Todesspiel
zusammen. Wi-Fi steht für »Wireless Fidelity«, und das System arbeitet als hochfrequenter drahtloser Sender mit kurzer Reichweite – es ist billig herzustellen und erlaubt es mehreren Leuten an verschiedenen Orten in einem Haus, einem Büro oder einem Unterrichtsraum, dieselbe Internetverbindung zu benutzen. Wahrscheinlich ist das System morgen schon überholt, aber heutzutage verbreitet es sich im Land wie die asiatische Grippe. Normalerweise ist die Reichweite des Systems in etwa auf die Ausdehnung eines großen Hauses begrenzt, aber mit einer Wi-Fi-Antenne …
Im Allgemeinen klinke ich mich nicht in die Internetverbindung
eines anderen ein, einfach deshalb, weil es nicht erforderlich ist. Die Verbindungen kosten im legalen Betrieb kaum etwas. Die meisten Kreditkartensysteme in den Staaten, über die man seinen Internetzugang bezahlen kann – Starbucks genannt -, haben eine Wi-Fi-Verbindung. Aber das Problem mit Carp machte mich nervös, und wenn ich mich an die Netzwerkverbindung eines anderen ranhängte, würde es keine Möglichkeit geben, unsere Nachforschungen zurückzuverfolgen. Und es würde schneller gehen als vom Motel aus.
Der junge Mann im Radio-Shack hatte mir die Gegend um Tulane als besonders günstig für den Einsatz meiner Antenne empfohlen, aber ich hatte eine andere Idee. Ich hatte herausgefunden, dass viele Lagerhäuser Wi-Fi einsetzen, weil sie fortlaufend mit Bewegungen im Lagerbestand zu tun haben, und diese Bestandsveränderungen werden oft via Internet an ein Zentralbüro geleitet, das für rechtzeitige Wiederauffüllung der Bestände sorgt. Nur wenige Warenlager haben diese Verbindung geschützt.
LuEllen und ich machten uns also auf den Weg über die I-10 in Richtung Kenner und den internationalen Flughafen von New Orleans – LuEllen am Steuer, während ich meinen Laptop im Auge behielt. Schließlich empfing ich ein starkes Wi-Fi-Signal von einem Warenhaus in der Nähe des LKW-Parkplatzes einer Spedition.
Und es war eine schnelle Verbindung, wahrscheinlich über einen T-1-Sender. In der nächsten Stunde saugte ich jede noch so kleine Information über Jimmy James Carp aus dem National Crime Information Center, aus Banken, aus Versicherungsagenturen und drei verschiedenen Kreditkartenfirmen. Als ich fertig war, hatte ich zwar immer noch kein Foto von J. J. Carp, aber ich hatte ein anderes, detaillierteres Bild von ihm, und dieses Bild jagte uns Angst ein.
»Der Kerl arbeitet wahrscheinlich für den Nachrichtendienst des Senats«, platzte LuEllen sofort heraus, als wir zurück in Johns Motelzimmer kamen. John hatte sich auf dem Bett ausgestreckt und guckte CNN. »Er ist vermutlich ein Spion oder so was.«
John fuhr hoch, setzte die Füße auf den Boden. »Was?«
»Im letzten Job, den er nach meinen Recherchen ausgeübt hat, wurden die Sozialabgaben und die Lohnsteuer für ihn von der US-Regierung bezahlt, und die Querverweise führen zum Nachrichtendienstkomitee des Senats«, sagte ich.
» Unsere Regierung hat Bobby ermorden lassen?«
»Keine Ahnung – die Zahlung der Sozialabgaben für Carp wurde vor einem Monat eingestellt, aber wenn er sich im nachrichtendienstlichen Bereich herumtreibt, muss das nicht unbedingt etwas bedeuten«, antwortete ich. »Andererseits sah es nicht so aus, als ob er sich da draußen in dem Wohnwagen im Zusammenhang mit einer regierungsamtlichen Operation aufgehalten hätte. Wenn die Feds wussten, was in diesem Laptop steckt, hätten sie ihn nicht Carp überlassen, sondern irgendwo in einem schweren Panzerschrank eingeschlossen.«
»Ich habe trotzdem ein schlechtes Gefühl bei der Sache«, sagte LuEllen.
»Hört zu, ihr beiden«, unterbrach John unsere Überlegungen und deutete auf den Fernseher. »Er hat es schon wieder getan. Carp, meine ich, unter Bobbys Namen. Sie haben gerade eine Story gesendet, dass eine Dienststelle des Heimatschutzes beschuldigt wird, in San Francisco heimlich ein Virus unters Volk gebracht zu haben, um festzustellen, wie schnell es sich ausbreitet. Es sollte anscheinend ein Test für den Fall eines Terrorangriffs mit Pockenviren sein; sie wollten wissen, was dann passiert, und sie haben ein Virus mit dem Namen … ehm, Newport, eingesetzt. Der Name stimmt
nicht, aber er lautet so ähnlich … Jedenfalls, viele Leute steckten sich an und wurden krank, und vier Menschen sind vermutlich dadurch ums Leben gekommen … Die Scheiße ist in den Ventilator geraten, und CNN sagt, die dem Sender zugespielten Unterlagen würden
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