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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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hatte er sie angestarrt und ...
und was, Sophie?
Er hatte nur gesagt, zu Hause würde niemand auf ihn warten. Das war ja nicht zwingend als Einladung zu betrachten.
Jetzt reiß dich zusammen. Du hast gehört, was du hören wolltest, weil du traurig warst. Und verzweifelt. Und es nötig hast.
Sie presste sich unwillkürlich die Hände auf die Ohren, aber die Worte hallten in ihrem Kopf wider. Er war nett zu ihr gewesen. Und letztendlich war das alles, was er getan hatte. Er hatte ihr keine Avancen gemacht, sondern sich nur wie ein Gentleman benommen. War ja klar, dass er schon vergeben war. Die Guten blieben nie lange Single.
    Er saß auf ihrem Bike, als sie zurückkam, und wirkte wieder geistesabwesend. Er blinzelte, als er sie entdeckte. »Und? Gefunden?«
    Sie hielt ihren Schlüsselring hoch und warf ihm seinen zu. »Unterm Sitz.«
    »Fein.« Er stieg von dem Motorrad. »Sophie, ich ... Vielen Dank. Sie haben uns heute sehr geholfen. Ich wünschte, wir könnten Sie für Ihre Leistung bezahlen. Aber die Pizza habe ich Ihnen schließlich versprochen.« Er zog die Brauen hoch. »Ich kenne einen Laden, der noch aufhat, wenn Sie jetzt Lust auf eine haben.«
    Sie schluckte.
Er ist vergeben.
Aber sie wollte ihn immer noch.
Mann, was bist du für eine Schlampe?
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Falls die Abteilung sich wirklich revanchieren will, dann geben Sie mir einen >Gehe-nicht-ins-Gefängnis-Freifahrtschein, wenn ich das nächste Mal beim Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit erwischt werde.«
    Vito zog die Stirn in Falten. »Ich habe nicht davon gesprochen, dass die Abteilung Sie zum Essen einlädt. Ich meinte mich.« Er holte tief Atem. »Ich bitte Sie, mit mir essen zu gehen.«
    Sie zog den Riemen unter ihrem Kinn ruckartig fest, während ihre Hoffnung sank.
Bitte baggere mich nicht an. Bitte bleib der nette Kerl, für den ich dich halte.
»Sie ... Sie bitten mich um eine Verabredung?« Toll, jetzt brachte er sie sogar schon zum Stottern.
    Er nickte ernst. »Ja. Eine Verabredung.« Er trat vor und hob mit einem Finger ihr Kinn an, bis sie ihm in die Augen sah. »Ich habe seit langem keine Person mehr wie Sie kennengelernt. Es wäre schade, wenn Sie einfach so auf Nimmerwiedersehen aus meinem Leben verschwinden.« Sie konnte sich nicht regen, nicht atmen, konnte nur in seine dunklen Augen starren und sich verzweifelt wünschen, dass er es so meinte, sich verzweifelt wünschen, was sie nicht haben konnte. Sein Daumen strich über ihre Unterlippe und verursachte ihr einen wohligen Schauder. »Was sagen Sie?«, murmelte er mit sanfter, tiefer Stimme. »Ich folge Ihnen bis zu Ihnen nach Hause und nehme unterwegs eine Pizza mit. Dann können wir uns noch ein bisschen unterhalten.«
    Er kam noch ein wenig näher, und sie wusste, dass er sie gleich küssen würde. Wusste, dass es wahrscheinlich der umwerfendste Augenblick ihres Lebens werden würde. »Also?«, flüsterte er, und sie spürte seine Wärme an ihrer Haut.
    Ja, ja.
Die Worte lagen ihr auf der Zungenspitze. Doch dann setzte endlich ihr Verstand ein und spielte dieselben Worte mit Alan Brewsters Stimme ab. Die Vernunft traf sie wie ein Hammerschlag, und sie sprang einen Schritt zurück, als er sich gerade vorbeugte, um sie zu küssen. »Nein!« Keuchend stieg sie auf ihr Motorrad. Sie war wütend, aber ob nun auf ihn, weil er es versucht hatte, oder auf sich, weil sie beinahe nichts als eine weitere Kerbe am Bettpfosten eines Mannes geworden wäre, konnte sie nicht sagen. »Nein, vielen Dank. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden ... «
    Er sagte kein weiteres Wort, und sie trat mit Wucht auf den Kickstarter, wodurch hundertzehn PS mit lautem Röhren zum Leben erwachten. Bevor sie auf die Straße einbog, sah sie im Rückspiegel, dass er sich nicht bewegt hatte. Er stand still wie eine Statue da und blickte ihr nach.
     

5. Kapitel
    Sonntag, 14. Januar, 23.55 Uhr
    Das Klingeln des Handys weckte ihn aus tiefem Schlaf. Knurrend griff er danach und sah blinzelnd auf das Display. Harrington. Selbstherrlicher, arroganter Ex-Gernegroß. »Was gibt's?« » Harrington hier.«
    Er setzte sich auf. »Ich weiß. Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?«
    »Es ist nicht einmal zwölf. Ich denke, du arbeitest immer die ganze Nacht durch.«
    Das war die Wahrheit, aber er hatte keine Lust, diesen Punkt an Harrington abzutreten. Er empfand nichts als Verachtung für ihn und seine rosiggoldene, ach so moralische Weltsicht. Er hätte diesen Kerl gern erwürgt,

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