Todesspirale: Roman (German Edition)
Stelle zu sein. Andererseits, wenn man nur nach dem Gewicht ging, konnte es sich hierbei nicht um eine ellenlange Botschaft handeln, die viel Zeit in Anspruch nehmen würde …
Er riss den mit einem Klebeband versehenen Umschlag auf und ließ das Blatt Papier auf den Tisch schweben. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Also... das war unerwartet. Er wusste auch nicht, warum ihn das eigentlich überraschte; denn schließlich hatte bisher nichts in diesem verdammten Fall viel Sinn gemacht, also, hey, warum sollte es das gerade jetzt tun? Er beugte sich vor, nahm das Blatt in die Hand und las es ein weiteres Mal sorgfältig durch.
Mit Ausnahme eines Drogentoten, der an dem Tag entdeckt wurde, als Mick sich den Follies in Sacramento angeschlossen hatte, und von dem man annahm, dass er seinen Stoff von einem unbekannten Dealer irgendwann im Laufe des vorangegangenen Tages der Entdeckung besagter Leiche bekommen hatte, hatte die Serie der mit diesem Fall verbundenen Drogentoten aufgehört. Der Verkauf von Heroin, so wurde angenommen, hatte ebenfalls aufgehört.
Warum?, fragte sich Mick auf dem Weg zum Tacoma Dome. Und, was vielleicht noch wichtiger war, für wie lange?
Sein ganzes Berufsleben bestand aus einer einzigen Kette von Verbindungen mit Leuten, die mit dem Verkauf, der Distribution, dem Schmuggel oder dem Bekämpfen von Drogen zu tun hatten. Er kannte diese Spezies von einem Ende des Spektrums bis zum anderen, von denjenigen, die vom Verkauf profitierten, bis zu denjenigen, die sich abmühten, ihn zu stoppen; von den superreichen Drogenbaronen, die den Handel kontrollierten, über die Kuriere für den Schmuggel, bis zum Zoll und den DEA-Agenten, die die mexikanische Grenze im Auge hatten. Und wenn es eins gab, was garantiert nicht passierte, dann dass irgendjemand ein profitables Geschäft für lange Zeit unterbrach. Nicht ohne einen verdammt guten Grund.
Bei diesem Fall war es sein Job herauszufinden, welcher Grund dahintersteckte. Nun ja, entweder oder. Entweder er fand es heraus, oder er musste es aussitzen, bis die Sache wieder von vorn losging – und das würde sie. Aber er brachte eine Sache nun mal gern zu Ende. Und deshalb hatte er vor, auch diese auf die eine oder andere Weise zu Ende zu bringen.
Er war nicht gerade baff vor Erstaunen, als er kurze Zeit später beim Betreten des Stadions feststellte, dass er nicht als Einziger unbedingt mehr über Lon Morrison erfahren wollte. Der alte Skandal war natürlich wieder durchgehechelt worden, als sich herumgesprochen hatte, dass Morrison als Gruppenläufer engagiert worden war, und Mick hatte ihn in den letzten paar Tagen von wenigstens einem Dutzend verschiedener Leute in allen saftigen Details präsentiert bekommen. Eine stattliche Anzahl der Follies Skater war heute aufgekreuzt, offenbar um persönlich zu beurteilen, ob Morrison immer noch eislaufen konnte nach fünf Jahren Pause.
Konnte er. Sogar Mick, zugegebenermaßen nicht gerade ein Experte, war klar, dass der Mann echt was draufhatte.
Nachdem er ihm einige Minuten zugesehen hatte, wandte er seinen neugierigen Blick von dem Läufer ab, und überflog das Stadion, bis er Sasha mit ein paar anderen auf der Tribüne gleich neben der Bande entdeckte. Er wollte zu ihr.
Mehr oder weniger energisch bahnte er sich den Weg zu seinem Ziel. Er drängte sich neben sie, nickte ihr und Connie zu, die auf der anderen Seite von Sasha saß, blieb aber stumm, als er sich zurücklehnte und den Mann auf dem Eis beobachtete.
Unter dem Scheinwerferlicht blitzte Morrisons Haar golden auf, während er rückwärtssauste und mit dem Kinn die Schulter berührte, um sehen zu können, wohin er lief. Seine Geschwindigkeit war beachtlich, dann holte er Schwung für einen doppelten Toeloop.
»Er wird ihn vermasseln«, murmelte Sasha. Überrascht drehte Mick sich zu ihr um. Ihre Hände lagen geballt in ihrem Schoß, ihre grauen Augen blickten unverwandt auf das Eis, und er blickte rechtzeitig zurück, um Morrison auf seinem Hintern landen zu sehen. Ohne ersichtlichen Grund durchzuckte Mick so etwas wie ein Gefühl der Befriedigung.
Connie beugte sich vor, um Sasha ins Gesicht blicken zu können. »Woher wusstest du das?«, erkundigte sie sich.
»Er hat sich nicht richtig konzentriert«, gab Sasha zurück, ohne den Blick vom Eis abzuwenden. »Das passiert immer, wenn er zu selbstsicher ist. Okay, du gro ßer Könner«, murmelte sie, als Lon sich aufrappelte und weiterlief, langsam wieder Geschwindigkeit aufnahm. »
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