Todesspirale: Roman (German Edition)
endlich von ihr in Richtung Restaurant führen ließ. »Ich bin schon bis auf meinen letzten Dollar abgebrannt.«
Sie lächelte ihn an, als sie sich setzten. »Ich kann dir etwas Geld leihen, wenn du möchtest.«
»Ich verzichte auf deine verdammte Mildtätigkeit, Sasha!«
»Ich habe dir auch keine angeboten, du Armleuchter!«, knurrte sie zurück. »Mensch, Lon, wenn du noch steifer wirst, kannst du als Bügelbrett durchgehen.« Gezwungen lächelte sie den Kellner an, der ihnen jeweils eine Speisekarte reichte. Sobald er jedoch die Tagesgerichte runtergerattert hatte und verschwunden war, beugte sie sich über den Tisch und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich habe dir nicht angeboten, dir Geld zu schenken, du Trottel; ich sagte, ich kann dir etwas leihen. Aber wenn du zu stolz bist dafür, dann sei eben pleite. Nur tu mir einen Gefallen und jammere nicht darüber. Wenn du je etwas gespart hättest in deinem Leben, säßest du jetzt vielleicht nicht so in der Klemme.«
»Ja, ist schon okay, tut mir leid«, brummte er. Im Grunde wusste er, dass sie recht hatte. Er dachte, was zum Teufel weiß sie denn schon davon? Sie war so verdammt perfekt, dass sie nie die gleiche Ungeduld zu spüren schien, mit der der Rest der Welt sich herumschlug. Wo die meisten Menschen es voller Ungeduld kaum erwarten konnten, etwas Bestimmtes in ihren Besitz zu bringen, sparte Sasha einfach in aller Seelenruhe und blieb gelassen sie selbst. Herrgott. Es war schlicht zum Kotzen.
Also, er hatte die Nase voll von der Warterei. Er hatte es auf ihre Weise versucht. Aber er war nur ein Sünder, kein makelloser Engel wie Sasha. Er kapierte nicht, wie sie so geworden war, wenn man in Rechnung stellte, dass sie beide unter den gleichen Bedingungen angefangen hatten. Er bewunderte und liebte sie mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt. Aber er war nicht wie sie. Er wollte nicht von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck knausern. Er wollte jetzt genug Kohle, nicht in einem Monat, einem Jahr oder zwei Jahren.
Und er wusste genau, wie er daran kam.
14
S asha hatte zwar nicht viel darüber nachgedacht, aber eher erwartet, dass sie sich schwertäte, sich an das Zusammenleben mit Mick zu gewöhnen. Stattdessen gewöhnte sie sich so schnell daran wie ein Kätzchen an die tägliche Schale Sahne.
Toller Sex stand außer Frage, klar, aber sie hatte stark befürchtet, dass andere Unstimmigkeiten auftreten würden. Aber wie sich herausstellte, war Mick sehr viel rücksichtsvoller als angenommen. Er erwartete keine vierundzwanzigstündige Zuwendung. Er wartete morgens geduldig, bis sie im Bad fertig war, und als eines Abends eine Eisläuferin vorbeikam, die ein Bild des Jammers vor Liebeskummer bot und, bewaffnet mit einer Flasche billigen Wodkas, weiblichen Trost suchte, hatte er sich diskret zurückgezogen.
Meistens gingen er und Sasha tagsüber ihre eigenen Wege, wie sie es auch bisher getan hatten. Mick hatte gewöhnlich reichlich zu tun als Geschäftsführer, und sie verbrachte wie üblich viel Zeit damit, die Eisbahnen in den verschiedenen Stadien zu testen und Ausflüge mit Connie zu unternehmen. Aber auch, wenn sie sich furchtbar auf die Nerven gefallen wären, hätte sie wahrscheinlich dennoch einen Ausweg gesucht, da Mick zwei Vorzüge besaß, denen Sasha so gut wie nicht widerstehen konnte. Er war auf eine Weise körperlich, die nichts Sexuelles an sich hatte, und er unterhielt sich viel mit ihr.
Außer ihrer Mutter hatte sonst niemand Sasha so viel körperliche Zuwendung gegeben. Sie war von Natur aus jemand, der gern berührte, und Mick erfüllte ein Bedürfnis, dass ihr bisher gar nicht bewusst war, wenn er sie umarmte oder auf seinen Schoß zog, mit ihrem Haar spielte oder beim Spazierengehen seine warme Hand in ihren Nacken legte.
Nach und nach lernte sie ihn kennen. Er hatte zu vielen Themen eine feste Meinung, und meist stimmte sie ihm durchaus zu, bei anderen hatten sie sich auf eine Art Waffenstillstand geeinigt. Er redete gern, liebte Körperkontakt und war hin und wieder etwas zu besitzergreifend. Er sagte, dass er sie liebte, aber sie hielt sich mit derartigen Bekenntnissen noch zurück, wollte absolut sicher sein, dass es nicht nur der neue spitzenmäßige Sex war, den sie liebte.
Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie nur Zeit schindete. Der Mann fing an, vollkommen von ihr Besitz zu ergreifen, von ihrem Körper und ihrer Seele. Und irgendwann sagte sie ihm das auch.
Märchen wurden wirklich wahr.
Oh
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