Todesspiel
zu schaffen.«
Er dachte darüber nach, stieß dann ein kurzes Lachen aus. »Du willst mich verarschen.«
»Nein.«
»Warum sollte jemand irgendwas so tief verschlüsseln wollen?«
»Weil man es machen kann. Es ist einfach. Warum also nicht?«
»Okay. Trotzdem, der Gedanke, die Feds einzuschalten, gefällt mir gar nicht. Ich will mit diesen Typen nichts zu tun kriegen. Wenn wir doch nur wüssten, was an Daten in dem Laptop steckt …«
»Genau das ist das Problem«, stimmte ich zu.
»Vielleicht hat Bobby als Sicherheitsmaßnahme alle wichtigen Daten auf den DVDs abgespeichert.«
Wir rumpelten über Eisenbahngleise. Ich hatte Bedenken, ich könnte mich verirren, und so machte ich vorsichtshalber eine Kehrtwendung und fuhr zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dann ging ich auf Johns letzten Gedanken ein: »Das glaube ich nicht. Der Zugang ist zu langsam. Kein Computerfreak geht erst einmal einen dicken Stapel DVDs durch, sucht die richtige raus und wartet dann zehn Sekunden, bis sie geladen ist, wenn er ansonsten nach einer halben Sekunde Zugang zu dem Zeug hat. So ist das nun mal. Er hat die wichtigen Daten im Laptop abgespeichert.«
»Vielleicht hat er aber Backups auf den DVDs angelegt, und wir können so rausfinden, was im Laptop drinsteckt, ohne ihn in die Finger kriegen zu müssen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es sind, wie viele?… siebzig DVDs. Das ist verdammt viel Zeug. Wahrscheinlich könnte man die ganze Kongressbibliothek darauf abspeichern. Da steckt so viel drin, dass wir nicht mal die Zeit hätten, die Indexe zu lesen, wenn es überhaupt Indexe gibt.«
»Ich könnte mir ein paar Tage freinehmen …«
Johns Computererfahrungen bestanden darin, dass er einmal mit dem System einer Rechtsanwaltskanzlei beschäftigt war, was ihm in etwa die Computerkenntnisse eines durchschnittlichen High-School-Lehrers vermittelt hat. Er hatte keine Ahnung, wovon ich redete, und ich suchte nach einer einfachen Erklärung.
»Pass auf«, sagte ich schließlich. »Vor ein paar Wochen habe
ich die Encyclopaedia Britannica auf meinen Laptop gespeichert, einfach nur, weil ich genug Speicherplatz dafür hatte. Okay? Das sind fünfundsiebzigtausend Einzelartikel – Erläuterungen zu den Stichworten -, tausenddreihundert Landkarten, zehntausend Fotos … So heißt es wenigstens in der Werbung für das Werk. Benötigter Speicherplatz: 1,2 Gigabytes. Das bedeutet, dass man, ehm …« Ich überschlug das im Kopf. »… dass man die Encyclopaedia Britannica dreizehnmal auf einer einzigen DVD speichern kann. Und wir haben siebzig DVDs. Kann sein, dass nicht alle voll sind, aber wenn es so ist, heißt das so ungefähr, dass du achtundsechzig Millionen Einzelartikel und neun Millionen Fotos durchblättern musst, um ein gesuchtes Stichwort oder Foto zu finden. Deine Lebenszeit reicht nicht aus, das zu schaffen.«
»Wozu sind die DVDs dann gut?«
»Bobby wusste, was er hatte. Ich wette, er hat ganze Datenbanken auf den DVDs abgelegt, und der Index dazu steckt im Laptop. Es ist so was wie die Verweisbibliothek eines Hackers. Wenn er was daraus braucht, kann er’s ranholen.«
Wir pflügten mit dem Wagen durch die Regenbäche einiger Nebenstraßen, kamen dann zu einer hell erleuchteten Kreuzung, und ich bog nach links auf eine Hauptstraße ein, ohne eine Vorstellung zu haben, wohin sie uns führte. John hatte einige Minuten schweigend dagesessen, sagte dann: »Ganz klar – wir müssen den Laptop in die Finger kriegen.«
»Ja. Und ihn vernichten.«
»Aber wir müssen auch den Mistkerl überführen, der Bobby ermordet hat. Das ist genauso wichtig – für mich jedenfalls. Die Cops hier in Jackson schaffen das nie im Leben. Also müssen wir doch das FBI einschalten …«
»Ja«, knurrte ich widerstrebend. Dann, nach einigen Minuten: »Es müsste eine Möglichkeit geben, die Feds für den
Mord zu interessieren, und zwar ohne dass sie zu der Erkenntnis kommen, dass er der gesuchte Superhacker Bobby ist. Eine Möglichkeit, die sie zwingt, sich mit aller Macht auf die Jagd nach seinem Mörder zu machen.«
Weiteres Nachdenken … Dann stieß John ein seltsames Kichern aus, sah auf die Uhr, sagte: »Also, ich wüsste da eine Möglichkeit … Wenn uns die Zeit dafür bleibt.«
John ist ein gescheiter Bursche. Als er mir seinen Gedanken erläuterte, stieß ich das gleiche seltsame Lachen aus wie er – diesen krampfhaften, von Kopfschütteln begleiteten Kicherlaut, den man von sich gibt, wenn jemand einen
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