Todesschrei
tätschelte ihr Knie. »Sandwich gegessen? Weil ich nämlich die Beweise loswerden muss. Freya darf nicht wissen, dass ich bei Lou's war. Das gehört nicht zu meiner Diät.«
»Sie wird die Zwiebeln riechen. Sorry, Onkel Harry. Du bist erledigt.«
»Macht nichts, das war es wert. Ich fahre mit offenem Fenster nach Hause.« Er kurbelte das Fenster herunter, während Sophie Rucksack und Müll aufsammelte und ausstieg.
»Ich vernichte die Beweisstücke«, flüsterte sie laut. »Bis bald, Onkel Harry.«
»Sophie, warte.« Sie drehte sich um und streckte den Kopf durch das Fenster. Seine Miene war ernst. »Wenn dieser Vito wirklich ein anständiger Kerl ist, wird nichts, was Brewster sagen könnte, ihn davon abbringen, dich zu respektieren.«
Sie küsste ihn auf die Wange. »Du bist ein Schatz. Naiv, aber lieb.«
Er legte die Stirn in Falten. »Ich fürchte nur, dass der Richtige anmarschiert und du solche Angst hast, er könnte das Schlimmste von dir denken, dass du ihm nicht einmal eine Chance gibst. Ich will nicht, dass du deine Chancen vertust, Sophie. Man weiß nie, wie viele davon man im Leben bekommt.«
9. Kapitel
Montag, 15. Januar, 21.00 Uhr
Da ist er.« Vito betrachtete das Foto von Warren Keyes auf der Seite von USA Models. Er hatte sich von seinem Computer mit Benutzernamen und Passwort, die ihm Sherry gegeben hatte, in Warrens Account eingeloggt. Sherrys Computer stand in einem Karton auf Nicks Tisch. Einer von Jeffs Technikern würde sich bald darum kümmern.
»Kein besonders toller Lebenslauf«, sagte Nick, der hinter ihm stand. »Viel Arbeit hat er nicht gehabt.« Vito klickte sich durch die Vita. »In der letzten Zeit nicht, nein. Im vergangenen halben Jahr sechs kleine Engagements. Aber schau dir mal das letzte Datum an.« »Dritter Januar. Einen Tag vor dem Tag, an dem Sherry ihn das letzte Mal lebend gesehen hat. Zufall?« »Kann ich mir nicht vorstellen.« Vito sah die Fotostrecke durch, die Warrens Karriere dokumentierte. »Sieh mal, das hier.« Es war ein Zusammenschnitt zweier Fotos - zweimal eine Großaufnahme von Warrens Bizeps. Die eine Hälfte zeigte einigermaßen detailliert die Tätowierung, auf der anderen Hälfte war sie mit Make-up verdeckt. »Diese Tätowierung will mir nicht so recht aus dem Kopf.« »Der Oscar? Scheint mir nicht unnormal, dass ein junger Schauspieler das Ding verehrt.«
»Das meine ich nicht.« Vito schüttelte den Kopf. »Vor einiger Zeit war ich bei meiner Schwester Tess in Chicago, und wir gingen in ein Museum, in dem die Oscar-Statuen ausgestellt waren, die in jenem Jahr verteilt werden sollten.« Er blickte Nick über die Schulter an. »Die Firma, die die Statuen herstellt, befindet sich in Chicago.« »Okay«, sagte Nick langsam. »Und?« Vito stellte sich die Figur vor, und endlich fiel es ihm ein. »Der Oscar ist ein Ritter.« »Was?«
»Ja, ein Ritter.« Aufgeregt gab Vito den Begriff bei Google ein und bekam eine Großaufnahme der Statue auf den Schirm. »Nick - die Hände!«
Nick stieß einen leisen Pfiff aus. »Nicht zu fassen. Schau einer an. Er hält ein verdammtes Schwert! Wenn er sich hinlegen würde, gäbe es das genaue Abbild unseres Burschen im Leichenschauhaus.«
»Das kann kein Zufall sein«, sagte Vito. »Er hat sich Warren wegen der Tätowierung ausgesucht.« »Oder er hat ihn wegen der Tätowierung so drapiert.« »Nein, ich denke, er hat das vorher geplant. Die Frau mit den gefalteten Händen ist Wochen zuvor getötet worden. Gott, Nick, der Junge ist wegen einer verdammten Tätowierung gestorben.«
»Mist.« Nick setzte sich. »Ob das Mädchen auch hier auf dieser Seite zu finden ist?«
»Und der Kerl mit dem halben Kopf. Und der mit der Kugel im Schädel.« Vito sah auf die Uhr. »Tino ist seit sieben im Leichenschauhaus. Vielleicht hat er ja schon etwas Brauchbares für uns.«
Wie aufs Stichwort gab der Aufzug ein »Pling« von sich, und Tino betrat das Großraumbüro. Vito verzog das Gesicht. Sein Bruder sah vollkommen fertig aus, der Teint grau, die Augen blicklos. »Oje. Was habe ich ihm da angetan.«
»Er wird's überleben«, sagte Nick knapp und erhob sich. »Hey, Tino«, sagte er und zog einen Stuhl heran. »Setz dich.«
Tino ließ sich schwer auf den Stuhl sinken. »Wie schaffst du das bloß, Vito? Dir so etwas jeden Tag anzusehen?« »Man lernt es mit der Zeit«, gab Nick an Vitos Stelle zurück. »Hast du was für uns?«
Tino hielt ihnen einen Umschlag hin. »Ich habe keine Ahnung, ob das auch nur annähernd
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