Todesstoß / Thriller
ansprechen.«
»Jaja, verklag mich doch. Noah, Rachel steckt in Schwierigkeiten. Was sagen die Cops im Streifenwagen?«
Er sah auf die Uhr und zog die Stirn in Falten. »Nichts bis jetzt. Aber ich hätte längst etwas hören müssen. Ich ruf dich zurück.« Er wählte die Zentrale und lauschte mit wachsender Frustration. »Dann soll eben ein zweiter Streifenwagen losfahren und zwar schnell. Keine Sirene. Ich bin unterwegs.« Er wandte sich Trina und Brock zu, die inzwischen wieder ernst geworden waren. »Der erste Streifenwagen ist an einem Unfall vorbeigekommen – ein Wagen ist auf vereister Straße gegen einen Mast geprallt. Sie kümmern sich um die Opfer.«
»Sie haben keine andere Wahl, das weißt du genau«, sagte Trina. »So sind die Vorschriften.«
»Das weiß ich«, erwiderte Noah. »Ich hoffe nur, dass wir nicht zu spät kommen. Passt auf euch Jungs auf. Ich melde mich.«
Mittwoch, 24. Februar, 2.20 Uhr
O Gott.
Rachel rang nach Luft, konnte aber nicht tief genug einatmen. Sie war bewegungsunfähig. Vage erinnerte sie sich, dass er ihre Hände durch Ärmel geschoben und die Arme dann vor ihrem Körper gekreuzt hatte. Heftig daran gezerrt, sie auf den Bauch gerollt und ihr das Knie in den Rücken gestemmt hatte. Er hatte … die Ärmel festgebunden.
Ihr Kinn sank auf die Brust, als ihr Bewusstsein mit voller Wucht zurückkehrte.
Weiß.
Sie blinzelte. Weißer Stoff hüllte sie bis zur Hüfte ein. Darunter … Sie sah ihre nackten Beine und spürte kühle Luft zwischen den Schenkeln. Sie war nackt.
Hilfe!
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, doch ihr Verstand reagierte noch viel zu langsam.
Schrei! So laut du kannst.
Aber alles, was dabei herauskam, war ein gedämpftes Wimmern. Ihr Mund war zugeklebt. Mit breitem Klebeband.
Wo bin ich?
Ihr Blick huschte ängstlich umher.
Keller. Im eigenen Keller.
Auf einem Hocker von ihrer Küchenbar.
Sie konnte ihn nicht sehen, wusste nicht, wer er war. Dann zuckte sie zusammen. Er war hinter ihr. Sie konnte ihn atmen hören. Und dann konnte sie es auch riechen
. Benzin.
Der Geruch brannte in ihrer Nase, ihren Augen, und die Erinnerung an jene Nacht kehrte mit Wucht in ihr Bewusstsein zurück. Das Gas, der Qualm, die Hitze. Der Gestank brennenden Fleisches. Schreie. Die schrecklichen Schreie jener, die es nicht mehr hinausgeschafft hatten.
Nein. Raus. Du musst fliehen.
Sie wand sich, wehrte sich, konnte sich aber nicht rühren.
Ich bin gefesselt. Ich kann nicht weg.
Ihr Herz schlug viel zu schnell. Zu schnell. Ihr war schwindelig.
Bernie.
Es musste Bernie sein. Irgendwie war er aus dem Gefängnis gekommen. Das war seine Rache. Er hatte alles geplant.
Und er wird mich umbringen.
Sie versuchte wieder, sich gegen die Fesseln zu stemmen, spürte den Hocker kippen, doch er wurde gepackt und zurückgeknallt, und der Aufprall durchfuhr sie wie ein elektrischer Schlag.
»Besser«, murmelte er. Ihr Kopf ruckte zur Seite, aber er war noch immer hinter ihr. Dann kam er um den Hocker herum, stellte sich vor sie und packte sie am Kinn.
Nicht Bernie.
»Noch nicht wieder ganz da, aber wenigstens etwas klarer.«
Ihr stockte der Atem. Ein Feuerzeug. Er hielt es ihr vor die Augen und machte es an. Sie fuhr zurück, den Blick auf die Flamme fixiert. Er lächelte zufrieden.
»Ich habe auf dich gewartet, Rachel. Du hast geglaubt, dass du in der Öffentlichkeit nur ein wenig brav sein brauchst, damit du dich in der Fantasiewelt austoben kannst. Du dachtest, Delilah sei unsichtbar. Aber niemand ist wirklich unsichtbar.«
Delilah. Shadowland. John. Es war alles geplant.
Eine Falle.
Er trat zurück, und ihr Blick folgte ihm. Er trug Stiefel und … eine feuersichere Hose über seiner Alltagskleidung. Die Hose war zu groß und stand an der Hüfte ab, und vielleicht hätte er lächerlich ausgesehen, wenn er nicht die Pistole in der Hand gehabt hätte. Hinter ihm sah sie einen Feuerlöscher. Und dahinter einen Rucksack. Und auf dem Rucksack … ihre Schuhe. Sehr ordentlich exakt nebeneinander gestellt.
»Angst ist eine interessante Sache«, sagte er, und sie riss sich vom Anblick seiner Kleidung los und sah ihm wieder ins Gesicht. Er lächelte, und seine Augen waren kalt und grausam.
Ich werde heute sterben.
»Manche Ängste entstammen einem Instinkt, wie die Angst vor Schlangen. Sie stehen für ein erhöhtes Gefahrenbewusstsein. Aber nur wenn die Angst unser Handeln bestimmt, wird sie zu einer Phobie. Du, Rachel, hast eine starke Phobie. Aber eine verständliche, betrachtet man
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