Todesschrei
Monat bevor sie ... wegging.«
»Ihre Eltern haben keinen Laptop gefunden«, sagte Vito. »Sie sagten uns, Claire habe keinen Computer gehabt.« Barbara zog ein Gesicht. »Es gab eine Menge Dinge, die Claire nicht mit ihren Eltern besprochen hat, Detective Ciccotelli.«
»Zum Beispiel?« Aber Vito glaubte es schon zu wissen. Marcy schürzte die Lippen. »Nun, wir haben sie deswegen bestimmt nicht verurteilt, aber -« »Claire war lesbisch«, unterbrach Barbara. »Und ihre Eltern wären nicht glücklich darüber gewesen?«
Barbara schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Sie waren sehr konservativ.«
»Ich verstehe. Und hat sie eine Partnerin oder Freundin erwähnt?«
»Nein, aber da gab es das Foto. In der Zeitung. Es stammte von einer dieser Schwulen-Lesben-Paraden. Claire, die eine andere Frau küsste. Claire regte sich wahnsinnig auf darüber. Sie befürchtete, ihre Familie könnte es entdecken und ihr das Geld für die Miete streichen. Sie hat die Zeitung angerufen und sich beschwert.« Sie schnitt wieder ein Gesicht. »Und jetzt werden Sie mich fragen, welche Zeitung es war, und ich kann mich nicht erinnern. Es tut mir leid.«
»Schon gut. War es eine kleinere Lokalzeitung oder etwas Überregionales?«
»Ich glaube, eine kleinere«, sagte Marcy unsicher. Barbara seufzte. »Und ich hatte eine große in Erinnerung. Wirklich, Detective, es tut uns leid.«
»Nein, das braucht es nicht. Sie haben mir ein gutes Stück weitergeholfen. Wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.«
Mittwoch, 17. Januar, 12.30 Uhr
Vito hielt vor dem Gericht an, und Nick stieg in seinen Wagen. »Und?«
Nick zerrte an seiner Krawatte. »Wir sind durch. Ich war der letzte Zeuge für die Anklage. Lopez wollte, dass ich als Letzter auftrat, damit die Geschworenen nicht nur an die Drogen denken, sondern vor allem das Bild eines toten Mädchens im Kopf behalten würden.« »Klingt nach einer guten Strategie. Ich weiß, was du von dieser Sache hältst, aber Lopez ist eine verdammt fähige Staatsanwältin. Manchmal muss man mit einem Dämon verhandeln, um dem Teufel ein Bein zu stellen. Das passt uns vielleicht nicht, aber man sollte gelegentlich wohl in größerem Maßstab denken. Bleibt nur zu hoffen, dass die Eltern des Mädchens es auch verstehen.«
Nick rieb sich müde die Hände über die Wangen. »Es waren ausgerechnet die Eltern, die mir genau das erzählt haben. Ich war drauf und dran, mich bei ihnen für Lopez zu entschuldigen, weil die den Killer ihrer Tochter so glimpflich davonkommen lassen wollte, nur um dem Drogendealer ans Bein zu pinkeln, als sie mir sagten, dass auf diese Weise beide Männer bezahlen würden und der Dealer nie wieder einem Kind etwas zuleide tun könnte. Sie waren dankbar.« Er seufzte. »Das nennt man Größe. Und ich fühle mich wie ein Wurm. Ich muss mich wohl bei Maggy Lopez entschuldigen.«
»Ich denke, wir sollten einfach froh sein, dass sie unseren Fall übernehmen wird. Das heißt, falls wir dieses Schwein je erwischen.«
»Wo wir gerade beim Thema sind«, sagte Nick. »Wohin fahren wir?«
»Zu Bill Melvilles Eltern. Wir müssen ihnen sagen, dass er tot ist. Und du bist dran.« »Wow, danke, Chick. «
»Hey, ich musste es schon bei den Bellamys machen. Das ist nur fair -« Sein Handy vibrierte. »Liz«, sagte er an Nick gewandt. Er lauschte, dann seufzte er. »Wir sind unterwegs«, sagte er schließlich und wendete den Truck. »Wohin jetzt?«
»Doch nicht zu den Melvilles«, sagte Vito grimmig. »Zurück zu Winchesters Feld. Oder besser, in die Nähe.« »Nummer zehn?« »Nummer zehn.«
Mittwoch, 17. Januar, 13.15 Uhr
Jen befand sich bereits am Fundort und koordinierte die Arbeiten. Sie kam Nick und Vito entgegen, als sie aus dem Auto stiegen. »Der wachhabende Beamte hat die Suchmeldung für den Fl50 bekommen und sich erinnert, dass er noch heute Morgen ein solches Modell angehalten hat. Als er das Nummernschild überprüft hat, passten Registrierung und angegebener Name zusammen, aber als wir die Nummer anriefen, die bei der Adresse stand, passte nichts mehr. Der Officer ist die Straße entlanggefahren, bis er frische Reifenspuren im Schnee entdeckte.« Sie deutete auf einen blickdichten Sack, der unten am Hang lag. »Dann fand er das und rief Verstärkung.«
»Unser Mann weiß jetzt, dass wir hinter ihm her sind«, sagte Nick. »Verdammt. Ich hatte auf mehr Zeit gehofft.« Vito zog bereits die Stiefel über. »Haben wir nun aber nicht. Schon
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