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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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erraten?«
    Â»Das ist der Name einer Figur aus den regionalen Geschichten. Ein Kobold oder ein Riese – ich bin mir nicht ganz sicher, was. Das da drüben ist das Ergebnis eines Erdrutsches, aber aus der Ferne sieht es mit etwas Fantasie aus wie die Ruine eines Hauses.«
    Â»Derjenige, der dieses Hotel gebaut hat, hatte durchaus Fantasie. Irgendein romantischer Viktorianer, nehme ich an, der gerade von einem Ausflug in die Alpen zurückgekommen war.«
    Â»Wahrscheinlich. Als dieses Viadukt für die Eisenbahn gebaut wurde, hat das eine Menge Protest ausgelöst. Alle behaupteten, es würde die Aussicht ruinieren, nur damit man schneller von Bakewell nach Buxton kommt. Heute ist es eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Region.«
    Obwohl Infidels’ Cemetery unmittelbar neben der Straße lag, hätten sie den Friedhof beinahe übersehen. Cooper war bereits ein Stück daran vorbeigefahren, als er plötzlich bremste und umdrehte. Ein Teil der Mauer, die den Friedhof einst geschützt hatte, war eingestürzt. Die Lücke war nur mit einem Maschendrahtzaun geschlossen worden, wenngleich das Dickicht aus Brennnesseln dahinter ohnehin ziemlich abweisend aussah.
    Hier war es deutlich stiller als am Monsal Head. Von der anderen Seite des Tals war ein Schäfer zu hören, der seinem Hund etwas zurief. Seine Stimme klang schrill wie der Schrei eines Moorvogels. Auf dem Hügel gegenüber gab jemand einen Schuss ab. Auf dem Land klang das Geräusch von Gewehrschüssen jedoch vertraut und war nicht weiter erwähnenswert.
    Â»Diesen Friedhof hat seit Monaten niemand mehr betreten«, stellte Fry fest. »Das sehe sogar ich.«
    Â»Zumindest ist niemand weiter als ein paar Schritte gegangen.«
    Die meisten der uralten Grabsteine waren umgefallen und von Labkraut und Dornensträuchern überwuchert. Die Steine, die noch aufrecht standen, waren mit gelblicher Flechte bedeckt und in Efeu gehüllt, der ihre charakteristischen Formen verschleierte. Die einzige Ausnahme bildeten die beiden Grabsteine, die der Straße am nächsten waren. Irgendjemand hatte sie vom Efeu befreit und ihre Inschriften enthüllt.
    Mit einiger Mühe entzifferte Cooper den Namen und die Daten auf einem der Steine.
    Â»Ich glaube nicht, dass diese Person zu Lebzeiten sehr beliebt war«, sagte er. »›Obschon der Menschen Neid deinen Wert verachtet, soll Stolz deine Brust füllen.‹ Das könnte ich Gavin als Grabinschrift vorschlagen.«
    Â»Warum? Fühlt er sich unterschätzt?«
    Â»Ich glaube schon.« Cooper ging ein paar Meter zur Seite. »Diane, sieh dir den mal an.«
    Vom Efeubewuchs des zweiten Grabsteins war nur ein kleiner Teil entfernt worden, und zwar erst vor kurzem. Die abgebrochenen Zweige waren noch ausgefranst und sonderten etwas Saft ab, als Cooper sie berührte.
    Â»Das ist seltsam«, sagte er.
    Â»Warum?«
    Â»Na ja, ich hatte angenommen, dass irgendein Amateurhistoriker den Efeu von diesen Grabsteinen entfernt hat, um die Namen der Menschen lesen zu können, die hier beigesetzt wurden. Oder vielleicht ein Verwandter, der dafür sorgen wollte, dass man sich an einen Vorfahren von ihm erinnert und er nicht einfach im Gestrüpp verschwindet.«
    Â»Das kann man doch verstehen«, erwiderte Fry.
    Â»Aber sieh dir das an – nicht der Name und die Daten wurden freigelegt, sondern nur die Inschrift darunter. Und sie ist nur sehr kurz. Caro data vermibus . Was heißt das?«
    Â»Ich habe keine Ahnung.«
    Â»Du bist doch diejenige, die studiert hat.«
    Â»Ben, ich habe einen Abschluss in Criminal Justice and Policing von der University of Central England. Deshalb spreche ich noch lange nicht fließend lateinisch.«
    Cooper ging vor den Grabsteinen auf und ab, doch bis auf den schmalen Streifen an der Straße war die Decke aus Nesseln und Dornensträuchern dicht und unversehrt. Er beobachtete einen Schmetterling, der zwischen den Nesseln umherflatterte.
    Fry ging ungeduldig zum Eingang zurück und blickte die Straße hinauf. »Wie weit ist es von hier nach Wardlow, hast du gesagt?«
    Â»Nur ein paar Meilen.«
    Der Zusatz »low« – »tief« – in Namen von Orten in Derbyshire bedeutete immer genau das Gegenteil. Wardlow war also vermutlich nach dem Aussichtshügel Wardlow Cop benannt worden, dessen abgeflachte konische Form bald zu ihrer Linken auftauchte, als sie vom Monsal

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