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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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wenigstens erzählt, dann kann man sie vielleicht noch retten. Aber er hat nur gelacht und gemeint, dem Köter würde schon nichts passieren. Er weiß, dass ich es nicht mag, wenn er ›Köter‹ sagt. Dann hat er mir eine Zigarette angeboten. Ich mag eigentlich nicht rauchen, aber wenn Olaf mir eine gibt, dann muss ich rauchen, und wenn ich huste, gibt er mir eine Kopfnuss.«
    Luis’ Stimme ist heiser geworden, er nimmt einen Schluck Tee und spricht weiter: »Auf einmal hat er damit angefangen, dass er ganz genau wüsste, dass ich in Gwen verliebt wäre. Und dass ich mir bloß nicht einbilden soll, dass die was von mir wolle. Ich habe gesagt, dass das nicht stimmt, dass ich Gwen nur nett finde.«
    Luis hält inne, sein Atem geht schwer.
    »Und was war dann?«, fragt Oda leise.
    »Er hat so lange auf mich eingequatscht und mir alles Mögliche angedroht, bis ich gesagt habe, dass ich in Gwen verliebt wäre. Ich hab das nur gesagt, weil er es hören wollte«, versichert Luis, der bei diesen Worten bis zu den Ohren rot geworden ist. Als er weiterspricht, laufen ihm Tränen aus den Augenwinkeln, die er mit dem Ärmel seines Sweatshirts wegwischt. »Dann hat er behauptet, dass Gwen eine Schlampe wäre, die es mit jedem treibt. Da bin ich wütend geworden und habe zu ihm gesagt, dass das nicht stimmt. Olaf kann es nicht leiden, wenn man ihm widerspricht, aber dieses Mal hat er nur gelacht. Dann hat er sein Handy aus der Hosentasche gezogen und mir so einen Film gezeigt, auf dem Gwen war und  … « Luis stockt, zieht den Rotz hoch.
    Oda reicht ihm ein Taschentuch. »Was war auf dem Film, Luis?«
    »Das dürfen Sie aber niemandem sagen«, sagt Luis.
    »Ich verspreche es«, sagt Oda.
    »Gwen, Olaf, Florian und Cornelius, und sie haben Gwen  … « Er senkt den Blick und hält sich die Hand vor den Mund, als würde ihm jeden Moment übel werden.
    »Du meinst, die drei hatten Sex mit Gwen?«
    Luis nickt. »Aber Gwen … sie lag so da wie eine Puppe, sie hat sich gar nicht bewegt, und die haben mit ihr alles Mögliche gemacht, ganz eklige Sachen!« Er sieht Oda aus tränenfeuchten Augen an und wiederholt: »Aber das mit dem Video dürfen Sie niemandem erzählen!«
    »Ist gut«, beruhigt ihn Oda. »Wie ging es weiter?«
    »Ich bin ausgerastet und wollte ihm das Handy wegnehmen, aber Olaf ist viel stärker als ich. Er hat mich am langen Arm festgehalten und gesagt, ich solle jetzt wieder brav reingehen und süß von Gwen träumen. Ich hab gesagt, ich müsste aber noch Brennholz aus dem Gartenhaus mitbringen. Er ist seelenruhig auf der Bank sitzen geblieben und hat an seinem Handy rumgespielt. Ich bin ins Gartenhaus und habe das Beil genommen. Es steckt immer in dem Hackstock drin, mein Vater macht damit das Holz zum Anzünden klein. Damit habe ich auf seinen Kopf geschlagen.«
    »Wie oft?«
    »Ein Mal. Er ist sofort von der Bank runtergefallen. Ich bin ins Haus gerannt, und als ich zur Tür rein bin, ist mir meine Mutter entgegengekommen. Die hat gefragt, was ich mit dem Beil will, das hatte ich nämlich noch in der Hand, das habe ich erst drin gemerkt. Ich habe ihr gesagt, dass ich damit Olaf totgeschlagen habe.«
    »Was hat deine Mutter gemacht?«
    »Die hat mir das Beil abgenommen und ist rausgelaufen. Dann kam sie wieder rein und hat meinen Vater angerufen oder ihm auf die Mailbox gesprochen, ich weiß es nicht genau, ich war in der Küche. Sie ist zu mir gekommen, wir haben Kakao getrunken und auf meinen Vater gewartet. Ich habe ihr alles von Olaf erzählt – so wie Ihnen gerade. Nur das mit Gwen nicht, und das mit meinen Fotos auch nicht. Meine Mutter hat geweint und mich um Verzeihung gebeten. Warum, weiß ich nicht, sie hat doch nichts gemacht, sie hat ja nichts gewusst.«
    Eben, denkt Oda und versucht, sich in die Lage von Luis’ Mutter zu versetzen. Kann man denn so blind sein? Bei ihrem Besuch am Montag hat Oda Frau Tiefenbach als geradezu überfürsorgliche Mutter erlebt. War das nur Show? Wie konnte das Leid ihres Sohnes so lange unentdeckt bleiben? »Haben deine Eltern nie was gemerkt? Du musst doch blaue Flecken gehabt haben, wenn Olaf dich geschlagen hat.«
    »Er hat mich nie ins Gesicht geschlagen. Und wenn meine Mutter was gesehen hat, habe ich gesagt, dass ich hingefallen bin oder dass das andere waren.«
    »Und warum hast du es nicht deinem Vater gesagt? Meinst du nicht, der wäre mit so einem Typen wie Olaf fertiggeworden?«
    Luis zuckt die Achseln und murmelt dann: »Die wä­ren doch wegen mir nicht da

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