Todesstoß / Thriller
gesagt, Olivia sei mit Eves Familie befreundet. Noah hatte Fragen, aber die würde er sich aufsparen.
»Nein«, sagte sie. »Aber ich konnte ihm nicht beweisen, dass er log. Kane versucht, sie über die Kreditkarten ausfindig zu machen. Wir haben Flughäfen, Busbahnhöfe und Mietwagenfirmen informiert.« Plötzlich erstarrte sie, als sie durch den Spiegel blickte. »Was macht denn Eve Wilson hier?«
»Sie hat das letzte Opfer gefunden«, sagte Noah. »Sie hat mich angerufen.«
Olivia presste die Lippen zusammen.
»Was?«, fragte Abbott gereizt.
»Sie hat auch mich angerufen«, sagte sie. »Am Nachmittag. Sie hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Ich wollte gleich zurückrufen. Woher kennt sie das Opfer?«
»Die Opfer«, verbesserte Abbott. »Sie kannte sowohl Martha als auch Christy. Von Siren Song.«
»Nie und nimmer. Es kann überhaupt nicht sein, dass Eve was mit Telefonsex zu tun hat. Lassen Sie mich mit ihr reden.«
»Der da ist ihr Anwalt«, sagte Jack. »Viel Glück.«
Olivia klopfte ans Fenster der Tür, und Matthew Nillson betrat den Beobachtungsraum. »Ich bin eine Freundin der Familie. Ich will mit ihr reden.«
Olivia wollte sich an ihm vorbeischieben, aber Nillson hielt sie auf. »Meine Mandantin will auch mit Ihnen reden, aber sie fürchtet sich vor den möglichen Konsequenzen für ihre Arbeit.«
»Was für Konsequenzen?«, fragte Jack. »Die Kerle rufen an, holen sich einen runter, sie wird bezahlt. Was gibt’s da für Konsquenzen?«
Nillson starrte ihn verständnislos an. »Wovon reden Sie?«
»Von Ihrer Mandantin«, sagte Abbott. »Sie arbeitet für eine Firma namens Siren Song. Ein Telefonsexanbieter.«
Nillson sah ihn noch ungläubig an. »Sie glauben, Miss Wilson arbeitet für diese Firma?«
»Sie kannte Martha Brisbane von der Arbeit«, meldete sich Noah zu Wort. »Martha arbeitete für Siren Song.«
»Ich glaube, hier handelt es sich um ein gewaltiges Missverständnis«, erwiderte Nillson. »Eve ist Studentin, die auf ihr Diplom in Psychologie hinarbeitet. Sie hat Martha und Christy durch ein Forschungsprojekt kennengelernt. Sie hat sich eben gewundert, warum Sie nach einer Personalliste gefragt haben. Jetzt verstehe ich.«
»Eve arbeitet also nicht für Siren Song?«, fragte Abbott noch einmal vorsichtig nach.
Gott sei Dank.
Als Noah sie bei Martha getroffen hatte, hatte er einen Moment lang geglaubt, dass es Schicksal gewesen sei.
Und vielleicht ist es das ja doch gewesen.
Nillson schüttelte den Kopf. »Ähm, nein. Sie arbeitet nicht für Siren Song.«
»Sag ich doch.« Olivia grinste zufrieden. »Warum also wollte sie einen Anwalt?«
»Weil sie sich in die Ecke gedrängt fühlt. Sie verfügt über Informationen, die sie eigentlich nicht haben dürfte. Informationen, die sie letztendlich zu den Opfern geführt haben. Miss Wilson befürchtet, dass man sie von dem Projekt ausschließt und sie vielleicht sogar der Universität verweist, wenn herauskommt, dass sie Ihnen geholfen hat. Sie hätte gern die Zusicherung der Vertraulichkeit.«
»Informantenschutz?« Im Verhörraum starrte Eve auf den Spiegel. Jetzt, da Noah ihre Vorgeschichte kannte, begriff er umso mehr, warum sich Eve in der Bar stets vorsichtig umsah.
Er hatte sie dort beobachtet und sich gewünscht, sie beschützen zu können. Und jetzt musste er es tatsächlich tun.
Noah räusperte sich. »Dem können wir doch entsprechen, nicht wahr, Bruce?«
Abbott betrachtete Eve ebenfalls nachdenklich. »Also gut. Zumindest für den Anfang.«
»Gut«, sagte Matthew. »Sie hat eine Höllenstory für Sie.«
Montag, 22. Februar, 19.20 Uhr
Eve war erleichtert, als Olivia eintrat. Ihr folgten Webster und Phelps und schließlich Abbott, ihr Captain.
»Sie haben eingewilligt, deine Informationen vertraulich zu behandeln«, begann Matthew und setzte sich.
Eve nickte, wenn auch immer noch wachsam. »Danke.«
Webster setzte sich ihr gegenüber. Wieder hatte sich etwas verändert. Wo sie zuvor erst Verärgerung, dann Mitgefühl gesehen hatte, herrschte nun Erleichterung. Matt dagegen wirkte beinahe belustigt.
Abbott streckte die Hand aus, und sie schüttelte sie. »Ich bin Captain Abbott.«
»Ich weiß. Wodka pur.«
»Wir sind gespannt auf das, was Sie zu sagen haben«, sagte Abbott.
Jack Phelps hatte noch kein einziges Wort gesagt, was sehr untypisch für ihn war. Er war stehengeblieben und hatte sich an die Wand gelehnt. Eve fand, dass er merkwürdigerweise … enttäuscht aussah.
Eve warf
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