Todesschrei
das vom Draht geschabt, der um die Hände des männlichen Opfers gewickelt war. Bei der Frau war etwas, das ähnlich aussieht.«
Vito hielt das Glas gegen das Licht und reichte es an Nick weiter. »Und?«
Katherine runzelte die Stirn. »Sieht nach Silikon aus. Ich habe etwas ans Labor geschickt. Ich sage Bescheid, wenn ich Ergebnisse habe.« »Und was war noch?«, fragte Nick.
»Alle drei Opfer sind gründlich gewaschen worden. Eigentlich hätte überall Blut sein müssen, aber ich habe nichts gefunden. Das führt mich zu dem Gedanken, dass auf den Opfern wahrscheinlich noch viel mehr von diesem weißen Zeug im Glas gewesen ist.«
»Wir werden im Vermisstenregister nach der Tätowierung suchen«, sagte Nick. »Dank dir, Katherine.« »Und dann sollten wir Sophie anrufen«, fügte er hinzu, als sie wieder im Flur waren. »Ich würde gerne mehr über diese Folterinstrumente herausfinden. Wie kommt man an solche Dinger ran? Vielleicht weiß Sophie etwas, das uns weiterhilft. Ich denke, wir sollten uns von Katherine ihre Nummer geben lassen.«
Vito musste zugeben, dass die Idee gut war. Die Frau kannte sich offensichtlich in ihrem Fach aus. Und vielleicht bekam er auch eine Chance herauszufinden, womit er das wütende Aufblitzen in ihren Augen verdient hatte, mit dem sie ihn gestern Abend bedacht hatte. Aber mehr als alles andere wollte er sie wiedersehen. »Sie arbeitet im Albright Museum. Wenn wir mit der Vermisstenliste durch sind, fahren wir rasch bei ihr vorbei.«
Dutton, Georgia, Montag, 15. Januar, 10.10 Uhr
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Daniel. »Ausgerechnet an deinem freien Tag.«
Luke hielt den Blick unverwandt auf den Computerbildschirm gerichtet. »Für einen Freund tue ich alles.« »Und dass nicht weit von hier ein See mit fetten Barschen liegt, war ein hübscher Nebeneffekt, richtig?«, sagte Daniel sarkastisch, und Luke grinste nur. »Hast du schon was gefunden?«
Luke zuckte die Achseln. »Kommt drauf an. Vor Mitte November gibt es keine E-Mails.«
»Was heißt das? Es gab nie welche, oder wurden sie gelöscht?«
»Gelöscht. Aber ab Mitte November sind hier wieder Mails gekommen. Meistens Eingangsbestätigungen für bezahlte Rechnungen, abgesehen von dem üblichen Spam. Alle anderen Nachrichten gehen hauptsächlich zwischen deinem Dad und einem gewissen Carl Sargent hin und her.« »Sargent ist Gewerkschaftler in der Papiermühle, die die halbe Stadtbevölkerung beschäftigt. Dad hat sich mit ihm getroffen, bevor er abgereist ist. Gestern habe ich herausgefunden, dass mein Dad für den Kongress kandidieren wollte.«
Luke las die restlichen E-Mails. »Sargent fragt deinen Vater dauernd, wann er seine Kandidatur öffentlich machen will, und dein Vater vertröstet ihn jedes Mal. In dieser Mail steht, dass er zu viel zu tun hat. In dieser hier wiederum, dass er eine Pressekonferenz ansetzen will, sobald er eine wichtige Sache erledigt hat.«
»Mit meiner Mutter«, murmelte Daniel. »Sie hat Krebs.« Luke verzog das Gesicht. »Das tut mir leid, Daniel.« Wieder packte Daniel der dringende Wunsch, sie zu sehen, bevor es zu spät war. »Danke. Kannst du irgendeine Art von Reiseroute finden? Irgendetwas, das mir verrät, wo sie jetzt gerade stecken?«
»Nein.« Luke tippte etwas ein und rief die Online-Banking-Seite auf. »Wenn du deinen Dad gefunden hast, sag ihm bitte, dass er sein Passwort nicht in einer Word-Datei auf der Festplatte speichern sollte. Das ist, als würde man Einbrechern den Schlüssel auf einem Silbertablett überreichen.«
»Als ob er auf mich hören würde«, brummelte Daniel. Luke presste mitfühlend die Lippen aufeinander. »Mein alter Herr ist genauso. Sieht nicht so aus, als hätte dein Vater in den letzten neunzig Tagen irgendwelche größeren Beträge abgebucht. Tja ... das ist so weit alles!« »Was ich nicht verstehe, ist, wieso er seine Post und seine Bankgeschichten sozusagen ferngesteuert macht. Ich meine, wenn er schon Zugang zu einem Computer hat, warum nicht direkt überweisen?«
»Vielleicht will er auch unterwegs auf Dateien von seiner Festplatte zugreifen können.« Luke tippte etwas ein. »Hey - das ist allerdings interessant.« »Was denn?«
»Der Verlauf, der Nachweis aller Seiten, die besucht wurden, ist gelöscht.«
»Vollständig?«
»Nein. Aber es ist nicht schlecht gemacht.« Er gab wieder etwas ein. »Sogar überraschend gut. Selbst Computertechniker hätten Schwierigkeiten dahinterzukommen.« Er blickte auf und sah seinen Freund
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