Todesstoß / Thriller
Routine.« Ihre defensive Reaktion war vielsagend.
»Taylor ist im Moment nicht in der Stadt. Er wird einige Wochen weg sein.«
»Können Sie mir bitte seine Telefonnummer geben?«
Sie schürzte die Lippen. »Die ist in meinem Handy gespeichert, das, wie ich bereits sagte, momentan nicht aufgeladen ist. Leider weiß ich sie nicht auswendig. Ich werde Sie also später anrufen müssen.«
Sehr kluge alte Dame. »Ich bitte darum, Mrs. Kobrecki. Und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.«
»Kann ich die Fotos zurückhaben?«
»Sobald ich Kopien gemacht habe. Ich brauche sie für die Akten.«
Ihre Wangen färbten sich dunkler. »Danke. Sonst noch etwas?«
»Nein, Ma’am. Sie waren uns eine große Hilfe.«
Obwohl sie den Eindruck machte, als hätte sie am liebsten unflätig geflucht, ging sie ohne ein weiteres Wort davon. Noah verschloss die Tür und befestigte das Absperrband wieder. Sie mussten Taylor Kobrecki finden.
Montag, 22. Februar, 14.45 Uhr
E ve stand auf der Fußmatte vor der Souterrainwohnung der Hausmeisterin und hatte die Faust bereits zum Anklopfen erhoben. Schon zweimal hatte sie es sich anders überlegt.
Eves Versuch, mit Christy Lewis zu reden, war gescheitert. Christy war nicht zur Arbeit erschienen und hatte sich auch nicht krank gemeldet. Das hieß, sie hatte entweder verschlafen, weil sie sich die ganze Nacht in der virtuellen Welt herumgetrieben hatte, oder war noch immer online. Frustriert und von dem Drang getrieben,
irgendetwas
zu unternehmen, war Eve zu Martha Brisbanes Adresse gefahren, um vielleicht herausfinden zu können, wann die Beerdigung stattfinden würde.
Und was ist, wenn die Hausmeisterin fragt, woher ich Martha kenne? Dann sage ich eben, ich kenne sie von der Arbeit. Das ist nicht einmal gelogen.
Eve holte tief Luft und setzte erneut zum Klopfen an, als eine kleine, alte Dame die Treppe heruntergestürmt kam.
»Danke, nein, ich kaufe nichts«, fuhr sie sie an. Dann knallte sie die Tür so fest zu, dass die Wände zitterten.
»Dann warte ich eben auf die Todesanzeige«, murmelte Eve. Sie wandte sich ab und wollte gerade die Treppe hinaufgehen, als sie Schritte herunterkommen hörte. Augenblicklich richteten sich die Härchen in ihrem Nacken auf, und sie blieb stehen. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, ihrem Instinkt zu vertrauen, und so wartete sie die Person ab, die sich näherte.
Ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Bis zu dem Filzhut auf seinem Kopf.
»Oh.«
Es war eher ein Hauch gewesen als ein Wort, aber er hörte es. Er blieb an der Tür stehen und drehte sich langsam um, und in ihrem Magen kribbelte es wie immer, wenn sie ihn sah.
Mr. Tonic Water persönlich.
Nun trat er an den Absatz der Treppe nach unten. Seine Augen waren von der Hutkrempe beschattet, und er klang so überrascht, wie sie es war.
»Eve?«
»Detective«, brachte sie hervor. Etwas Besseres schien ihr nicht einfallen zu wollen.
Was machte er hier?
Warum fing ihr Herz so wild an zu klopfen, wenn er sich näherte?
»Was machen Sie denn hier?«, fragte er, was zugegebenermaßen eine verdammt gute Frage war.
Sie ging an ihm vorbei zur Tür. »Ich wollte herausfinden, wann Martha beerdigt wird.«
»Das weiß ich auch nicht«, sagte er. »Woher kannten Sie Martha Brisbane?«
Sie blickte zu ihm auf, ohne mit der Wimper zu zucken, doch ihre Kehle war staubtrocken. »Von der Arbeit.«
Seine dunklen Brauen hoben sich leicht. »Aus dem Sal’s? Da habe ich sie nie gesehen.«
Du kommst auch nur einmal die Woche.
»Nein. Nicht aus dem Sal’s. Ich werde dann sehen, wann in den Zeitungen die Todesanzeige erscheint.«
»Eve, bitte warten Sie. Sie kannten Sie also von der Arbeit, aber nicht aus dem Sal’s?«
»Ich wollte ihr nur meinen Respekt erweisen. Bitte entschuldigen Sie mich.« Hastig ging sie auf die Tür zu, spürte aber seinen Blick, der sie unter der Krempe seines Huts hervor traf.
Hut?
Was hatte die Hat Squad hier zu tun? Abrupt wandte sie sich um. »Ich habe gelesen, dass Martha Selbstmord begangen hat.«
»So stand es in den Zeitungen, ja«, sagte er. Sein Blick war durchdringend und bereitete ihr Unbehagen.
»Aber Sie sind von der Mordkommission.«
»Wir untersuchen auch Selbstmorde.«
»Deswegen sind Sie aber nicht hier. Wenn Martha sich selbst getötet hätte, dann wäre der Fall gestern schon abgeschlossen gewesen.« Als er gekommen war, um Jack zu holen, war er so wütend gewesen, dass sie es quer durch die Bar hatte spüren können. Sie kam
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