Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
Verschwinden von Sofie Kyhn Larsen oder mit ihrer Ermordung zu tun haben«, wandte Brodersen ein.
»Das ist richtig, aber er ist ein Beweis dafür, dass seine Sexualität auf die eine oder andere Weise krankhaft ist.«
»Ich fordere sofort die Kriminaltechnik an.« Brodersen zog sein Handy aus der Tasche und rief an, während sich Rebekka die Höschen auf dem Boden ansah.
Es waren neun Paar in verschiedenen Größen und Farben. Ein paar verwaschene weiße Höschen mit einem Hello-Kitty -Druck für Sechs- bis Achtjährige. Ein paar gestreifte für Zehnjährige. Ein paar kleine grüne mit einer Spitzenkante für Vierjährige. Rebekka schauderte, einen Moment hatte sie das Gefühl, als wiche alles Blut aus ihrem Kopf, und sie kreuzte die Finger, dass das DNA -Material ausreichte, um festzustellen, wem die Höschen gehörten.
Brodersen hatte sein Gespräch inzwischen beendet. Er sah sie ernst an. »Gehen wir zu Søren Thomsen.«
Søren saß noch immer in der Küche. Seine blassen Wangen hatten wieder etwas Farbe angenommen. Einer der Kollegen hatte Kaffee aufgebrüht, und der Duft füllte den Raum aus und verdrängte den scharfen Geruch, der in der ganzen Wohnung hing.
»Søren Thomsen.« Brodersen führte das Wort, und der Ernst der Situation ließ seine Stimme düster klingen.
Søren sah treuherzig zu ihm hoch.
»Søren, wir haben in Ihrem Schlafzimmer einen Stapel gebrauchter Mädchenunterhöschen in einem Federballkarton gefunden.«
Søren Thomsen wurde wieder blass. Brodersen klärte ihn noch einmal über seine Rechte auf. Der Mann saß wie versteinert auf seinem Stuhl, während etwas, das wie Entsetzen aussah, in seine Augen kroch. Dann vergrub er plötzlich das Gesicht in den Armen und brach in heftiges Weinen aus.
—
Erst viele Stunden später war Rebekka zu Hause in ihrer Wohnung. Sie hatten sich redlich bemüht, Søren Thomsen zum Reden zu bringen, doch selbst als sein Pflichtverteidiger aufgetaucht war, hatte der mollige Mann weiter die Lippen zusammengekniffen und kein Wort gesagt.
Jetzt stand Rebekka in ihrer eigenen Küche, doch während sie normalerweise einen Siegesrausch angesichts des möglichen Durchbruchs gespürt hätte, empfand sie jetzt nichts als Zweifel und Ratlosigkeit. Sie griff nach dem Rest Rotwein vom Vortag, der auf dem Küchentisch stand, goss ihn in ein Glas und lief barfuß durch die Wohnung, während sie an dem Wein nippte und ihren Gedanken freien Lauf ließ. Dabei fühlte sie sich seltsam melancholisch, als würde Søren Thomsens offenkundige Einsamkeit an ihr kleben.
Die nächste Aufgabe würde es sein, die Kinder zu finden, deren Namen auf den Zeichnungen standen, unter anderem diese Karina. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Søren hatte sich geweigert zu verraten, wer Karina war, und auch seine Mutter hatte beharrlich geschwiegen.
Es war Rebekka gelungen, Sørens ältere Schwester, die in London lebte, telefonisch zu erreichen. Sie hatte gequält geklungen, als sie vom aktuellen Zustand ihrer Mutter, vor allem aber von der Festnahme ihres Bruders erfuhr, doch nicht so gequält, dass sie Rebekka nicht mit fester Stimme zu verstehen gegeben hätte, dass sie unter keinen Umständen nach Kopenhagen kommen könne. Während des langen Telefonats hatte die Schwester erzählt, dass ihr Bruder schon immer anders gewesen sei, eine Art Dorfidiot, der am liebsten für sich war und niemanden außer Karl Stegger und seine Mutter liebte. Allerdings meinte sie, dass Søren nicht geistig behindert sei, er habe sogar einen Führerschein. Ihr Bruder könne niemals ein kleines Mädchen belästigen oder gar ermorden, erklärte sie, denn Søren mochte es nicht, wenn die Menschen ihm zu nahe kamen, er hasse Berührungen und habe aus diesem Grund auch nie eine Freundin gehabt. Auf die Frage, wann der Vater gestorben sei, schwieg die Frau am anderen Ende überrumpelt. Der Vater sei vor fünfzehn Jahren gestorben, erzählte sie mit einem gewissen Zögern. Sie habe damals bereits in London gelebt, habe aber in dieser Zeit natürlich mehrmals mit ihrer Mutter telefoniert. Der Mutter zufolge sei der Vater im Badezimmer gefallen, und statt einen Arzt zu rufen, habe Søren verkündet, dass er auf den Vater aufpassen wolle, bis er wieder gesund sei. Der Vater sei drei Tage später gestorben, der Todesfall jedoch nicht näher untersucht worden. Sie sei nach Dänemark geflogen, um an der Beerdigung teilzunehmen, erzählte die Schwester. Søren sei verzweifelt
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