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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sollten durch unterschiedliche Übungen ihre Selbstwahrnehmung schulen. Sie sollten zum Beispiel anfangs drei Personen suchen, die aussahen wie sie. Wie ihre Avatare, meine ich. Später ging es um Hobbys und Interessen und so weiter.«
    »Avatare?«, fragte Abbott. »Tut mir leid, ich bin alt.«
    Eve lächelte ihn an. »Nein, sind Sie nicht. Ein Avatar ist eine Spielfigur. Wenn Sie Monopoly spielen, wählen Sie beispielsweise immer …?«
    »Den Schuh«, antwortete er.
    »Ich bin das Bügeleisen«, verriet sie, und Abbott erwiderte ihr Lächeln. »Der Avatar ist Ihre Spielfigur, Ihr Äquivalent in der virtuellen Welt. Sie können so aussehen, wie Sie möchten. Martha war eine Sexgöttin namens Desiree. Christy eine ehemalige Miss Universum und Profitänzerin. Sie hat sich Gwenivere genannt.«
    »Und wer sind Sie?«, fragte Webster sanft, und sie stutzte. Diese Frage hatte sie nicht erwartet.
    »Ich? Oh, verschiedene Leute«, erwiderte sie ausweichend. »Aber für diese Studie habe ich als Pandora begonnen. Mir gehört ein Laden, der
Façades Face Emporium
heißt. Ich verkaufe Avatare.«
    »Verkaufen?« Abbott beugte sich interessiert vor. »Sie verkaufen in dieser Welt etwas?«
    »Man kann alles Mögliche verkaufen. Wenn man die Welt betritt, kann man einen Avatar entwerfen, aber nur nach Vorlagen, also mit bestimmten Elementen. Wenn man etwas Individuelleres möchte, bezahlt man dafür. Ich verlange nicht viel für meine Avatare, weswegen ich ziemlich viele Aufträge bekomme, vor allem von Spielern, die neu sind.«
    »Von vielen Ihrer Probanden«, sagte Webster.
    »Ganz genau.«
    »Sie haben Sie beobachtet«, sagte Jack. »Als Pandora.«
    Eve nickte. »Ja. Und damit hat der Ärger angefangen.«
    »Warum haben Sie sie beobachtet?«, fragte Webster.
    »Ich hatte Angst, dass es zum Missbrauch kommen würde. Die Ultra-User sind bereits süchtig nach Shadowland – sie waren es schon vorher, daher bilden sie ja unsere Kontrollgruppe. Aber ich habe befürchtet, dass Leute, die sich eigentlich ganz normal in der realen Welt bewegten, dem Reiz von Shadowland erliegen könnten, also habe ich die Nutzung überwacht. Außerdem haben wir alle auf Persönlichkeitsveränderungen überprüft. Stimmungsschwankungen zum Beispiel. Schlafstörungen, Fehlzeiten bei der Arbeit. Und Selbstmordtendenzen.«
    »Oh.« Webster lehnte sich zurück. In seinen Augen las sie Begreifen. »Sie hatten von Marthas Selbstmord gelesen und glaubten nun, Ihre Studie hätte damit zu tun.«
    »Ja, die Angst hatte ich. Ich wollte die Probanden eigentlich monatlich auf diese Veränderungen testen lassen, aber mein Berater lehnte eine solche Frequenz ab. Stattdessen machen wir es alle drei Monate. Aber ich war und bin noch immer nicht überzeugt, dass das ausreicht.«
    »Daher überwachen Sie sie sozusagen von innen«, schloss Abbott. »Clever.«
    »Und verstoße leider gegen die Regeln, Captain. Ich darf die Leute eigentlich nur als Nummern kennen. Doch meine Sorge wuchs, als einige immer mehr Zeit im Netz verbrachten. Es ist, als würde man eine Studie zur Glücksspielsucht machen wollen und zusehen, wie die Probanden über Nacht abhängig werden. Shadowland schien ihr echtes Leben zu übernehmen.«
    »Also bist du undercover gegangen«, sagte Olivia.
    »Richtig.« Eve nickte. »Ich eröffnete meinen Laden und wartete darauf, dass sie zu mir kamen. Das war in meinen Augen die unauffälligste Methode. Jetzt konnte ich mit den Leuten plaudern und ihre Stimmungen einschätzen, ohne dass sie wussten, wer ich war. Marthas Desiree war eine meiner besten Kundinnen. Sie war besessen davon, ihr Gesicht zu verschönern. Dann verschwand sie vor ungefähr einer Woche.«
    »Und was haben Sie gemacht?«, frage Webster.
    »Mich zu Tode gesorgt. Gehofft, dass Martha einfach nur im Urlaub war, aber eigentlich habe ich gewusst, dass ich mir etwas vormachte. Sie war wirklich eine Hardcore-Anwenderin. Aber das war sie schon, bevor die Studie anfing.«
    Webster zog die Brauen zusammen. »Wie lange ist sie schon dabei?«
    »Ich müsste mir meine Notizen ansehen, aber vielleicht ein Jahr?«
    Webster warf Phelps einen Blick zu. »Derselbe Zeitpunkt. Damals hat sich alles geändert.«
    Phelps nickte. »Sie ließ die Wohnung verkommen, vergaß, Rechnungen zu bezahlen. Stritt sich mit ihrer Mutter. Es passt alles. Martha verschwand also. Und dann?«
    »Ich fing an, sie zu suchen. Ich fand aber nicht sie, sondern Christy. Sie war jeden Abend im Club. The Ninth Circle.«
    »Der

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