Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
endlich akzeptiert.« Sophie schüttelte den Kopf. Der Zorn war noch da, kochte leise in ihr, und als sie sprach, war ihre Stimme kalt. »Du bist immer zu nachsichtig mit ihr umgegangen. Ich fürchte, ich kann nicht so leicht -« »Vergeben?«, unterbrach Katherine sie scharf. Sophie lachte freudlos. »Die Augen verschließen. Ich werde jetzt diesen Job hier erledigen.« Sie befreite sich aus Katherines Griff, schob die Hand in die leere Tasche, und dann fielen ihr wieder die Stäbe ein. Sie sah sich nach Jen um und bemerkte erst jetzt, dass der kleine Trupp Leute innegehalten hatte und die Szene zwischen ihr und Katherine beobachtete.
    Am liebsten hätte sie sie angebrüllt, sie sollten sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern, aber sie bezwang den Impuls. Wieder sah sie sich nach Jen um, und wieder war es Vito Ciccotellis Blick, der ihrem begegnete. Er hatte anscheinend gar nicht weggesehen. »Ich brauche noch mehr Stäbe für die Markierung. Haben Sie so etwas?« »Ich finde schon etwas für Sie.« Er warf ihr noch einen langen, nachdenklichen Blick zu, dann wandte er sich um und ging auf den CSU-Van zu. Sie seufzte und spürte, wie ihr Zorn nachließ. Nun empfand sie nur noch Trauer und Scham.
    »Tut mir leid, Katherine. Ich habe die Beherrschung verloren.« Sie würde nicht sagen, dass sie sich geirrt hatte. Sie hatte Katherine noch nie angelogen und würde auch jetzt nicht damit anfangen.
    Katherine betrachtete sie mit einem schiefen Lächeln. Sie wusste genau, was Sophie unausgesprochen gelassen hatte.
    »Kein Wunder. Das Opfer zu sehen hat dir einen Schock verpasst. Ich hätte nie erwartet, dass du hier eine Leiche sehen würdest. Ich dachte, du scannst den Boden und fährst dann wieder nach Hause. Tut mir leid. Ich habe offenbar nicht gründlich genug nachgedacht.« »Schon gut. Ich bin froh, dass du mich um Hilfe gebeten hast.« Sophie drückte Katherines Arm und wusste, dass zwischen ihnen wieder alles gut war.
Sei froh, dass Katherine besser vergeben kann als du.
Aber schließlich war es auch einfacher zu vergeben, wenn der Verlust einen nicht so stark traf. Elle war nicht Katherines Tochter gewesen.
Sie gehörte zu mir.
Sie räusperte sich. »So, und jetzt lass mich endlich wieder arbeiten, damit die Cops nichts mehr zu glotzen haben.«
    Katherine sah sich um, als bemerkte sie zum ersten Mal, dass sie Publikum hatten. Mit einem einzigen Heben der Braue schickte die kleine Frau die Leute wieder an die Arbeit. »Cops sind unglaublich neugierig«, flüsterte sie. »Und sie sind schlimmer als Klatschtanten.« »Das war jetzt aber eine boshafte Bemerkung.« Vito war hinter ihnen aufgetaucht und hielt bunte Flaggen wie einen Strauß Blumen in der Hand. Katherine grinste ihn an. »Nein, eine wahre, und das weißt du genau.«
    Er zog einen Mundwinkel hoch. »Ersetze neugierige Klatschtanten durch wachsame Beobachter, und ich kann damit leben.« Seine Worte waren an Katherine gerichtet, aber er sah Sophie an, der er die Flaggen hinhielt. »Hier, bitte«, sagte er.
    Sie zögerte, weil der Gedanke, ihn berühren zu können, sie nervös machte.
Lächerlich.
Sie war ein Profi und würde tun, weswegen sie gekommen war.
    Sie griff nach den Flaggen und stopfte sie in ihre Tasche.
    »Ich hoffe, ich brauche nicht mehr viele davon.«
    Vitos Lächeln verschwand, und er sah über das Feld. »Dann sind wir schon zwei.«
    Katherine seufzte. »Amen.«
     
    Dutton, Georgia, Sonntag, 14. Januar, 21.40 Uhr
    Daniel Vartanian saß mit dem Telefon in der einen Hand auf seinem Hotelbett und rieb sich mit der anderen die Stirn, hinter der die Anfänge einer Migräne lauerten. »So sieht es also aus«, endete er und wartete auf die Reaktion seines Chefs.
    Chase Wharton seufzte. »Sie haben eine ziemlich durchgeknallte Familie, wissen Sie das?«
    »Danke, ja, durchaus. Also - kann ich den Urlaub nehmen?«
    »Und Sie sind sicher, dass sie wirklich auf Reisen sind? Bei all diesen Lügen?«
    »Meine Eltern versuchen immer, den Schein zu wahren. Um jeden Preis.« Sie hatten so viele Dinge unter den Tisch gekehrt, um den »guten Namen« der Familie zu schützen.
Wenn die anderen nur wüssten.
»Dass sie niemandem von der Krankheit meiner Mutter erzählen, passt ganz gut dazu.«
    »Aber hier geht es um Krebs, Daniel, nicht um etwas Schlimmes wie Pädophilie oder so etwas.«
    Oder so etwas.
»Auch Krebs setzt die Gerüchteküche in Gang. Mein Vater könnte das gar nicht ertragen, zumal er gerade eingewilligt hat, sich in den Kongress

Weitere Kostenlose Bücher