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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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nachgesehen, Jen?«
    »Ein Mann.« Sie begann, den Hang hinabzuklettern. »Ich habe den Sack aber noch nicht aufgemacht. Hübsch ist er nicht anzusehen.«
    Der Anblick, der sich ihnen unten am Fuß des Hangs bot, war einer, den Vito eine lange, lange Zeit nicht würde vergessen können. Durch den Sturz hatte sich der Plastiksack straff über das Gesicht der Leiche gespannt, so dass es aussah, als versuche er freizukommen. Die Blickdichte des Sacks verbarg alles, bis auf den Mund, der in einem grotesken stummen Schrei offen stand. »O Mann«, murmelte Nick.
    Vito hockte sich neben die Gestalt und musterte sie. Die Leiche war nicht in einen, sondern in zwei Säcke gehüllt. »Eine Tüte für Kopf und Oberkörper, die zweite für die Beine. Zusammengebunden.« Mit behandschuhten Fingern zupfte er am Strick. »Simpler Knoten. Soll ich ihn aufmachen?«
    Jen hockte sich mit einem Messer in der Hand an die andere Seite und schlitzte die Folie vorsichtig direkt neben dem Knoten auf, so dass die Säcke sich voneinander lösten, der Knoten aber unberührt blieb. Dann packte sie einen Zipfel und holte tief Luft. »Nimm dir die eine Seite, Chick. « Zusammen begannen sie, die Plastikfolie von der Leiche zu ziehen, und Vito musste den Würgereiz niederkämpfen. »O Gott.« Hastig ließ er den Zipfel fallen und wandte sich ab.
    »Gebrandmarkt«, sagte Nick.
    »Und erhängt«, fügte Jen hinzu. »Seht euch die Male an der Kehle an.«
    Vito blickte herab. Jen hielt den Plastiksack noch immer auseinander und gewährte so einen Blick auf die linke Seite der Leiche und ihr Gesicht, auf dessen linker Wange ein T eingebrannt worden war. Er wappnete sich, nahm den Zipfel Plastik und zog, um auch die rechte Seite zu entblößen.
    »Seine Hand«, murmelte er. Beziehungsweise die nicht vorhandene.
    »Verdammt.« Nick kam schwungvoll auf die Füße. »Meine Güte, was ist denn mit dem passiert?« Vito presste die Lippen zusammen. »Schneide den unteren Sack auf, Jen. Bis zu seinen Füßen.«
    Sie tat es, und gemeinsam entfernten sie die untere Folie. »Er hat auch seinen Fuß abgetrennt«, sagte sie leise. »Rechte Hand, linker Fuß.« Vito ließ das Plastik langsam wieder herab. »Das hat bestimmt etwas zu bedeuten.« Sie nickte. »Genau wie der Name E. Munch.«
    Sonny Holloman, Jens Fotograf, kam schlitternd den Hang herab. »Himmel.«
    »Ja, das hatten wir schon«, sagte sie müde. »Mach von allen Seiten Aufnahmen, Sonny.«
    Ein paar Augenblicke lang hörte man nur das Klicken der Kamera.
    Jen richtete ihren Blick wieder auf das Gesicht des Opfers. »Vito, ich kenne diesen Mann. Da bin ich mir sicher.« Vito blinzelte und konzentrierte sich. »Ja, ich denke, ich auch. Verdammt noch mal. Ich weiß es, aber ich komme einfach nicht drauf.«
    Sonny senkte die Kamera. »O Scheiße«, murmelte er. »Sanders Sewer Service. Einer von den Sanders-Jungs. Der älteste, der am Ende der Reihe stand und so elend aus der Wäsche guckte.«
    Jen riss die Augen auf, als die Erkenntnis einsank. »Du hast recht.«
    »Worüber redet ihr?«, fragte Nick, aber Jen brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Lass mich nachdenken. Sid Sanders' Sewer Service saugt septische Systeme ...«
    »Supersauber«, beendeten Vito und Sonny unisono den Satz.
    »Wie bitte?
Kann mir vielleicht einer mal erklären, worum es hier geht?«, verlangte Nick zu wissen. »Du bist hier nicht groß geworden«, sagte Vito, »daher kannst du es nicht wissen. Diesen Burschen kennt man aus der Werbung.«
    Jen schüttelte den Kopf. »Nicht einfach eine Werbung. Es war ein ... «
    »Ein echtes Phänomen der Popkultur. Es ging um eine Klempnerfirma«, sagte Vito. »Kennst du das nicht, Nick?
    Eine Werbung, die so dämlich ist, dass die ganze Stadt davon spricht?«
    »Und sich darüber lustig macht?«, setzte Sonny hinzu. »Ja, doch. Wir hatten Crazy Phil, der Autos verscherbelte, wie ein Hillbilly-Verkauf er auf Crack. « Nick runzelte die Stirn. »Und dann stellte sich heraus, dass er tatsächlich auf Crack war. Dieser Typ ist also euer Crazy Phil?« »Nein. Dieser Typ hatte das Pech, der Sohn von Crazy Phil zu sein«, erklärte Vito. »Sanders hatte ein Unternehmen zur Reinigung von chemischen Toiletten und wollte Werbung dafür machen, war aber zu knauserig, um Models zu bezahlen.«
    »Also stellte er seine sechs Söhne in eine Reihe. « Jen seufzte. »Sie sollten den Slogan aufsagen und dabei fröhlich tun. Mir taten sie immer leid. Besonders der älteste. Er war wirklich niedlich

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