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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Baseballmütze.
    Vor Jahren hatten wir einmal für eine Spezialaktion eine Gesichtsmaske benötigt und in einem Scherzartikelladen hier in Washington auch eine gefunden: eine Maske mit den Gesichtszügen des früheren Präsidenten Bill Clinton. Zu LuEllens Freude gab es den Laden noch, er hatte trotz des Sonntags geöffnet, die Bill-Clinton-Maske war vorrätig, und LuEllen kaufte eine. Toll an dieser Clinton-Maske war, dass man sie täuschend echt gestaltet hatte, und aus mehr als drei bis vier Metern Entfernung konnte man meinen, den echten Bill Clinton vor sich zu haben.
    Wir nahmen alle Einkäufe mit in LuEllens Zimmer im Hotel und begannen mit der Arbeit.
    Auf der Rückseite der kleinen FedEx-Kartons war ein buntes Logo des Paketzustelldienstes in der richtigen Größe zum Aufnähen auf ein Hemd abgedruckt. Ich schnitt es mit dem Papiermesser aus, und LuEllen aktivierte ihr Nähetui und nähte es mit schwarzem Faden und drei Stichen auf der Brusttasche des Golfhemdes fest.
    »Gut genug für zwei Meter Entfernung«, sagte sie und musterte ihr Werk kritisch. »Wenn uns ein Cop anhält und uns einen Strafzettel verpassen will, kannst du es schnell abreißen.«
    »So was darf nicht passieren«, sagte ich. »Wir verändern das Nummernschild zwar erst, wenn wir in der Nähe von Krauses Haus sind, aber es würde einem Cop sofort auffallen.«
    »In dieser Gegend mit all den Promis gibt es wahrscheinlich viele Cops«, vermutete sie.

    »Ja, sicher, aber wir brauchen doch nur fünf Minuten«, erklärte ich. »Fünf Minuten für das Gespräch mit dem Mann reichen.«
    »Wir könnten ihn doch auch anrufen …«
    »Er würde uns nicht glauben. Nein, nur das direkte Gespräch mit ihm hat Aussicht auf Erfolg …«
    Während unserer Unterhaltung schnitt ich ein FedEx-Logo aus einem der Leinen-Transportbeutel, und LuEllen nähte es an die Stirnseite der Golfmütze. »Kein Mensch weiß doch, wie die FedEx-Uniformen aussehen«, meinte LuEllen. »Man guckt doch nur auf das Logo, nicht wahr? Und auf das Paket, das der Zusteller in der Hand hält.«
    Bevor wir uns zu Krauses Haus auf den Weg machten, ging ich über die Telefonleitung des Hotels ins Internet – keine sensitive Sache, nur eine Google-Suche – und holte mir ein halbes Dutzend Fotos von Krause auf den Bildschirm. Sah sie mir genau an: Er hatte rotblondes Haar, ein schmales Gesicht, eine lange Nase, ein rundes Kinn. Er wirkte sehr englisch.
     
    Um fünf Uhr fuhren wir in meinem Mietwagen an Krauses Haus vorbei. Hochsommer, noch volles Tageslicht … Das war ein Problem, da es keine Anzeichen gab, ob jemand im Haus war – kein Licht hinter Fenstern, keine Bewegungen in Zimmern. Die Garagentore waren geschlossen. Wir fuhren um halb sechs, um sechs, um halb sieben und um sieben wieder am Haus vorbei, erkundeten zwischendrin einen geeigneten Ort für die Umgestaltung unseres Nummernschildes, falls es Anzeichen dafür gab, dass Krause sich tatsächlich im Haus aufhielt. Wir fanden ihn in der Zufahrt zum Kellergeschoss einer Grundschule in der Nähe.
    »Wahrscheinlich ist er nicht zu Hause«, meinte LuEllen, als wir um sieben am Haus vorbeifuhren. Noch immer kein Licht hinter den Fenstern, obwohl die Sonne schon unterging.
»Viele der Senatoren fahren übers Wochenende in ihre Heimatstaaten, oder?«
    »Das wäre in seiner Terminplanung angegeben gewesen«, sagte ich. »War’s aber nicht … Und er steht erst in vier Jahren zur Wiederwahl an.«
     
    Um halb acht zeigte sich Licht hinter mehreren Fenstern des Hauses, und ich fuhr zu der Grundschule. »Willst du es wirklich durchziehen?«, fragte LuEllen, immer noch zweifelnd.
    »Lass es uns einfach machen«, antwortete ich. Ich steuerte den Wagen zu der Grundschule und nahm mit der schwarzen Posterfarbe ein paar schnelle Veränderungen an den Nummernschildern vor – änderte ein H in ein M, eine 7 in eine 1, eine 5 in eine 6. Als ich fertig war, schraubte ich die Farbdose zu und verstaute sie in einer Plastiktüte im Kofferraum. Dann streifte ich das Gummiband der Clinton-Maske über den Kopf, oberhalb der Ohren, schob die biegsame Plastik-Maske vors Gesicht und rollte sie dann hoch zur Stirn, wo die Rolle durch den Schirm der Baseballmütze verdeckt wurde. Ich brauchte die Maske beim Zusammentreffen mit Krause dann nur mit einer schnellen Bewegung über das Gesicht zu rollen …
    »Fertig«, sagte ich und setzte mich hinters Steuer.
    LuEllen saß auf der Rückbank. »Weißt du noch, was du ihm sagen willst?«, fragte sie

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