie setzte sich. Die Krankenschwester, die ihr auf
Kreppsohlen gefolgt war, legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sie dürfen nicht erwarten, dass es besser wird, nur weil er hier ist«, sagte sie leise.
    Timmie hätte am liebsten auf sie eingeprügelt. Hätte am liebsten auf irgendetwas eingeprügelt.
    Doch stattdessen sagte sie nur: »Ich wollte bloß schnell guten Tag sagen, Joe«, denn sie verstand ihn besser als die Krankenschwester dachte.
    Er neigte den Kopf zu jener seltsam-ironischen Begrü ßungsgeste, die er von seinem eigenen Vater gelernt hatte. »Na, dann: Guten Tag.«
    Und während sie so dasaß, in diesem stillen Zimmer neben ihrem schweigenden Vater, da versuchte Timmie sich klarzumachen, dass Restcrest ein gefährliches Pflaster sein könnte. Dass hier womöglich Menschen starben, die gar nicht sterben mussten, Menschen, die einfach nur verwirrt waren. Dass ihr

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