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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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gewesen, als Lena Harry ein weiteres Kind in den Arm gedrückt hatte. Elle war damals nicht einmal eine Woche alt.«
    »Deine Mutter scheint die mütterlichen Instinkte eines Krokodils zu haben.«
    »Krokodile kümmern sich besser um ihre Jungen. Nun, jedenfalls zog sich Anna aus ihrem Beruf zurück. Sie sagte alle Engagements ab, bis auf
L'Orfeo,
weil er in Philly aufgeführt wurde.«
    »Also habe ich wirklich Glück gehabt, sie noch einmal zu sehen.«
    »Ja, hattest du.«
    »Und Anna hat Elle großgezogen?«
    »Anna und ich. Zum größten Teil ich. Anna war einfach kein mütterlicher Typ. >Sieh zu, dass du etwas mit diesem Baby machst<, brüllte sie oft, wenn ich aus der Schule kam. Aber das hat mich nicht gestört. Ich liebte Elle wahnsinnig. Sie war wie mein eigenes Kind.«
    »Und das war das erste Mal, dass du jemanden ganz für dich allein hattest, nicht wahr?«
    Sie lächelte, sehr traurig. »Und zum dritten Mal: Ich bin nicht schwer zu durchschauen. Elle war gesundheitlich nicht gerade stabil und hatte unter anderem eine Nahrungsmittelallergie, daher passte ich höllisch auf sie auf. Besonders dann, wenn Lena bei uns hereinschneite.« »Lena kam euch besuchen?«
    »Ja, hin und wieder. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, kam zu uns, schaukelte Elle ein bisschen auf dem Arm und machte sich dann wieder vom Acker. Am Anfang hoffte ich, dass sie wegen Elle endlich bleiben und häuslich werden würde, aber das geschah natürlich nicht. So verging die Zeit. Elle wuchs und gedieh.« Ihre Mundwinkel zogen sich aufwärts. »Sie war so hübsch. Ringellocken und blaue Augen - sie sah aus wie ein Engel. Meine Haare sind ja glatt wie Spaghetti, und damals war ich groß und ungelenk, aber Elle war umwerfend. Auf der Straße drehten die Leute sich nach ihr um. Und schenkten ihr was.« »Was denn?«
    »Ach, meistens harmlose Kleinigkeiten - Aufkleber, Püppchen und so weiter. Manchmal aber auch Süßigkeiten, was mir immer Angst machte, weil sie doch die Allergie hatte. Wir lasen jedes Etikett gründlich durch.« Nun konnte Vito sich vorstellen, wie die Geschichte weiterging. »Und eines Tages kam Lena nach Hause, als du nicht da warst, und gab ihr das Falsche zu essen.« »Ja. Abschlussball in der Schule. Ich war nicht oft verabredet, weil ich meistens mit Elle beschäftigt war. Aber dies war mein Ball. Ich war mit Mickey DeGrace verabredet.« »Ich nehme an, er war etwas Besonderes«, sagte Vito trocken.
    »Gott, ich hatte ihn die ganze High-School-Zeit über angehimmelt. Er hatte mich eigentlich nie beachtet, aber Trisha, Katherines Tochter, war der festen Überzeugung, dass ich bloß ein neues Styling brauchte. Es klappte, und plötzlich himmelte Mickey
mich
an. Wir waren also auf dem Ball und ... verzogen uns. Natürlich kannte Mickey alle einschlägigen Orte, an denen man in gewisser Weise allein war. Ich war ganz aus dem Häuschen, dass er etwas von mir wollte, also ging ich ohne zu zögern mit.« Das war definitiv nicht gut, dachte Vito. Das Schuldgefühl wegen der toten Schwester in Verbindung mit ersten sexuellen Erfahrungen ... »Wie ging es weiter?« »Wir haben ... na ja, du weißt schon. Dann plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter, und ich dachte, okay, jetzt fliegst du von der Schule. Ich sah schon meine Collegechancen schwinden, und nur weil ich mir zum ersten Mal diesen Spaß erlaubt hatte.«
    »Du warst noch Jungfrau?«, fragte er, und sie nickte. »Das war wahrscheinlich der Anreiz für Mickey. Er hatte schon jedes Mädchen gehabt, und ich war Frischfleisch.
    Jedenfalls suchte ich fieberhaft nach einer Erklärung, als ich plötzlich das Gesicht der Lehrerin sah. Und da wusste ich es. Dass Mickey sich hastig die Hose hochzog, hat sie niemals erwähnt.«
    »Es ging um Elle. Lena war gekommen.« »Lena war gekommen und hatte ihre Tochter zum Eis eingeladen. Die Lehrerin brachte mich mit dem Wagen zur Eisdiele, aber es war schon zu spät. Katherine war ebenfalls schon da. Sie weinte.« Sophie atmete angestrengt aus. »Sie schloss gerade den Leichensack, als ich in meinem Ballkleid hereingestürmt kam. Sie sah auf, sah mich und ...« Sophie umfasste unwillkürlich ihre Oberarme. »Wie am Sonntag«, sagte Vito.
    »Wie am Sonntag. Dann weiß ich nur noch, dass ich genau hier erwachte. Onkel Harry schlief dort.« Sie zeigte auf einen Stuhl. »Elle war tot. Lena hatte ihr einen Eisbecher mit Extranüssen gekauft. Ihre Kehle schwoll an, und sie erstickte. Lena hat sie umgebracht.« »Wusste Lena denn von der

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