Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
das Ganze stank förmlich zum Himmel. Nathan wollte nicht daran denken, was das bedeutete, wollte nicht glauben, dass Holly Simpson Direktor Lansing über seine Pläne informiert hatte. Aber der Verdacht, dass es sich so verhielt, nagte an ihm.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es eine andere Erklärung gab, war verschwindend gering. Nathan musste also eine Entscheidung treffen. Konnte er es sich leisten, weiterhin Informationen mit Holly zu teilen? Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass Holly ihn absichtlichverraten und hintergangen hatte. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur Lansing von Nathans Plänen unterrichtet und der FBI-Direktor hatte dann von sich aus weitere Schritte unternommen. Wenn es sich so verhielt, dann konnte man Holly keinen Vorwurf machen. Schließlich gehörte es zu ihren beruflichen Pflichten, ihren Chef über ihre Aktivitäten zu informieren.
Auf jeden Fall nahm Nathan sich vor, mit ihr unter vier Augen zu reden und die Wahrheit zu erfahren.
Nathan ließ sich alles noch einmal gründlich durch den Kopf gehen, angefangen mit Lansing. Der Direktor hatte einen Agenten mit Fremdsprachenkenntnissen auf ihn angesetzt, um seine Aktivitäten im Auge zu behalten. Dies war verständlich, wenn man bedachte, wie viel auf dem Spiel stand, wirkte aber trotzdem übertrieben. Wenn Lansing wirklich einen Wachhund brauchte, hatte er den ja schon in der Person von Bruce Henning. Warum also dieser zusätzliche Agent, der nicht nur Arabisch, sondern womöglich auch Russisch sprach? War Lansing wirklich so misstrauisch, dass er glaubte, Nathan würde mit Harv in einer fremden Sprache reden, um Informationen geheim zu halten? Es ergab keinen Sinn. Da musste noch mehr dahinterstecken. Was führte Lansing wirklich im Schilde?
Je mehr Nathan darüber nachdachte, umso unwohler fühlte er sich dabei. Hatte Lansing ihm den Learjet nur deshalb überlassen, um ihn besser überwachen und kontrollieren zu können? Hollys Bemerkung in der Piano-Bar fiel ihm wieder ein. Sie hatte gesagt, dass Lansing ihn nicht brauchte. Warum sollte er auch? Schließlich leitete er eine Behörde mit einunddreißigtausend Mitarbeitern. Außerdem hatte Holly erwähnt, Lansing lege großen Wert auf Diskretion, und dass Nathans weiteres Mitwirken ernsthafte Folgen haben würde, falls jemand davon Wind bekam. Warum hatte der FBI-Direktor ihn dann überhaupt mit einbezogen? Gut, der Bombenanschlag in Sacramento verlieh der Angelegenheit eine neue Dimension. Aber glaubte Lansing wirklich, dass Nathan der beste Mann war, um die Bridgestone-Brüder aufzuspüren? Er musste an einen Spruch aus dem Film
Der Pate – Teil
II denken:Halte deine Freunde nahe bei dir, aber deine Feinde noch näher. Betrachtete Lansing Nathan als Feind? Wenn ja, warum? In der Piano-Bar hatte er Holly unmissverständlich erklärt, dass er und Harv sich den Bridgestones an die Fersen heften würden, egal, ob das FBI seinen Segen dazu gab. Hatte Lansing ihn nur deshalb in die Ermittlungsarbeit einbezogen, um über jeden seiner Schritte im Bilde zu sein?
Nathan ließ die einzelnen Stationen seiner Verwicklung in die FBI-Operation in Gedanken Revue passieren: »Echo der Freiheit« und Semtex. James Ortegas Enttarnung als verdeckter Ermittler. Die Razzia gegen das Lager in den Bergen. Der Bombenanschlag auf die FBI-Dienststelle und der Gebrauch von Semtex. Das Semtex, das immer noch vermisst wurde. Semtex. Semtex. Nathan schloss die Augen und lehnte sich im Rücksitz zurück. Abgesehen von den toten FBI-Agenten drehte sich die ganze Angelegenheit um das Semtex. Wie leicht kam man an das Zeug heran? Selbst wenn Leonard Bridgestone im nördlichen Irak Kontakte zu einem syrischen Amtsträger geknüpft hatte, existierte immer noch das Problem der Sprachbarriere. Hier wäre ein Dolmetscher vonnöten gewesen, es sei denn, Bridgestone beherrschte die Landessprache, was Nathan bezweifelte. Er machte sich in Gedanken eine Notiz, herauszufinden, ob Leonard Arabisch konnte. Eine Vereinbarung zwischen Bridgestone und dem Syrer hätte bedeutet, dass das Semtex anschließend außer Landes geschmuggelt werden musste, was wiederum eine Anzahlung oder sogar das Vorstrecken der gesamten Summe erfordert hätte. Hatte Leonard zu der Zeit über so viel Geld verfügt? Nathan bezweifelte dies. Wie war der Deal dann über die Bühne gegangen? Angenommen, Leonard hatte einen Dolmetscher aufgetrieben und mit einem Ausländer – und einem Fremden noch dazu – eine Abmachung getroffen und auch über
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