Todesstoß / Thriller
eigentlich läuft.«
»Ich habe gestern Abend schon Reporter gesehen«, sagte Jack. »Seit drei Wochen beschatten die uns regelrecht.«
»Die beschatten jeden aus der Abteilung.« Abbott stieß sich von Jacks Schreibtisch ab. »Verhalten Sie sich einfach unauffällig. Dann gehen sie vielleicht von allein weg.«
Das Telefon klingelte, und Jack nahm ab.
»Ian hat etwas gefunden. Gehen wir.«
Montag, 22. Februar, 7.30 Uhr
Liza Barkley sah stirnrunzelnd auf ihr Handy. Lindsay war nicht nach Hause gekommen, sie hatte nicht angerufen, und sie nahm auch nicht ab. Wenn ihre Schwester später kam, sagte sie immer Bescheid.
Liza biss sich auf die Lippe. Was sollte sie tun? Sie kannte keinen von Lindsays Freundinnen und hatte auch noch nie die Reinigungsfirma angerufen, bei der ihre Schwester arbeitete.
Aber wenn sie jetzt nicht loslief, würde sie den Bus verpassen.
Vielleicht ist Lin mit einer Freundin frühstücken gegangen.
Sie konnte es nur hoffen. Lindsay arbeitete so viel, dass ihr Gesellschaftsleben stärker vom Aussterben bedroht war als der Blauwal, der Thema von Lizas Bioarbeit im zweiten Halbjahr gewesen war. Sie ließ das Telefon in ihre Tasche gleiten.
Ruf mich an, Lin. Sag Bescheid, dass alles okay ist.
Montag, 22. Februar, 8.15 Uhr
Er faltete die Zeitung zusammen. Marthas Selbstmord stand weit hinten, im Lokalteil, aber wenigstens war ein Artikel da. Und bald würde der Fall nach vorn rücken, vielleicht sogar morgen schon, doch das hing davon ab, wie gut ihr Gerichtsmediziner war. Mit Christys Entdeckung würden sich die Schlagzeilen förmlich übertrumpfen.
Serienmörder knüpft Opfer auf.
Er würde die Artikel ausschneiden. Er lächelte.
Einrahmen und in den Keller hängen.
Dass Batman und Robin den Fall Brisbane bekommen hatten, könnte sogar hilfreich sein. Immerhin waren sie Medienlieblinge. Die Presse würde jedes Wort von ihnen drucken, doch dann würden sich die Headlines verändern.
Polizei ratlos.
Wie lange würde es wohl dauern, bis jemand auf Christy Lewis stieß? Man würde sie schneller vermissen als Martha. Obwohl sie geschieden war und ihre Eltern nicht mehr lebten, hatte sie einen Job und tägliche Kontakte mit Menschen in der realen Welt. Nicht wie Martha, die ausschließlich in Shadowland gelebt hatte.
Christy würde vermutlich schon morgen entdeckt werden, wenn sie den zweiten Tag in Folge nichts zur Arbeit erschien. Er hatte keine Zeit, sich auszuruhen. Er musste sich auf seine Nummer fünf von sechs vorbereiten.
Montag, 22. Februar, 8.32 Uhr
»Du hast verflixt schnell gearbeitet, Ian«, bemerkte Noah. »So bald hätte ich noch gar nicht mit Ergebnissen gerechnet.«
»Ich gebe euch auch noch nichts Offizielles«, sagte Ian Gilles. »Wo ist Jack?«
»Hier.« Jack kam durch die Tür. »Ich bin draußen von einem Reporter aufgehalten worden. Er wollte doch tatsächlich wissen, warum bei dem Selbstmordfall gestern Nacht zwei Wagen von der Spurensicherung draußen standen.«
»Was hast du ihnen gesagt?«, fragte Noah.
»Kein Kommentar.« Jack hob die Schultern. »Was denn sonst? Also, Ian, was hast du?«
Ian drehte Martha Brisbanes Kopf so, dass die Kehle entblößt war. »Ich habe mit der Autopsie noch nicht angefangen, aber ich dachte, ihr würdet euch das hier vielleicht gern ansehen. Direkt in der Mitte der Strangulationsmale befindet sich ein Einstich. Der Strick ist exakt so platziert worden, dass er den Stich verdeckt hat.«
»Und was hat man ihr injiziert?«, fragte Noah.
»Weiß ich noch nicht. Im Urin habe ich nichts finden können. Ich werde die Ergebnisse des Bluttests wohl heute Nachtmittag bekommen. Bisher habe ich keine weiteren Verletzungen gefunden, die Röntgenbilder zeigen keine gebrochenen Knochen, und es gibt auch keine Anzeichen für sexuelle Aktivitäten.«
»Hast du den Selbstmord, den Dix letzte Woche reingebracht hat, auch untersucht?«, fragte Noah.
»Janice hat es gemacht. Sie ist gerade auf einer Tagung der Leichenbeschauer, aber ich habe mir ihren Bericht angesehen.«
»Was machen Leichenbeschauer denn auf einer Tagung?«, fragte Jack. »Vergiss es. Ich will’s gar nicht wissen.«
»Vermutlich nicht«, gab Ian ohne einen Hauch von Humor zurück. »Janice sagt, dass es schwer war, den Todeszeitpunkt zu bestimmen, da das Fenster offen gestanden hat.«
»Wie bei Martha«, sagte Jack und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Leiche auf dem Tisch.
»Ja. Samanthas Augendlider waren mit Sekundenkleber festgeklebt, genau wie bei diesem
Weitere Kostenlose Bücher