Todesspirale: Roman (German Edition)
spürte einen Stich in seinem Herzen. Nur zu gern hätte er sie schief angelächelt, aber er untersagte es sich. »Nein, Mutter, möchte ich nicht«, sagte er ausdruckslos. Und ballte die Fäuste unter dem Tisch, als er sah, wie sehr er sie verletzt hatte.
»Entschuldigt mich bitte«, murmelte sie hastig und stieß den Stuhl zurück. »Mit fällt gerade ein, dass ich … äh, ich habe was vergessen.« Sie drehte sich um und eilte aus dem Raum, den Kopf hoch erhoben.
Nicht schnell genug allerdings, dass ihre Tischnachbarn nicht den feuchten Schimmer in ihren Augen sahen, den die Deckenlampe reflektierte.
Eine Sekunde lang schwiegen beide. Schließlich blickte Lon auf und sah, dass Connie die Arme unter ihren kleinen Brüsten verschränkt hatte und ihn mit einem ganz bestimmten Ausdruck ansah. »Was zum Teufel glotzt du so?«, knurrte er.
»Du Mistkerl«, sagte sie angewidert. Dann runzelte sie die Stirn, ließ die Arme sinken und beugte sich vor. »Nein. Das ist wahrscheinlich noch viel zu nett. Du Oberarschloch.«
Lon betrachtete sie geringschätzig von oben bis unten. »Denkst du oft an meinen Arsch, Nakamura?«
Sie errötete und schnaubte empört. Die Nase in die Luft gereckt spießte sie ihn mit ihrem Blick auf und meinte: »Leck mich doch, Morrison.«
»Das täte ich gern, mein Schnuckelchen. Ich würde gern alle köstlichen rosa Teile von dir lecken.« Was durchaus der Wahrheit entsprach, aber er betonte es so beleidigend wie möglich. Er hatte gleich nach dem ersten Anflug sexueller Erregung gewusst, dass sie nichts für ihn war. Connie Nakamura war genau wie Sasha ein nettes, braves Mädchen, und nette Mädchen waren einfach nicht für einen Verlierer wie ihn da. Er streckte den Arm aus und verfolgte mit der Fingerspitze dreist die Wölbung ihrer rechten Brust, fuhr ihr über die Brustspitze. »Was hältst du davon, wenn wir hochgehen zu mir und es mal versuchen?«
Sie schlug seine Hand weg und stand abrupt auf. Dann fixierte sie ihn mit einem mörderischen Blick aus ihren exotischen dunklen Augen. »Du machst mich krank. Aus Gründen, die ich nie verstehen werde, liebt Sasha dich. Aber statt dass du deinem Schicksal dafür dankst, eine Freundin wie sie zu haben, bist du krachend eifersüchtig darauf, dass sie endlich jemanden gefunden hat, der sich so um sie kümmert, wie sie es verdient. Also, lass dir von mir sagen, Kumpel; du verdienst sie überhaupt nicht. Sie ist mehr wert als ein Dutzend deinesgleichen.« Dann drehte auch sie sich um und ließ ihn sitzen.
»Das hast du ganz richtig erkannt, meine kleine fernöstliche Schönheit«, brummte Lon. »Da hast du hundertprozentig recht. Die heilige Sasha ist zu gut für uns armselige Sünder.« Dann zuckte er die Achseln, nahm sein Sandwich und widmete sich erneut seinem Playboy.
Sasha war nahezu blind, aber durch den Tränenschleier hindurch sah sie dennoch, dass Mick vor ihrem Hotelzimmer mit jemandem redete. Verschwommen bekam sie mit, dass der Fremde Mick ein Klemmbrett hinhielt und Mick unterschrieb. Dann wechselte ein schmaler Briefumschlag den Besitzer, und der Mann lächelte, sagte noch etwas und tippte sich zum Gruß mit den Fingern an die Schläfe, bevor er unbeschwert in die andere Richtung den Flur hinunter verschwand, gefolgt von der Melodie, die er vor sich hinpfiff.
Mick stand immer noch in der Tür und wartete auf sie. »Hi, Schätzchen; ich habe dich gar nicht so bald zurückerwartet.« Er verstummte, als er sie genauer betrachtete, sein Begrüßungslächeln erstarb und machte Besorgnis Platz. »Sasha? Was ist los, Kleines? Geht es dir gut?« Er legte ihr den Arm um die Schultern, und sie presste ihr Gesicht an sein frisch gewaschenes Hemd und sog tief den Duft von Seife, Wasser und Mann ein. Sie umschlang seine Taille, als hinge ihr Leben davon ab, und die Tränen, die sie mit schierer Willenskraft zurückgehalten hatte, flossen jetzt in Strömen.
»Was ist, Darling? Was ist passiert?«
Ein Wortschwall ergoss sich in seine Hemdbrust, aber nur jedes fünfte Wort war nur annähernd verständlich.
»Was?« Mick manövrierte sie ins Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Er streichelte ihr beruhigend den Rücken und beugte sich hinunter, um ihr ins Gesicht sehen zu können, aber sie hielt den Kopf gesenkt, schien ihre Position auf keinen Fall aufgeben zu wollen. Wieder murmelte sie etwas vor sich hin.
»Darling, ich kann kein Wort verstehen von dem, was du sagst.« Er führte sie zu einem Sessel, drückte sie hinein und
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