Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
erfuhr, dass er zusammen mit Søren Thomsen in der Küche saß.
Wie in vielen Altbauwohnungen lag die Küche ganz hinten und sah aus, als sei sie seit den Fünfzigerjahren nicht renoviert worden. Eine große Sammlung von blauen Kaffeekannen aus Emaille nahm eine ganze Wand ein, es gab einen alten dreiflammigen Gasherd, der Küchentisch war abgenutzt, und von den Schranktüren blätterte die Farbe. Über allem lag eine dicke Schicht Bratfett von vielen Jahren. Rebekka gab Brodersen zu verstehen, dass sie gerne mit ihm reden wolle, und er erhob sich und überließ Søren einem der anderen Ermittler. Rebekka führte den Chef der Mordkommission in Sørens Schlafzimmer.
»Das hier«, sie zeigte auf die vielen Bilder und Fotos von Kindern, die an den Wänden hingen, »das hier hat mich überzeugt, dass er Sofie kennen muss. Sie wohnen nahe beieinander. Sofie war redselig und Erwachsenen gegenüber offen. Sie kann Besorgungen für ihn gemacht und sich so das Geld verdient haben, das wir unter ihrer Matratze gefunden haben. Oder sie hat es sich mit etwas anderem verdient. Ich habe das Gefühl, dass Sørens Zuneigung zu Kindern das normale Maß überschreitet.«
Sie sahen sich die Fotos genauer an, von denen der Großteil einige Jahrzehnte alt war. Die Kinderzeichnungen waren neueren Datums. Die meisten waren unsigniert, doch auf einigen stand ein Name. Rebekka stieß auf eine Zeichnung von einem Mann, möglicherweise ein Porträt von Søren, denn der Mann war kugelrund und hatte schwarzes Haar, eine Brille und einen großen, fröhlichen Mund, der jedoch, bei genauerem Hinsehen, scharfe Haifischzähne aufwies. Ganz unten in der rechten Ecke der Zeichnung stand Karina . Rebekka nahm die Zeichnung von der Wand und zeigte sie Brodersen, der laut brummte – ein Zeichen, dass sein Interesse geweckt war.
Dann begann Rebekka, Sørens schmalen Kleiderschrank zu durchsuchen. Eine Reihe braun karierter Hemden, eine schwarze und zwei braune Hosen hingen auf Bügeln. Sämtliche Socken waren ordentlich zusammengerollt, und in der untersten Schublade lag ein Stapel altmodischer weißer Unterhosen, von denen mehrere im Schritt Löcher hatten. Hinten im Schrank stand ein Paar schwarzer Lackschuhe, die von einer dünnen Schicht Staub bedeckt waren. Es war lange her, dass Søren Thomsen irgendwo gewesen war, wofür er sich gut hatte anziehen müssen. Rebekka zog den Stuhl vor den Schrank und stellte sich darauf, um an die obersten Fächer zu kommen. Sie fand eine alte Sporttasche und stellte mit einer gewissen Enttäuschung fest, dass sie leer war. Simonsen steckte den Kopf zur Tür herein.
»Wir haben die Küche durchsucht, das Badezimmer und das Wohnzimmer sowie das Schlafzimmer der Mutter. Nichts bis auf alte Kleidung, unbestimmbare Pillengläser aus dem letzten Jahrhundert und massenhaft Unrat. Schmutzige Unterwäsche, Taschentücher, pfui Teufel.« Simonsen gab Brechlaute von sich und fügte hinzu: »Das ist wirklich der unangenehmste Ort, an dem ich in letzter Zeit war. Und was jetzt?« Er sah sie abwartend an.
Brodersen hatte sich einen Karton mit Papieren angesehen, vor allem Rechnungen, die zurück bis in die Sechzigerjahre datiert waren. Nun richtete er sich auf und machte eine ausladende Armbewegung zu Rebekka hin.
»Wir machen weiter, bis jeder Quadratzentimeter der Wohnung durchsucht ist. Du kannst dir den Raum mit den Umzugskartons vornehmen.«
Simonsen murmelte etwas und verschwand. Rebekka wand sich innerlich. Was, wenn das eine falsche Spur war? Schnell scannte sie das Zimmer. In der Ecke bei der Tür standen zwei gelbliche Badmintonschläger und ein Karton mit Federbällen, der verhältnismäßig neu aussah. Spielte Søren Federball? Sie hatte Schwierigkeiten, sich den gedrungenen Mann bei einer sportlichen Aktivität vorzustellen. Sie griff nach dem Karton, drehte ihn um und leerte den Inhalt auf den Boden. Aus dem Karton fielen keine Federbälle, sondern Unterhöschen. Mädchenhöschen. In verschiedenen Farben. Abgenutzte, verwaschene und ein paar eindeutig schmutzige. Alarmiert durch ihren Aufschrei, ließ Brodersen alles, was er in den Händen hielt, fallen und eilte zu ihr.
»Verdammt.«
»Das kannst du laut sagen.« Brodersen starrte den Fund an, dann warf er ihr einen kurzen, anerkennenden Blick zu. Rebekka konnte ein triumphierendes Lächeln kaum verbergen.
»Ich habe es gewusst. Irgendwas ist suspekt an dem Mann, allein das Zimmer hier verursacht mir Gänsehaut.«
»Der Fund muss aber nichts mit dem
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