Todesspirale: Roman (German Edition)
nicht mit dem Ratschlag ihrer Freundin anfreunden. Ihr Schädel pochte, ihr Magen war kurz davor zu rebellieren, ihr Leben schien zunehmend außer Kontrolle zu geraten, und das Gefühl von Hilflosigkeit machte sie auch nicht gerade glücklicher. »Ich kann nicht einfach herumsitzen und nichts tun, Connie«, widersprach sie gereizt. »Ich meine, es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann. Ich möchte mich nicht von irgendeinem Mann retten lassen.«
»Du lehnst nicht einen beliebigen Mann ab, Sasha; du lehnst Mick ab.«
Sashas Mund verzog sich unwillig. »Okay. Meinetwegen. Ich möchte nicht von Mick gerettet werden.« Sie war wütend auf Connie, auf sich selbst, auf die Welt im Allgemeinen. Aber das alles entschuldigte nicht den patzigen Tonfall, mit dem sie fragte: »Besser? Bist du jetzt zufrieden?«
»Lass deinen Kater nicht an mir aus, Miller.« Connie stand auf. Sie sah Sashas bockige Miene und verdrehte die Augen. »Hör zu, ich weiß, dass du dich von Mick betrogen fühlst, und ja, okay, du hast ja auch recht«, sagte sie ruhig. »Du hattest wirklich viel zu verkraften in letzter Zeit. Aber unterm Strich stimmt einfach, dass er in dieser Drogengeschichte weiß, was er tut, und du nicht. Also halt dich gefälligst da raus.«
Sasha wollte sie entrüstet unterbrechen. »Er -«
»Ja, ja, ja.« Connie unterbrach sie. »Er hat es wirklich in jeder Hinsicht vermasselt. Er ist ein Schwein; er ist ein Hund – ich habe das bis zum Abwinken gehört. Aber weißt du was, Sasha? Ich glaube, er liebt dich wirklich. Und ich weiß , dass er beinahe alles täte für deine Sicherheit. Und jetzt kannst du gern weiter deine Verletztheit pflegen und alles ablehnen, was er anzubieten hat, einschließlich seiner beruflichen Erfahrung.« Sie hielt inne und maß ihre Freundin mit strengem Blick. »Oder du kannst versuchen, dich wie eine Erwachsene zu benehmen.«
Sasha fühlte sich rundherum missverstanden und redete sich ein, dass sie die Augen nicht wegen der siedend heiß aufsteigenden Tränen zusammenkniff, sondern weil Connie die Tür so heftig zugeschlagen hatte.
»Mist!« Mick zerknüllte die Blätter mit den harten Fakten zu einem Ball und warf ihn quer durchs Zimmer. Er drückte sich die Handballen in die brennenden Augen und fluchte wie ein Berserker. Himmel, Arsch und Zwirn; der Gedanke, dass der Busfahrer Jack Berensen Morrisons schwer zu fassender Partner war, hatte ihm gut gefallen. Aber spielte das Leben ausnahmsweise mal mit und war so einfach? Natürlich nicht. Das neueste ellenlange Schreiben aus dem Innenministerium listete verschiedene Daten und Fakten auf, die es höchst unwahrscheinlich aussehen ließen, dass Jack sein Mann war.
Er fing wieder bei null an.
Also gut, zum Teufel mit individuellen Freiheitsrechten; er brauchte mehr Ausrüstung. Es wurde Zeit, alles systematisch durchzukämmen. Es gab noch neun weitere Namen auf der Liste der Kandidaten, und es stank ihm gewaltig, sie sich nur nacheinander vorknöpfen zu können. Er würde sich, sobald sie in Denver waren, den wahrscheinlichsten herauspicken und dessen Telefon anzapfen. In der Zwischenzeit würde er seine Vorgesetzen so lange beknien, bis sie ihm mehr Elektronik zur Verfügung stellten. Dann würde er die Zimmer jeder Person auf der Liste verwanzen, egal, wie niedrig die Erfolgschancen standen.
Er hatte schließlich den Ruf, der beste Drogenermittler weit und breit zu sein. Es wurde Zeit, dass er aufhörte, wie ein liebeskranker Amateur zu agieren, und sich diesen Ruf wieder verdiente.
Lon ließ die Pistole dort, wo er sie gefunden hatte, zog die Matratze und die Bettdecke wieder zurecht und bewegte sich rückwärts, bis er mit den Waden gegen einen Stuhl stieß, auf den er sich mit weichen Knien fallen ließ. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Lieber Himmel. Was sollte er jetzt tun?
Das Bild von Vinicor blitzte vor seinem geistigen Auge auf, als er das Kommando übernahm an jenem Abend, als Amy Nitkeys Unfall passierte – Karen, warst du das etwa auch? - und kurz war er versucht, sich aufzuraffen und sich dem Kerl anzuvertrauen. Sicher konnten sie ihre privaten Differenzen mal lange genug vergessen, um …
Hübsche Träume, du Volltrottel. Aber dies ist das wirkliche Leben. Lonnies bitteres Lachen wurde durch seine Hände gedämpft. Zum Teufel, wem wollte er da etwas vormachen? Als glaubte Vinicor je ein Wort von dem, was ihm Morrison, der verurteilte Dealer, über Karen Corselli
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