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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Jackentasche und fischte diesmal ein Trinkpäckchen hervor. Er warf ihr einen Blick zu und verzog das Gesicht, als er den Aufdruck sah. »Kakao? Zu getrocknetem Rindfleisch?« Sie tippte mit einem kleinen Strohhalm gegen den Karton. »Kalzium ist gut für die Knochen. Wollen Sie auch eins?« »Nein«, sagte er entschieden. »Das ist gruselig, Dr. Johannsen.«
    »Sagen Sie nicht nein, bevor Sie es nicht probiert haben.« Nach einer kurzen, berechnenden Pause setzte sie hinzu: »Vito.« Dann sah sie schweigend aus dem Fenster und trank. Anschließend steckte sie das Päckchen in eine Tüte, verschloss und schob sie zurück in ihre Tasche. »Ihre Feldjacke dient also auch als Müllhalde?« Sie warf ihm einen verlegenen Blick zu. »Das gewöhnt man sich an. An der Grabungsstelle darf man nichts liegenlassen.«
    »Und was haben Sie sonst noch zu essen in Ihren Taschen?«
    »Zwei kleine gefüllte Kuchen, sie sind jedoch ziemlich zerdrückt. Schmecken aber trotzdem noch.« »Ich nehme an, Sie mögen Süßes?«
    »Könnte sein.« Sie sah ihn wachsam an. »Sagen Sie bloß nicht, Sie nicht. Ich habe gerade angefangen, Sie zu mögen.«
    Er lachte und überraschte sich damit auch selbst. Er hätte nicht gedacht, dass ihm dazu genügend Energie geblieben war. »Ich mache mir wirklich nicht viel draus. Aber mein Bruder Tino ist Schokoholiker. Alpenmilch, Zartbitter, weiße Crunch - Tino inhaliert alles.« Sie lächelte, und wieder war er von ihr bezaubert. Selbst mit verheulten Augen war sie wunderschön. »Sie haben einen Bruder namens Tino? Ernsthaft?« Er zwang sich, sich aufs Fahren zu konzentrieren. »Ich habe sogar drei Brüder, aber Sie müssen versprechen, nicht zu lachen, wenn Sie die Namen erfahren wollen.« Sie presste die Lippen aufeinander, aber ihre Augen lachten bereits. »Okay, versprochen.«
    »Mein ältester Bruder heißt Dino, meine zwei jüngeren Tino und Gino. Unsere Schwester heißt Contessa Maria Teresa, aber wir nennen sie Tess. Sie lebt in Chicago.« Ihre Lippen zuckten. »Ich lache nicht. Ich mache auch keinen einzigen Mafia-Witz.«
    »Schönen Dank«, gab er trocken zurück. »Und Sie? Haben Sie hier irgendwo Familie?«
    Sie verharrte, und ihm wurde klar, dass er einen wunden Punkt berührt hatte. »Nur meine Großmutter und meinen Onkel Harry. Und meine Tante Freya natürlich. Dann noch die eine oder andere Cousine, aber wir stehen uns nicht sehr nah.« Sie lächelte wieder, wenn auch nicht mehr so unbeschwert. »Aber Ihre Familie scheint sich nahezustehen. Das ist schön.«
    Sie klang wieder so einsam, dass ihm das Herz schwer wurde. »Ja, ist es auch, obwohl es auch sehr laut und anstrengend sein kann. In meinem Haus geht es manchmal zu wie auf einem Bahnhof. Und Tino ist momentan eine permanente Einrichtung in meinem Leben, weil er die Wohnung im Keller gemietet hat. Manchmal wünsche ich mir nichts als Stille.«
    »Ich denke, wenn Sie wirklich Stille hätten, würden Sie sich Lärm wünschen«, murmelte sie.
    Er warf ihr einen weiteren verstohlenen Blick zu. Selbst in der Dunkelheit sah sie müde, traurig und verloren aus.
    Doch bevor er etwas sagen konnte, straffte sie sich und wühlte nach noch mehr Beef Jerky in ihren Taschen. »Wie lange dauert es, bis ich ...
das
nicht mehr schmecke?« »Hoffentlich nur ein paar Stunden. Spätestens morgen ist es weg.«
    »Wollen Sie noch etwas davon?«
    Er verzog das Gesicht. »Nein danke. Es sei denn, Sie haben zufällig einen Burger oder Pommes frites in einer Ihrer Taschen.«
    Sie grinste. »Leider nein. Aber ein Handy, eine Kamera, einen Kompass, einen Pinselkasten, ein Lineal, zwei Notraketen, eine Taschenlampe und ... Streichhölzer. Ich kann überall überleben.«
    Er lachte in sich hinein. »Ein Wunder, dass Sie damit noch gehen können. Das Ding muss doch mindestens dreißig Kilo wiegen.«
    »Könnte hinkommen. Ich habe die Jacke schon viele Jahre. Und ich hoffe bloß, ich kriege sie wieder sauber.« Ihr Lächeln verschwand, und der verstörte Blick kehrte zurück.
»L'odeur de la mort«,
sagte sie leise.
    Er hätte ihr gerne etwas Tröstendes gesagt, aber ihm fiel nichts ein, also sagte er gar nichts.
     
    Sonntag, 14. Januar, 23.15 Uhr
    Vito hielt vor der komischen Affenskulptur. »Dr. Johannsen.« Er rüttelt sie sanft an der Schulter. »Sophie.« Sie schreckte auf, und in ihren Augen sah er einen Moment lang Desorientierung und Furcht, bevor sie sich erinnerte, wo sie war.
    »Ich bin eingeschlafen. Entschuldigung.«
    »Kein Grund, sich zu

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