Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
irgendetwas übersehen hatten. Ein Wolkenbruch wusch die Straßen kurzfristig sauber und brachte Kühle mit sich, eine angenehme Unterbrechung der Hitze.
Sie hatte gerade ein Gespräch beendet, in dem sie einem weiteren ergebnislosen Hinweis nachgegangen war, als Reza anrief. Er erklärte, dass er in der Technik sitze und dass sie das Überwachungsband aus dem Klub Kontra durchgegangen seien. Entgegen seiner Aussage war Steffen nicht im Klub gewesen, als seine Stieftochter verschwunden war. Die Überwachungskamera war so angebracht, dass man den unteren Teil der Tür zu seinem Büro sehen konnte, und zur fraglichen Zeit war niemand dort hineingegangen. Rebekka biss die Zähne fest zusammen. Irgendetwas war mit Steffen Olsen. Er verbarg etwas und war trotzdem so dumm zu lügen, obwohl er wusste, dass die Polizei sich das Überwachungsband ansehen würde.
Reza versprach, innerhalb der nächsten halben Stunde zurück zu sein, und Rebekka stürzte sich wieder zuversichtlicher in die Arbeit. Nach wenigen Minuten kam Simonsen zur Tür hereingestürmt.
»Du musst sofort in deinen Posteingang gucken.«
Das Gesicht ihres Kollegen glühte vor Erregung.
»Was ist denn los?«, fragte Rebekka neugierig, und Simonsen strahlte über das ganze Gesicht, glücklich über ihre Reaktion.
»Wir haben einen anonymen Brief bekommen, dass der Stiefvater des Mädchens, Steffen Olsen, hinter der Entführung steht. Der Brief ist bei den Technikern, aber sie haben dir ein Foto des Schreibens gemailt.«
Noch eine Spur in die richtige Richtung. Rebekka klickte auf den Posteingang. Sie hatte zwanzig neue Mails und ließ die Maus an ihnen hinuntergleiten, während sie die entsprechende Mail suchte.
»Ruhig, Rebekka, ganz ruhig«, sagte Simonsen und klopfte ihr fest auf die Schulter und legte damit genau das Verhalten an den Tag, was der Grund dafür war, dass Rebekka ihn nicht mochte. »Da ist sie.«
Rebekka beugte sich über den Computer, während sie von einer kindlichen Lust übermannt wurde, den Bildschirm zu verdecken. Simonsen stieß sie leicht an, und sie ließ ihn mitgucken. Das Foto zeigte eine ganz gewöhnliche linierte DIN - A 4-Seite, auf der in ausgeschnittenen Buchstaben stand:
Sofies Stiefater hat es getan.
»Der Brief ist in Hvidovre abgestempelt, und wir hoffen, dass die Technik etwas Brauchbares findet, Fingerabdrücke und DNA . Was sagst du dazu?«
Simonsen sah sie erwartungsvoll an, und Rebekka studierte erneut das Foto des anonymen Briefs.
»Das ist interessant und unseriös zugleich, wenn ich ehrlich sein soll. Mein erster Gedanke ist, dass ein Kind dahintersteckt, wegen des Rechtschreibfehlers. Was sagen die Chefs?«
Rebekka sah zu Simonsen hoch, während sie sich mit der Hand durch das lange Haar fuhr. Es klebte an ihrem Gesicht, denn trotz des Regens war es im Büro noch immer schwül.
»Gundersen war ganz aus dem Häuschen. Es hat ihn wahnsinnig gemacht, nicht weiterzukommen«, sagte Simonsen.
»Wie uns alle. Aber es gibt mehrere Hinweise, die auf Steffen Olsen weisen«, sagte Rebekka zufrieden und erzählte Simonsen von Steffen Olsens Lüge, wo er zur Tatzeit gewesen sein wollte.
»Wir müssen ihn vorladen und in die Mangel nehmen«, sagte Simonsen. »Hast du Gundersen davon erzählt?«
Rebekka schüttelte den Kopf. »Reza und ich fahren zu ihm und bringen ihn mit, und dann überlassen wir Gundersen das Vergnügen, ihn sich vorzunehmen.«
Simonsen lachte kurz auf, und einen Moment lang war die Stimmung zwischen ihnen gelöst, was nur selten vorkam. In diesem Moment traf Reza ein. Er sah sie verblüfft an. Simonsen deutete zum Computer und erzählte ihm von dem gerade eingegangenen Brief. Kurz darauf verschwand er aus ihrem Büro.
»Meine Güte, ist er nicht furchtbar?«, brach es aus Rebekka heraus, als sie sich sicher war, dass der Kollege sie nicht mehr hören konnte.
Reza lachte und entblößte seine kreideweißen Zähne.
»Hast du mal darüber nachgedacht, wie er wohl werden wird, falls Gundersen nach Brodersens Pensionierung Chef der Mordkommission wird?«, antwortete Reza.
»Sag es nicht! Simonsen ist Gundersens rechte Hand und sein Liebling. Wenn Gundersen Chef wird, dann wird das hier ein Terrorregime. Das halte ich nicht aus«, antwortete Rebekka und stöhnte resigniert.
»Es ist doch gar nicht sicher, dass er wirklich Brodersens Nachfolger wird. Vielleicht gibt es ja noch andere Kandidaten für den Job«, meinte Reza.
»Und wer sollte das sein?« Rebekka sah ihn fragend an.
»Du zum
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