Todesstoß / Thriller
gepasst.«
»Hat er etwas zu Amys Leidenschaft für Shadowland gesagt?«, fragte Noah.
»Nein. Er hat noch gar nichts gesagt. Er hat sofort seinen Anwalt angerufen.«
Abbott machte ein finsteres Gesicht. »Ramsey meint, man könnte ihm allerhöchstens Leichenschändung anhängen, aber warum sollten wir das tun? Wir versuchen noch einmal, mit ihm zu reden, aber dann werden wir ihn laufen lassen müssen.«
»Und was ist mit Amys Wohnung?«, fragte Noah, aber Jack schüttelte den Kopf.
»Schon neu vermietet. Da werden wir nichts mehr finden. Der Hausmeister hat gesagt, dass die Wohnung komplett renoviert worden ist, neue Tapeten, neuer Teppich, und so weiter.«
»Wissen wir überhaupt, wie der Tatort ausgesehen hat?«, fragte Micki.
»Wir wissen nur, dass sie andere Kleider anhatte. Mehr hat die Mutter nicht gesagt, und Bruder Larry schweigt. Ian ruft uns an, wenn er Millhouses Autopsiebericht fertig hat. Amy wurde eingeäschert, wir können sie also nicht exhumieren.«
»Danke«, murmelte Noah.
Jack nickte knapp.
»Es gibt aber wenigstens eine kleine gute Nachricht«, sagte Abbott, obwohl seine Miene keinesfalls freudig wirkte. »Bei der Überprüfung von Axel Girards Finanzen zeigte sich, dass er sich vor zwei Monaten eine Kreditkarte an ein Postfach in St. Paul hat schicken lassen.«
»Das ist viel zu eindeutig«, wandte Noah ein. »Wie Girards Wagen, der auf einem Parkplatz mit lauter Überwachungskameras steht, während er auf Christy Lewis wartet.«
»Leider richtig«, sagte Kane. »Ich hatte einen Durchsuchungsbeschluss für das Postfach in St. Paul, doch es war leer. Dafür gab es einen Nachsendeantrag – alle Briefe gingen an eine andere Postfachvermietung in der Innenstadt, die die Post wiederum an eine Vermietung geschickt hat, die sich direkt gegenüber von uns befindet.«
Abbott zeigte aus dem Fenster. »Sie können sie von hier aus sehen.«
»Und dieses Postfach«, fuhr Kane fort, »war voll. Hauptsächlich Werbebriefe, aber auch die Kreditkarte.«
»Bisher ist sie nicht belastet worden«, fügte Abbot hinzu.
»Und er hatte auch nicht vor, sie zu benutzen. Das sollte uns nur ablenken«, meinte Olivia. »Genau wie die Inszenierung der vermeintlichen Tatorte.«
»Damit hat er auf jeden Fall Erfolg gehabt.« Kane schüttelte den Kopf. »Hat mich durch die halbe Stadt rennen lassen, während ich meine Zeit weitaus besser damit hätte verbringen können, mit Rachel Wards Kollegen zu reden.«
»Und inwiefern haben wir es hier mit guten Nachrichten zu tun?«, fragte Micki.
»Weil es sehr viel über ihn sagt«, meldete sich Carleton zu Wort. »Er spielt mit uns. Bisher hat er sich noch keinen Fehltritt erlaubt.«
»Bisher«, knurrte Noah.
Carleton nickte. »Dieser Mann, und ich denke, es ist so gut wie sicher, dass es sich um einen Mann handelt, weist einen ausgeprägten Ordnungs- und Kontrollzwang auf. Jeder Tatort ist wie der andere, bis hin zum kleinsten Detail. Spuren, die wir finden, legt er selbst, übersehen tut er dagegen nichts. Er weiß, wonach wir suchen und wie wir suchen.«
»Vielleicht sieht er einfach zu viele Krimiserien«, brummte Jack.
»Vielleicht«, sagte Carleton. »Aber vielleicht ist er auch vom Fach.«
Abbot lehnte sich entgeistert zurück. »Das heißt, er könnte Polizist sein?«
»Durchaus möglich«, bestätigte Carleton. »Den Wunsch nach Ordnung und Kontrolle findet man häufiger unter Gesetzeshütern. Ich möchte natürlich niemandem auf die Zehen treten«, fügte er schnell hinzu, als alle Anwesenden ihm mehr oder minder indignierte Blicke zuwarfen. »Er verachtet Frauen, und er ist grausam. Er zwingt sie, ihre schlimmsten Ängste zu durchleben. Hier haben wir auch wieder das Kontrollelement.«
»Wieso diese Verachtung für Frauen?«, fragte Abbott. »Der typische Psychopath, der seine Mutter hasst?«
»Nicht alle Männer hassen Frauen, weil sie eine schlimme Kindheit erlebt haben, Bruce«, sagte Carleton. »Obwohl diese tatsächlich recht häufig die Ursache ist. Es ist also durchaus möglich, dass seine Verachtung für Frauen aus einem schlechten Verhältnis zur eigenen Mutter herrührt. Es kann aber auch durch Missbrauch entstanden sein. Das scheint mir in diesem Fall wahrscheinlicher, da er seine Tat sehr gewalttätig ausführt.«
»Und warum klebt er die Lider fest?«, fragte Micki, und Carleton seufzte.
»Er will, dass sie ihn wirklich ansehen, dass sie zwingend anerkennen, wer die Situation dominiert.«
»Aber er missbraucht sie nicht
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