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Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Peterson
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zu sehen, aber dieser Saustall spottete jeder Beschreibung. Durch das Nachtsichtgerät hatte er die Unordnung lediglich in Grüntönen wahrgenommen, aber das grelle Licht der Glühbirne verlieh dem Chaos eine völlig neue Dimension. Der Wohnzimmertisch bestand aus drei aufeinandergestapelten abgefahrenen Autoreifen und einer bemalten Sperrholzplatte obendrauf. Überall lagen Abfälle herum: leere Bierflaschen, Konservendosen und Milchtüten, zusammengeknüllte Papiertücher, Apfelreste, Erdnussschalen, Schokoladenpapier, halb aufgegessene Hotdogs und Hamburger, Popcorntüten, schmutzverkrustetes Geschirr und Besteck sowie Pornomagazine. Jede irgendwie verfügbare Fläche diente als Kleiderablage. Schuhe, Arbeitsstiefel, Socken, dreckige T-Shirts, alte Jeans und Blaumänner, wie sie Automechaniker trugen. Unter dem Fenster stapelten sich mehrere Kisten mit Motorenöl. Zwischen all dem Müll und Dreck verliefen Durchgangsschneisen, die wie Trampelpfade auf dem Rasen eines Universitätsgeländes aussahen und die verschiedenen Zimmer miteinander verbanden. Und dann der Gestank – wie auf einer Müllhalde. Nathan schüttelte angewidert den Kopf.
    »Du solltest mal das Bad sehen«, sagte Harv. »Ich verstehe nicht, wie man in diesem Dreck leben kann.«
    »Das ist es ja, sie leben nicht. Sie überleben.«
    »So was Ekliges hab ich noch nie gesehen.«
    »Dann hast du dir wohl noch nie die Sendung
Cops
angeschaut. Los, räumen wir ein wenig von dem Zeug beiseite und setzen sie hier hin.« Nathan hielt die beiden mit seiner Pistole in Schach,während Harv sich an die Arbeit machte. Nach etwa einer Minute hatte er mit seinen Füßen genug von dem Krempel aus dem Weg geschoben, dass die zwei Stühle mit einem Meter Abstand nebeneinander Platz fanden. Harv hievte die beiden Männer darauf und band sie mit mehreren Lagen Klebeband daran fest. Der Typ zu Nathans Linken war dünn und schlaksig und wog angezogen höchstens siebzig Kilo. Durch eine Mullbinde am Trizeps sickerte Blut. Nathan fand, dass der Verband überraschend sauber war, was irgendwie nicht zum allgemeinen Erscheinungsbild passte. Das Gesicht unter dem kahlrasierten Schädel war schmal und spitz, mit einem Schnurrbart, der aussah wie ein horizontal gehaltenes Buttermesser. Sein Bruder dagegen war von kräftiger, sportlicher Statur und hatte ein kantiges Gesicht mit hervorstehenden Wangenknochen. Seine kurzen dunkelblonden Haare sahen aus, als hätte er sie mit Bratenfett nach oben frisiert. Der Kerl wog etwa neunzig Kilo und sah gefährlich aus.
    »Wie Pat und Patachon«, sagte Nathan und nickte in ihre Richtung.
    Harv machte einen Schritt nach hinten, starrte sie für einen Augenblick an und grinste.
    Die Bridgestone-Cousins trugen dreckige Jeans, weiße Muskelshirts und abgetragene Arbeitsschuhe. Ihre Hände, Arme und Gesichter waren ölverschmiert. Den Arm des Kräftigeren zierte eine Tätowierung, die aussah, als hätte man sie mit einem Kupferdraht und einem Schweißbrenner in die Haut geritzt. Schwer zu sagen, wer der Ältere war – sie sahen beide zwanzig Jahre älter aus, als sie tatsächlich waren.
    »Zeit, dass sie zu sich kommen«, sagte Nathan. Er hob eine leere Bierdose auf, drückte sie zusammen und warf sie wie einen Basketball auf Patachon. Die Dose prallte mit einem metallischen
Klink
von seiner Stirn ab. Dabei spritzten ein paar Tropfen abgestandenes Bier in sein Gesicht. Er blinzelte erst verwirrt und riss dann die Augen vor Schreck weit auf.
    »Volltreffer«, sagte Harv und rüttelte Pat fest an der Schulter. Die anfängliche Angst in seinen Augen wich nackter Wut. Mitheftigem Kopfschütteln versuchte er, das Klebeband auf seinem Mund loszuwerden.
    Nathan zog einen Stuhl heran und setzte sich. Ohne Pat auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen, holte er ein Paar dünne Handschuhe aus der Tasche und streifte sie sich langsam über. Harv folgte seinem Beispiel.
    »So, jetzt sag ich euch mal, wie das hier läuft«, begann Nathan seine Ansprache. »Wir sind nicht hier, um mit euch Wichsern guter Bulle, böser Bulle zu spielen. Erstens sind wir keine Bullen und zweitens sind wir beide böse. Wir gehören weder zum FBI noch zur CIA oder sonst einer staatlichen Einrichtung und sind daher an keine Regeln gebunden. Wir sind …« Er blickte zu Harv empor. »Ja, was sind wir eigentlich?«
    »Selbstständige.«
    »Wir sind Selbstständige, also gilt für uns nicht der übliche Miranda-Kram. Im Klartext: Ihr habt bei uns nicht das Recht, die

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