Todesspirale: Roman (German Edition)
als er mit typisch männlicher Herablassung meinte: »Du hast in letzter Zeit ziemlich durch den Wind gewirkt, Sasha. Vielleicht solltest du mal eine kleine Auszeit nehmen, um deine Gefühle besser in den Griff zu kriegen.«
Sasha ließ einen Dollar auf dem Tisch liegen, steckte den Rest ihres Wechselgelds ein, nahm ihren Drink und glitt aus der Nische. »Danke für den Ratschlag, Meister«, sagte sie ruhig und blickte auf ihn hinab. »Ich werde ihn ganz sicher beherzigen.«
Sie schlenderte aus der Lounge mit unschönen Gedanken über Männer im Allgemeinen und zwei Männer im Besonderen. Zu wütend, um auf die Frau zu achten, die gerade die Lobby durchquerte, marschierte sie direkt an Karen Corselli vorbei, ohne sie zu bemerken.
Mick blickte auf, als die Tür zuschlug. Die Anspannung, die ihn die letzten eineinhalb Stunden geplagt hatte, legte sich, und sein Magen beruhigte sich wieder. Er hatte nicht gewusst, was zum Teufel er tun sollte, falls Sasha beschlossen hätte, heute Nacht ihren hübschen kleinen Hintern bei ihrer Freundin im Zimmer zu parken.
Connie hatte seinen Schwindel wegen der Schutzhaft bereits durchschaut. Aber aufgrund ihrer Reaktion schätzte er, dass sie ihn trotz seines Bluffs stillschweigend damit durchkommen ließ für den Moment. Er konnte aber keinesfalls weiter mit ihrer Nachsicht rechnen, wenn er versuchte, Sasha gegen ihren Willen bei ihr abzuholen... und er hatte keinen vernünftigen Grund, von etwas anderem auszugehen.
Die Beine weit ausgestreckt, hing Mick lässig in einem Polstersessel und beobachtete, wie sie ins Zimmer stürmte. Da sie bisher immer so getan hatte, als sei er unsichtbar, seit sie die Wahrheit über ihn herausgefunden hatte, erwartete er auch jetzt nichts anderes. So lief das neuerdings gewöhnlich, und nachdem er sie vorhin so angefahren hatte, bestimmt erst recht. Deshalb war er völlig unvorbereitet, als sie direkt auf ihn zukam, ihr halbleeres Weinglas auf den Tisch knallte, ihre Arme links und rechts auf die Lehnen seines Sessels stützte und sich vorbeugte. Der Geruch von Alkohol lag in ihrem Atem, als sie wütend verkündete: »Männer sind... Abschaum .« Ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig, und ihre Augen funkelten wütend. »Und ich hasse jeden Einzelnen von euch.«
Es war der falsche Zeitpunkt, um ihn anzugreifen. »Na, das sind ja echte Neuigkeiten«, gab er knurrend zurück. Er fuhr hoch und schloss die zentimetergroße Lücke zwischen ihrem und seinem Gesicht und grinste gehässig, als sie zurückzuckte. Wenn sie einen Streit wollte, war er mehr als bereit, ihn ihr zu liefern. Er hatte versucht, ein friedlicher, vernünftiger Zeitgenosse zu sein, und was hatte ihm dieser Versuch eingebracht? – er hatte ihn zum stolzen Besitzer von viel zu viel Frust gemacht. »Es mag sich ja schockierend für dich anhören, Schwester, aber Frauen halten auch nicht alles, was sie versprechen.«
»Ach wirklich? Lügen sie, spionieren sie hinter dir her wie arrogante Blödmänner?«
»Aber woher denn, das wäre viel zu erwachsen. Sie spielen die Beleidigte und schmollen, und vor lauter Selbstmitleid schaffen sie es nicht, die Dinge auch nur einmal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten.«
» Selbstmitleid? « Sashas Stimme stieg um mehrere Oktaven an, und sie verlor jegliche Selbstbeherrschung. Er glaubte, dass sie Mitleid mit sich selbst hatte? Wie konnte er es wagen, ihre Gefühle auf jämmerliches Selbstmitleid zu reduzieren, als habe er nur aus Versehen ein Glas über ihre Bluse geschüttet, und sie war zu kindisch, um es ihm zu verzeihen.
Sie stellte sich aufrecht hin und holte aus.
Mick war total überrumpelt, und sie konnte zwei solide Treffer landen, bevor er ihre Unterarme packte und festhielt. Er riss sie nach vorn, und sie verlor das Gleichgewicht.
Sie landete sowohl an seiner Brust, als auch halb rittlings auf seinem Schenkel. Ihre Position war denkbar ungünstig, aber nichtsdestotrotz sträubte sie sich nach Leibeskräften, so dass er fast schon damit rechnete, einen Tritt in die Familienplanung zu kassieren. Er glitt aus dem Sessel auf die Knie und zog sie mit sich zu Boden.
Sashas Atem ging rasselnd und keuchend, als sie sich unter ihm herauszuwinden versuchte und ihm Schimpfwörter an den Kopf warf, die er ihr nie im Leben zugetraut hatte. Mick war bass erstaunt, dass ein so winziger Körper, auch wenn er einer Athletin in der Fülle ihrer Kraft gehörte, seiner viel größeren Stärke so viel Widerstand entgegensetzen
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