Todesstoß / Thriller
ihrem Wohnzimmer. Aber nein. Ihr Blick schoss hin und her. Jemand hatte ihre Möbel an die Wand gerückt. Sie wollte aufspringen.
Ich kann mich nicht bewegen.
Sie versuchte verzweifelt, den Dunst der Benommenheit abzuschütteln. Es war nur ein Traum.
Aber bewegen kann ich mich trotzdem nicht.
Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen, ihre Knöchel brannten wie Feuer und ihr Kopf … Gott, ihr tat der Kopf so weh.
Stopp. Denk nach.
Sie blinzelte, aber das Wohnzimmer blieb verändert. Ihre Arme … Sie saß auf einem Stuhl und konnte sich von den Schultern bis zur Taille nicht bewegen. War gefangen. Ihre Füße waren an die Stuhlbeine gefesselt. Entsetzen durchströmte sie, als der Nebel sich hob. Etwas drückte gegen ihre Schläfen, etwas, das ihr Kopfschmerzen verursachte, und es kam ihr vor wie … »Ein Schraubstock?«, flüsterte sie ungläubig.
»Genau, meine Liebe. Und eine Zwangsjacke«, sagte er, und ihr fiel alles wieder ein.
Sie hatte John treffen wollen. Sie hatte gewartet, aber er war nicht gekommen.
Jetzt war er da.
Sie fuhr herum, um ihn anzusehen und schrie auf, als ein heißer Schmerz durch ihren Schädel fuhr.
»Ich würde vorschlagen, dass du dich möglichst nicht bewegst«, sagte er trocken. Er stand noch immer hinter ihr.
»Warum?«, fragte sie gequält. Tränen traten ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie zurück.
»Weil dein Hohlkopf in einem Schraubstock steckt?« Seine Stimme troff vor Verachtung.
»Nein.« Sie wollte wütend klingen, brachte aber nur ein Wimmern hervor. »Warum ich?«
»Weil ich dich brauchte«, sagte er, als reichte das als Erklärung vollkommen aus. »Und weil du hier wohnst. Und weil ich Lust dazu habe. Such dir aus, was du willst, mir ist es egal. Mochtest du die Schlangen, Christy?«
Sie schauderte. Sie verabscheute Schlangen. Woher wusste er davon? »Fahr zur Hölle!«
Er lachte, und wieder schauderte sie vor Furcht. »Ladysss firssst«, zischte er leise in ihr Ohr. Es drehte sich ihr der Magen um, als der Traum zurückkam, als die entsetzliche, lähmende Furcht sie erneut packte.
Nein. Konzentriere dich. Du musst fliehen. Sei achtsam. Du musst der Polizei später alles erzählen können. Wenn du erst entkommen bist.
»Sie waren nicht echt«, murmelte sie.
»Jene nicht«, stimmte er zu. »Die da schon.« Eine behandschuhte Hand erschien am Rand ihres Gesichtsfelds und deutete auf einen Punkt vor ihr. Durch das Latex sah sie einen Goldring an seinem Finger.
Der Ring. Das musst du der Polizei sagen.
Die da schon.
Plötzlich drangen seine Worte in ihr Bewusstsein, während sie gleichzeitig die Metallbox auf dem Boden entdeckte. Sie war von der Größe einer Werkzeugkiste, hatte aber Löcher im Deckel. An der Verriegelung war ein Band befestigt, das über den Boden lief und irgendwo hinter ihr endete. Sie hörte ihn hantieren, bis seine Hände wieder in ihrem Gesichtsfeld erschienen. Er hielt die Leine fest und zog. Und dann hörte sie es.
Ein Rasseln. Unheilvoll. Leise. Ihr Atem stockte. »Das kann nicht sein. Das ist nicht echt.«
»O doch, sie ist echt. Sie ist übrigens ein Er«, flüsterte er. »Und er hat Hunger. Wenn er Hunger hat, mag er gar nicht gestört werden. Sollen wir ihn stören?«
»Nein«, wimmerte sie. Sie kniff die Augen zusammen, aber er zwang ein Lid wieder auf, indem er sie fest kniff. Dann schmierte er ihr etwas Kühles unter die Braue und drückte das Lid dagegen. Kleber. Sie wollte blinzeln, aber es ging nicht.
»Du siehst zu«, sagte er, nun wütend. »Weil ich es will.« Er klebte ihr auch das andere Lid fest. Dann hielt er ihr etwas vors Gesicht, einen Käfig. Darin lag reglos etwas Weißes, eine Maus. »Nicht tot«, sagte er leise. »Das Blut ist noch schön warm. Ich habe sie mit derselben Droge betäubt, die ich auch dir gegeben habe. Ob sie genauso entsetzt sein wird wie du?«
Er nahm die Maus aus dem Käfig und legte sie neben ihren Fuß. Sie konnte das weiche Fell an ihrer Haut spüren. Sie wollte abrücken, den Fuß wegziehen, aber er war festgebunden. Nun zog er wieder an der Leine. Wieder hörte sie das Rasseln. Sie keuchte auf und schnappte verzweifelt nach Luft.
Atme. Krieg keine Luft. Sie kommt. Lauf!
Sie wehrte sich gegen die Fesseln, wollte Luft zum Schreien holen, doch alles, was sie zustande brachte, war ein entsetztes Winseln.
Eine Falle. Ich sitze in der Falle.
Er zog wieder an der Leine, dann fiel die Vorderklappe der Box nach unten.
Er
hob den Kopf und sah sich um.
Er sieht mich.
Wie gelähmt
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