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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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hier!«

    Er sah sie aus wässrig-blauen Augen an wie ein Pferd, das einen Ausweg aus dem Feuer sucht, und zuckte zurück. »Wo ist sie?«, flehte er und packte sie so kräftig am Arm, dass es wehtat. »Ich kann sie nicht finden. Ich … sie hat bestimmt Angst, und ich kann sie nicht finden …«
    »Ich bin hier«, rief Timmie flehentlich. Mit einem Mal hatte sie von diesem ganzen Drama die Schnauze voll. Sie wollte nach Hause gehen und unter ihre Bettdecke kriechen und mit ihrer Tochter spielen und ein, zwei Chamäleons jagen. Sie wollte wenigstens einmal im Leben kein schlechtes Gewissen wegen dieses Mannes da haben.
    Er blickte direkt durch sie hindurch. »Ich weiß, dass sie nicht nach Hause kommen kann, also bitte, bitte helft mir, sonst kommt sie zu den Wassern, zu dem Wind...«
    Na ja, wenigstens nicht »Innisfree«.
    »Dad, bitte, Dad, ich bin’s, Timmie. Es ist alles in Ordnung, ich schwöre. Pschscht, jetzt komm schon, Dad, bitte.« Timmie bettelte und flehte, bis sie in genau denselben Singsang verfiel wie er auch. Wie sie alle, mit bedeutungslosen Worten, die nur beruhigend sein sollten.
    Nur leider waren sie es nicht. Sie fraßen sich wie Glasscherben durch ihre Haut, bis sie sich ganz sicher war, dass sie blutete, und führten letztlich dazu, dass sie ihn festhielt, als er zu einer Kugel zusammengerollt in einer Ecke zusammenbrach und schluchzte, weil seine Tochter nicht nach Hause gekommen war und er nicht wusste, was er machen sollte.
     
    Irgendwann gelangte Timmie dann doch zu ihrer eigenen Tochter. Nachdem sie sich noch eine Tirade über diese treulosen Arschlöcher von Männern angehört hatte, schickte sie Cindy nach Hause und kroch nach oben in ihr Bett, wo Meghan auf dem blau und rosa gemusterten Überwurf ihre Hausaufgaben machen durfte. Und dachte ständig an GOMER-Laute.
Das sinnlose Singen und Heulen, das sich endlos wiederholte, und das sie einfach nicht mehr länger ertragen konnte. Der Sumpf, in dem ihr Vater immer schneller versank, und aus dem sie ihn nicht herausziehen konnte. In dessen Nähe sie solch große Angst verspürte.
    Sie musste eingeschlafen sein, denn als sie wieder aufwachte, war es schon spät und Meghan lag zusammengerollt und voll angezogen neben ihr. Eine Minute lang wusste Timmie überhaupt nicht, wodurch sie aufgewacht war. Dann klingelte das Telefon erneut und sie sprang auf.
    Auf dem Wecker war es 2.00 Uhr. Um zwei Uhr morgens konnte es nichts Erfreuliches sein, also hatte entweder ihr Vater einen neuen Anfall oder die Notaufnahme eine Katastrophe zu bewältigen.
    »Hallo?«
    »Timmie?«
    Eine sanfte Stimme. So sanft. Unheimlich. Sie jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und das, obwohl sie in mollige Daunen gewickelt war und die Wärme ihrer Tochter neben sich spürte.
    Timmie holte einmal tief Luft, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. »Ja?«
    »Du bist nicht allein, Timmie. Ich dachte, das solltest du wissen.«
    »Allein? Was soll das denn heißen?«
    »Dein Vater...« Die Stimme brach ab, doch Timmie hielt bereits den Atem an, ohne es zu bemerken. »Er ist ein solch besonderer Mensch. So viele Menschen in der Stadt lieben ihn. Sie können das, was mit ihm geschieht, genauso wenig ertragen wie du.«
    Nicht unheimlich. Hypnotisch. Unwiderstehlich. Eine Schlange, die aus ihrem Unterbewusstsein herausgeschlüpft war, um sie zu foltern. »Ja?«
    »Früher war er so stark … Meine Güte, er konnte nur
durch sein Eintreten einen ganzen Raum zum Schweigen bringen, weißt du noch? Nur durch ein einziges Lied, ein Gedicht, konnte er die ganze Stadt zu Tränen rühren. Wie dieses Gedicht über die Löwen in den Bergen, kannst du dich daran erinnern?«
    Timmie spürte ihre eigene Stimme dünner werden, je kräftiger die andere wurde. Eine leise Stimme, eine besänftigende Stimme, eine unwiderstehliche Stimme mitten in der Nacht. »Ja.«
    »›The lions of the hill are gone, and I am left alone - alone. ‹ Das ist er, ja? So ein wunderschönes Geschöpf. Zuzusehen, wie dieses Licht mehr und mehr verblasst, ist sehr schwer zu ertragen, vor allem, wenn man weiß, wie wunderbar es einst gewesen ist.«
    Ihr Herz sprang in ihrer Brust umher wie ein Frosch im Terrarium. »Wer ist da? Was wollen Sie?«
    »Es muss furchtbar schmerzhaft für ihn sein. Jemand wie er, der sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen erinnern kann und noch viel weniger an all die wunderschönen Worte, die er einst so geliebt hat. Aber ich weiß, dass du das weißt.«
    Ich weiß es ja, mein

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