Todesspur
für eine Ce BIT -Party gebraucht, nachdem ihm die Messeleitung verboten hat, echte Affen als Dekoration zu verwenden«, erklärt Wolfgang Franke dazu. Er ist ein kräftiger, grobschlächtiger Mann mit Stirnglatze und rosa Gesicht. »Sie haben die Tierchen dann einfach dagelassen, der Transport nach China war ihnen wohl zu teuer.«
An der Rückseite des Gebäudes hat man einen Bereich durch mobile Trennwände abgeteilt. Dahinter findet sich ein Durcheinander aus Kabeln, Verstärkern, Boxen und Stativen, mittendrin steht ein Schlagzeug. Ein zerschlissenes rotes Samtsofa und ein abgewetzter Sessel runden das Ambiente ab.
»Man muss das Engagement der Jugend nach Kräften unterstützen. Besser, sie machen Musik, statt am Computer rumzuhängen und Ballerspiele zu spielen. Hier können die Jungs Krach machen, ohne dass sie jemanden stören, und auch mal ein Bierchen zischen, ohne dass die Eltern gleich alles mitkriegen«, verkündet der Inhaber der Fima Leineparty mit jovialem Augenzwinkern. Völxen spricht dem Mann die offenbar erwartete Anerkennung dafür aus.
Oda betrachtet indessen die Bassdrums und den Hocker davor. Sie repetiert im Geist, wie Jule Bächles Worte wiedergegeben hat: Der erste Schlag muss entweder von einer deutlich kleineren Person ausgeführt worden sein, oder Olaf hat gesessen, als man ihn erschlug.
»Wer hat alles einen Schlüssel zum Lager?«, fragt sie.
»Zwei meiner Mitarbeiter, mein Sohn Valentin und Olaf Döhring. Weil der sein Schlagzeug ja nicht mit nach Hause nehmen kann.«
»Und Sie«, ergänzt Oda.
»Ja, natürlich.«
»Wie viele Mitarbeiter haben Sie?«, fragt Völxen neugierig.
»Vier feste. Und meine Frau. Dazu kommen eine Menge Aushilfen für die Events, meistens Studenten.« Franke lächelt stolz. »Natürlich arbeitet mein Sohn Valentin auch ab und zu mit: Lieferwagen be- und entladen, Getränke ausschenken oder am Suppenbüffet stehen. Er soll ruhig merken, wie hart man sein Geld verdienen muss.«
»Haben die Freunde Ihres Sohnes auch mal für Sie gearbeitet?«, fragt Oda.
Franke verzieht den Mund. »Das haben die nicht nötig. Manchmal fragen Mädchen aus Valentins Schule nach einem Job, weil sie gerne auf irgendwelchen Promi-Partys servieren möchten. Aber die sind zu jung. Ich nehme keine Mädchen unter achtzehn, das gibt nur Ärger.«
»War am Sonntagabend noch jemand im Lager?«, will der Kommissar wissen.
Franke schüttelt den Kopf. »Ich war am Sonntag nach dem Spiel noch kurz hier und habe nach dem Rechten gesehen. Da war niemand.«
»Kam Olaf auch allein zum Üben her?«, erkundigt sich Völxen.
»Ja, so ein, zwei Mal die Woche.«
»Auch abends?«
»Ja, manchmal auch.«
Oda sieht sich suchend um: »Eine Überwachungskamera gibt es hier nicht zufällig?«
»Nein. Wir haben eine Alarmanlage, aber keine Kamera.«
»Sie sind der Trainer von Olaf und den anderen Jungs … «, beginnt Völxen.
Franke nickt eifrig. »Ja, ich trainiere die Jugendmannschaft. Hat sich so ergeben. Ich selbst spiele nur noch in der Altherrenmannschaft.«
»Verstehe. Wie war Olaf denn so?«
»Er war ein recht guter Spieler. Konnte sich durchsetzen.«
»Also ein Draufgänger?«
Franke zögert. »Nicht direkt.«
»Was heißt das?«, insistiert Völxen hartnäckig.
Der Trainer blickt erst verlegen zu Boden, dann ins Gesicht des Kommissars. »Fouls. Fiese Fouls. Und immer hat er es so hingekriegt, dass der Schiri es nicht sah, darin war er perfekt. Und umgekehrt funktionierte es auch: Olaf war unser Schwalbenkönig. Der konnte eine Riesenshow abziehen, wenn ihn ein anderer nur gestreift hatte.« Der Trainer runzelt verlegen die Stirn. »Ich persönlich bin ja für Fair Play, aber ich muss zugeben – manchmal haben wir dadurch auch gewonnen.«
Oda fragt unverblümt: »Mochten Sie Olaf Döhring?«
Wolfgang Franke seufzt, als hätte er diese Frage schon befürchtet. »Wenn Sie mich so fragen: nicht besonders. Aber er war gut, ausdauernd im Training, immer pünktlich und zuverlässig, da kann ich nichts gegen ihn sagen.«
»War Olaf im Training auch so wie bei den Spielen?«, fragt Völxen.
Franke schüttelt den Kopf. »Nein, im Training hat er schon gespurt.«
»Er wandte seine hinterhältigen Tricks also nur an, wenn es darauf ankam«, bringt es Völxen auf den Punkt.
Der Trainer macht ein Gesicht, als würde ihn die Formulierung des Kommissars nicht überzeugen.
»Oder?«, hakt Völxen nach.
»Na ja … Valentin hatte mal einen Bänderriss wegen ihm. Aber ich habe nicht
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