Todesschrei
vorübergehend bei Tino ein.«
»Er hat recht«, sagte Tino. »Tess, Dom und ich hüten die Jungs, und bald wird Vito Recht und Ordnung wiederherstellen, und wir alle kehren zum alltäglichen Wahnsinn zurück.«
»Ich bleibe, bis Molly wieder ganz auf den Beinen ist«, fügte Tess hinzu. »Also mach dir keine Sorgen.« »Aber deine Praxis«, protestierte Dino. »Und deine Patienten.«
»Darum habe ich mich schon gekümmert, bevor ich kam. Übrigens habe ich gar nicht mehr so viele Patienten wie früher. Ich wollte etwas kürzertreten.« Weil sie geglaubt hatte, sie würde bald selbst Kinder haben, dachte Vito traurig. Tess würde eine großartige Mutter sein. Wenn es Gerechtigkeit auf dieser Welt gab, bekam sie irgendwann die Großfamilie, die sie sich wünschte. Und Sophie auch. Vito stand auf. »Ich packe ein paar Sachen zusammen. Dino, ihr zieht hierher, wann immer du bereit bist.«
Tino grinste listig. »Vielleicht ist mein großer Bruder so willig, sein Haus anzubieten, weil er gerade über ein anderes Dach über dem Kopf verfügt.«
»Sie ist ausgesprochen knackig«, fügte Dino hinzu und grinste ebenfalls. Er stieß Dom an. »Findest du nicht?«
Dominic wurde rot. »Hör auf damit«, brummte er.
»Er hat in der Schule ein Mädchen kennengelernt«, sagte Dino, und sein Sohn sah ihn finster an.
Tess tätschelte Dominies Arm. »Entspann dich, Dom, und gewöhn dich besser dran. Du solltest nur hoffen, dass dein Großvater keinen Wind davon bekommt, sonst musst du dich wirklich einem Verhör unterziehen.« »Was für ein Verhör?«, fragte Michael, der sich in Richtung Küche bewegte. Ohne auf eine Antwort zu warten, begann er, Schubladen zu durchsuchen und alles durcheinanderzubringen.
»Was suchst du, Dad?«, fragte Vito.
»Einen langstieligen Holzlöffel und die Piksdinger, die man in Maiskolben spießt. Sophie will den Jungs zeigen, wie man ein Katapult baut. Genauer gesagt, ein Trebuchet.« Er sprach das Wort mit drolligem französischem Akzent aus. »Das ist ein Katapult mit Gegengewicht, sagt sie.« »Als brauchten die Jungen noch Unterstützung, um Gegenstände durch die Wohnung zu werfen«, brummte Dino, stand aber auf, um seinem Vater bei der Suche zu helfen. »Ein Katapult ... na ja, ziemlich cool.« Tino zog eine Braue hoch. »Sie fährt ein schnelles Motorrad, kann Belagerungsinstrumente aus Haushaltsgeräten bauen und hat nette ... Ohrringe.«
Dino lachte. »Das klingt, als solltest du sie nicht wieder laufenlassen.«
»Und das war mein Stichwort. Tino, kannst du mir eben helfen, meine Sachen zu packen?« Er hatte eine Frage zu Überwachungskameras und wollte sie nicht in Tess' Gegenwart stellen. Sie war vor ein paar Jahren unfreiwilliges Opfer einer solchen Überwachung gewesen und hatte dadurch eine verständliche Aversion gegen derartige Gerätschaften entwickelt.
Als Vito zurückkehrte, saß sein Vater wieder auf dem Sofa und schnitzte an einem Holzblock. Sophie befand sich mit den Jungen auf dem Boden und baute eine Festung aus Büchern, die vormals ordentlich in Regalen gestanden hatten. Pierce blickte mit aufgeregt gerötetem Gesicht auf. »Wir bauen eine Burg, Onkel Vito. Mit Graben und allem.«
»Von einem Graben habe ich nichts gesagt, Pierce«, warf Sophie ein. »Deinem Onkel gefällt es bestimmt nicht, wenn wir sein Wohnzimmer fluten.« Vito zuckte zusammen, als Connor einen weiteren Bücherstapel neben Sophie fallen ließ, aber sie lächelte den Jungen an. »Danke, Connor. Wie weit ist das Gegengewicht für das Katapult, Michael?« Sein Vater sah sie entrüstet an. »Qualität braucht ihre Zeit, Sophie.«
»Edward I. brauchte nur wenige Monate, um das größte Katapult aller Zeiten zu bauen, Michael«, belehrte sie ihn trocken. »Es konnte ein Gewicht von dreihundert Pfund schleudern. Wir wollen nur Popcornmais schleudern, also beeilen Sie sich.«
»Wir müssen los, Sophie«, sagte Vito. »Schlafenszeit für die Jungs.« Und für mich, dachte er hoffnungsvoll, obwohl »schlafen« nicht genau das war, was er wollte. »Och, Onkel Vitoooo«, maulte Pierce. »Nur noch ein bisschen.«
»Ja, Onkel Vitoooo«, imitierte Sophie den kleinen Jungen, und die zwei Mitverschwörer glucksten vergnügt. »Lass uns wenigstens die Mauer um die Vorburg beenden.« Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Es ginge schneller, wenn du uns dabei helfen würdest.« Sie sah so glücklich aus, dass Vito sich nicht weigern konnte. Er ließ sich auf dem Boden nieder und sah sich um. »Wo ist
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