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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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verzog das Gesicht. »Sie kennen die Symptome, was?«
    Er blickte sie mit ebenfalls verzerrter Miene an. »Berufsrisiko. Ich kann wunderbar atmen, mein Hals tut nicht einmal weh, und ich habe schon selbständig gepinkelt.«
    »Kein Blut?«

    Er grinste. »Kein Blut.«
    Jetzt endlich merkte Timmie, dass durch die immer noch offen stehende Haustür kalte Luft hereingeweht kam. Sie sprang auf, verriegelte sie und schob dann den Zeitschriftenstapel vor dem Chippendale-Sekretär beiseite, in dem ihre Großmutter die Leinenservietten aufbewahrt hatte. Genau das Richtige, um Blut zu stillen.
    »Haben Sie sich in letzter Zeit … ähm … mal testen lassen?«, wollte sie wissen.
    Er grinste wie ein Teenager. »Während meines letzten bedauerlichen Aufenthalts in der Geschlossenen. Ich bin vielleicht ein Vollidiot, aber ein vorsichtiger Vollidiot.«
    Also machte sie sich wieder an ihre blutige Arbeit. »Und während ihres Tänzchens mit diesen Herrschaften, haben Sie da irgendeine Botschaft bekommen?«
    »Nur das übliche ›Nimm den nächsten Zug und verschwinde aus der Stadt‹.«
    Sie nickte. »Sie haben also wieder mal irgendwelche Leute gegen sich aufgebracht.«
    »In meiner Branche heißt das eher: Ich nähere mich der Wahrheit.«
    »Mm-hmm.« Sie schob ein klumpig-steifes Haarbüschel beiseite und begutachtete einen fünf Zentimeter langen Riss, der vermutlich von einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand herrührte. Einem Schlagstock vielleicht oder einer Taschenlampe. »Sie kennen die üblichen Fragen?«
    Er lächelte immer noch, als fände er das Ganze irgendwie witzig. »Daniel Patrick Murphy, Timmie Learys Wohnzimmerfußboden, Donnerstag, der dreißigste Oktober.«
    Person, Ort und Zeit korrekt benannt. Er kannte das Prozedere tatsächlich. Timmie drückte ihm eine Serviette auf die Risswunde und erntete einen unterdrückten Fluch zum Dank für ihre Bemühungen.
    »Ich rufe Barb an«, sagte Timmie. »Ich vertraue ihr.«

    »Nein. Niemand anders.«
    Timmie seufzte und war wütend auf sich selbst. Auf ihn. Auf diejenigen, die das hier getan hatten. Murphy sah wirklich grauenhaft aus. Und er hatte das Grauen bis zu ihr nach Hause getragen, als ob sie etwas daran ändern könnte. Wer, zum Teufel, war sie denn? Krankenschwester ohne Grenzen? Ebenfalls mit einem unterdrückten Fluch auf den Lippen fischte Timmie ein altes, olivgrünes Zierkissen vom Sofa und schob es ihm unter den Kopf. »Ich habe kein eigenes Nähzeug, Murphy. Und außerdem kann Barb Ihnen wenigstens ein paar Schmerztabletten verschreiben.«
    Jetzt kicherte der verdammte Kerl auch noch, und das, ohne die Augen aufzuschlagen.
    »Keine gute Idee. Davon war ich auch abhängig.«
    Timmie hätte am liebsten laut gelacht. Dieser Dreckskerl. »Gibt es auch was, wovon Sie nicht abhängig waren?«
    Er überlegte. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Das Leben in vollen Zügen genossen, was? Dann werfe ich am besten meine Vorräte an Hustensaft und Rasierwasser in den Müll, nicht, dass Sie mir noch mitten in der Nacht über den Fußboden kriechen müssen.
    »Wird nicht vorkommen«, sagte er mit einem weiteren, verschlagenen Grinsen. »Zumindest nicht heute.«
    Timmie hatte gerade aufstehen wollen. Doch jetzt erstarrte sie mitten in der Bewegung. Es war doch jedes Mal wieder dasselbe. Der Mann ihrer Träume war eine Enttäuschung und der, den sie begehrte, ein leeres Versprechen. Zumindest nicht heute . Damit war das Gespräch praktisch beendet.
    »Also dann«, sagte sie, kam endgültig auf die Beine und wischte sich dabei die Hände ab. »Ich sollte vermutlich zumindest den Namen ihres nächsten Angehörigen erfahren, damit ich weiß, wen ich informieren muss, wenn Sie hier bei mir das Zeitliche segnen.«

    Er schien sich auch darüber Gedanken zu machen. »Ich schätze, das ist meine Frau.«
    Noch so ein Tiefschlag. Der dritte innerhalb von fünf Minuten. Das war ganz und gar nicht ihr Abend. »Haben Sie nicht zu mir gesagt, sie hätten den dritten Versuch schon hinter sich?«
    Er grinste schon wieder und sie wurde gereizt. »Stimmt. Ich habe nur noch nicht die Energie aufgebracht, das Schlagmal zu verlassen … Oh Gott, mit geht es wirklich schlecht. Ich rede schon in Baseballanalogien.«
    Jetzt lachte auch Timmie, während sie zum Telefon hinüberging. »Und, wie könnte man das mit einem Bild aus der Welt der Oper ausdrücken? Die dicke Frau ist mit ihrer Arie fertig, aber der Mann am Vorhang ist eingeschlafen?«
    Er lachte und stöhnte. Geschah ihm recht.

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