Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
was gesagt.«
Harv machte eine Pause und dachte über diese neue Wendung nach. »Du meinst, wenn er erfährt, dass er eine Tochter hat, von der er bisher nichts wusste, wird er sie noch einmal sehen wollen, bevor er endgültig verschwindet?«
»Ja.«
»Dann hängt alles davon ab, dass Ernie sie noch einmal anruft. Was, wenn er das nicht tut?«
»Dafür habe ich bereits Plan B.«
»Und der wäre?«
»Fünf mal eins«, sagte Nathan.
»Verstanden. Soll ich dich am Flughafen abholen?«
»Nein, Henning hat dort einen Wagen bereitstehen. Wir sehen uns in einer Stunde im Hotel.«
»Pass auf dich auf, Partner.«
Nathan machte es sich für den Rest des kurzen Fluges zurück nach Sacramento bequem. Er musste nach seiner Rückkehr unbedingt mit Holly Simpson unter vier Augen reden. Alles hing von ihrer Ehrlichkeit ab. Als Mindestvoraussetzung für seinen Plan, Ernie in die Falle zu locken, brauchte er die volle Medienmacht des FBI. Er musste abwarten, wie sein Gespräch mit Holly verlief. Obwohl er Direktor Lansing misstraute, hatte er immer noch das Gefühl, sich auf Holly verlassen zu können. Sie waren beide emotional auf einer Wellenlänge und er traute ihr nicht zu, dass sie ihn absichtlich verraten würde.
Absichtlich
war hier das entscheidende Wort.
Er wandte sich an Henning, der ihn ansah. »Ich würde heute Abend gerne SAC Simpson besuchen. Alleine, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Das ist ihre Entscheidung.« Henning holte sein Handy hervor, rief im Krankenhaus an und ließ sich mit Hollys Zimmer verbinden. »Hallo Chefin«, sagte er. »Wie geht es Ihnen? Ja, wir sind unterwegs, müssten in etwa zwanzig Minuten landen. Nathan McBride möchte gerne bei Ihnen vorbeischauen … Ja, heute Abend … Okay. Wir sind in ungefähr einer Stunde dort. Okay … bis dann.«
»Danke«, sagte Nathan.
»Keine Ursache. Worum geht’s denn, wenn ich fragen darf?«
Nathan zögerte.
»Hören Sie«, sagte Henning, »ich kann verstehen, dass Sie misstrauisch sind. Hier ist es in letzter Zeit nicht besonders vertrauenswürdig zugegangen.«
»Ich bin eben ein unsicherer Kandidat. Direktor Lansing will auf Nummer sicher gehen.«
»Wenn Lansing Sie in Aktion im Sutter-Krankenhaus gesehen hätte, würde er anders über Sie denken.«
»Nur damit Sie’s wissen, ich habe kein Problem mit Ihnen.«
»Na ja, das ist ja immerhin etwas. Was bedeutet übrigens fünf mal eins?«
»Es bedeutet, dass mir die jetzige Situation nicht gefällt und dass ich nicht laut über das Thema reden will. Ich habe einen Plan, aber ich möchte ihn erst mit SAC Simpson besprechen.«
»Warum besprechen Sie ihn nicht mit mir?«
»Das werde ich tun, wenn die Zeit reif ist. Ich kann Ihnen im Augenblick nur so viel sagen: Mein Plan ist gefährlich und ich brauche eine Portion Glück, um ihn durchzuziehen. Aber etwas anderes habe ich nicht.«
»Ich möchte Ihnen helfen.«
»Das ist Simpsons Entscheidung. Was Sie und mich angeht, so haben wir gut zusammengearbeitet.«
Das Erste, was Nathan beim Betreten von Hollys Krankenhauszimmer auffiel, war die fröhliche Atmosphäre. Überall waren Blumen und herzförmige Luftballons. Trotz der Messgeräte und Infusionsständer wirkte das Zimmer hell und bunt. Holly saß mit einer FBI-Akte im Schoß aufrecht im Bett. Sie legte die Akte beiseite.
»Danke für die Blumen und die Luftballons«, sagte sie.
Nathan zögerte einen Augenblick, fasste sich aber schnell wieder.
Harv
. »Gern geschehen. Fühlst du dich schon besser?«
»Viel besser.«
Sie trug einen neuen Kopfverband. Ihre Beine steckten nach wie vor in Schienen und diese wiederum hingen an einer Kabelvorrichtung aus Edelstahl, die wie ein Fitnessgerät aussah. Ein paar von den Luftballons waren daran befestigt und schwebten sanft in der klimatisierten Luft. Zwei gegensätzliche Gerüche durchdrangen das Zimmer, antiseptisch und nach Blumen. Nathan fand, dass Holly besser aussah. Ihre Augen leuchteten und ihr Blick wirkteaufmerksamer. Bei seinem ersten Besuch hatte sie wie eine wandelnde Leiche ausgesehen.
Nathan nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihr gegenüber. »Direktor Lansing hat Amber Sheldon vor mir gefunden. Als ich in die Bar kam, waren bereits zwei Agenten dort und haben sie beschattet.«
Holly starrte ihn an. In ihrem Hirn schien es zu arbeiten. »Bist du sicher, dass es welche von uns waren?«
»Du meinst, ob ich hundertprozentig sicher bin? Nein.«
»Warum glaubst du dann, es waren unsere Leute?«
»Lansing hat einen
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