Todesspur
erinnerte sich an das harte Verhör, dem Beck sie unterzogen hatte, nachdem er in Theo Strebels Büro eingetroffen war.
»Wie Sie wissen, bringt mich nichts so leicht aus der Fassung«, hatte er zu Tweed gesagt, als er Strebels Leiche vor sich sah. »Aber bevor er bei uns ausschied, um als Privatdetektiv zu arbeiten – womit sich mehr Geld verdienen läßt –, hat er einen komplizierten Mordfall gelöst, bei dem ich nicht weiterkam. Er war ein großartiger Polizist, und sein Tod ist ein schwerer Verlust.«
Er sprach mit leiser Stimme. In dem Büro wimmelte es von Technikern und Fingerabdruckexperten. Der Polizeiarzt war gerade gegangen, nachdem er Strebel für tot erklärt hatte – eine ziemlich überflüssige Feststellung, wie Tweed meinte.
Dann waren sie hinübergeeilt in Klaras Wohnung. Newman war mitgegangen und wurde nicht enttäuscht. Die alte Schnüfflerin steckte ihre Geiernase zur Tür heraus.
»Ist da oben etwas passiert?« fragte sie.
»Bleiben Sie in Ihrer Wohnung«, befahl Beck. »Ich möchte später mit Ihnen reden.«
»Wer sind Sie überhaupt?«
»Polizei.« Beck hielt ihr seinen Ausweis unter die Nase.
»Sie bleiben hier, bis ich Zeit für Sie habe.«
»Eine Schlüsselloch-Guckerin«, bemerkte er, als sie die Treppe hinaufgingen. »Eine von der Sorte gibt es in jedem Viertel…«
Der Arzt war bereits in Klaras Wohnung gewesen, und vor der nun geschlossenen Tür stand ein uniformierter Polizist. Er grüßte und öffnete die Tür, und sie gingen hinein.
Beck betrachtete die ermordete Frau. Dann schürzte er die Lippen und wendete sich an Tweed. »Jetzt ist mir klar, weshalb der Arzt sagte, es wäre ein unerfreulicher Anblick. Eine solche Bemerkung habe ich noch nie von ihm gehört – schließlich hat er schon so ziemlich alles gesehen.«
Beck lehnte sich gegen eine Wand, verschränkte die Anne und musterte zuerst Tweed und dann Newman.
»Gestern hat es in der Bahnhofstraße ein kleines Blutbad gegeben. Haben Sie die Zeitungen gelesen? Nein? Nun, darin steht, daß ein Behinderter in einem von diesem batteriebetriebenen Rollstühlen sich mit einer Handgranate selbst in die Luft gesprengt hat. Fast gleichzeitig wurde ein Amerikaner erschossen, der eine Maschinenpistole bei sich hatte.
Wissen Sie zufällig etwas über diese Ereignisse?«
Tweed berichtete genau, was passiert war. Er erklärte, daß er selbst bis zum Hals in dem Versuch steckte, denjenigen aufzuspüren, der hinter all diesen Ereignissen stand.
Beck nickte kommentarlos, bis Tweed fertig war.
»Tut mir leid, daß ich Sie nicht früher informiert habe«, schloß er.
»Und mir erst recht. Ich weiß gern, was auf meinem Akker vor sich geht. Und mein Acker ist die ganze Schweiz, einschließlich Zürich.«
»Ich habe mich entschuldigt«, sagte Tweed ruhig. »Wie nahe sind Sie der Aufklärung dessen, was heute passiert ist dem Mord an dieser armen Frau und an Theo Strebel?«
»Ich bin ja gerade erst eingetroffen«, erklärte Beck.
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie schon eine Ahnung haben, wer der Mörder ist?«
»Die Teile eines riesigen internationalen Puzzles, das sich von Washington über Cornwall bis hierher erstreckt, fangen an, ihren Platz zu finden. Ich bin noch weit davon entfernt, das ganze Bild zu erkennen, aber ich komme der Sache näher. Ihre weitere Kooperation wäre mir eine große Hilfe.«
»Die haben Sie. Ohne Vorbehalte. Sie setzen Ihre Ermittlungen hier in Zürich fort?«
»Nicht mehr lange. Morgen reisen wir nach Basel.«
»Darf ich fragen, weshalb?«
»Das haben Sie gerade getan«, erklärte Tweed. »Wir haben erfahren, daß Walter Amberg sich in Basel aufhält. Ich muß noch einmal mit ihm reden.«
»Danke. Ich glaube, ich höre die Techniker kommen. Lassen Sie uns von hier verschwinden. Wenn Sie es einrichten können, zum Polizeipräsidium zu kommen, kann ich dort l Ihre Aussagen aufnehmen lassen. Es wird einige Zeit kosten, fürchte ich. Ach ja, solange wir noch allein sind – ich habe beim Zoll in den Flughäfen von Zürich, Genf und Basel ein i brandneues Gerät installieren lassen. Damit kann der Inhalt von Gepäckstücken ohne Wissen der Ankömmlinge überprüft werden. Eine Schweizer Erfindung.«
»Sie meinen ein Röntgengerät?«
»Viel besser als das. Es fotografiert den gesamten Inhalt eines geschlossenen Koffers. Ich will wissen, was neu ankommende Amerikaner in dieses Land bringen …«
Louis Sheen traf, aus Washington kommend, am Flughafen Kloten ein. Er schwenkte seinen
Weitere Kostenlose Bücher