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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sich. Noah hatte immer gedacht, dass sie ein echtes Mona-Lisa-Lächeln hatte. Inzwischen wusste er, dass das Ungeheuer ihr Gesicht zerschnitten und damit die Nerven für immer beschädigt hatte.
    »Wie in einem alten Vincent-Price-Film«, sagte sie. Sie klickte mit der Maus und ließ einen weiblichen Avatar mit blonden Haaren und einem freundlichen Gesicht erscheinen. »Darf ich vorstellen? Pandora. Ihr gehört der Laden.«
    Pandora.
Die mythische Gestalt.
    »Die Kunden kommen hierher und probieren Gesichter an«, sagte sie. »Wir plaudern oft. Es ist beinahe … na ja, echt.«
    »Das scheint mir auch so«, murmelte Abbott. »Zeigen Sie mir, welches Gesicht Martha Brisbane sich ausgesucht hatte.«
    »Hier sind Desirees letzte sechs Gesichter. Topqualität. Martha hat dafür ziemlich viele Shadow-Dollar ausgegeben.«
    »Woher hatte sie sie?«, fragte Noah. Die Gesichter waren von ätherischer Schönheit.
    »Keine Ahnung. Die meisten ernsthaften Gamer führen Buch. Das würde sich dann auf ihrem Rechner finden.«
    Micki hatte auf Marthas Computer nichts dergleichen gefunden. Noah hoffte nur, dass die Festplatte von Christys PC nicht ebenfalls gelöscht worden war.
    »Was machst du mit dem Geld, das du verdienst, Eve?«, fragte Olivia.
    »Das meiste geht für Miete drauf. Mein Geschäft befindet sich an der Haupteinkaufsstraße, und der Standort zählt auch hier. Den Rest spendet Pandora einer virtuellen Wohlfahrtsorganisation.« Wieder das halbe Lächeln. »Sie setzt sich für ihre Gemeinde ein.«
    Wie Eve. »Und Sie haben diese Gesichter alle entworfen?«, fragte Noah, und sie nickte.
    »Früher wollte ich einmal Künstlerin werden. Durch eine Handverletzung musste ich diesen Traum aufgeben, also versuchte ich es mit Graphikdesign. Das Zeichnen von Gesichtern gelingt mir besser mit der Maus als mit der Hand.«
    Dass sie wunderschöne Gesichter entwarf, während ihr eigenes durch das schreckliche Erlebnis verunstaltet war, war wohl eine Erkenntnis, die er im Augenblick besser nicht kommentierte. »Sie sind sehr gut«, sagte er stattdessen, und ihre Wangen färbten sich rosig.
    »Danke. Ich habe mich viel mit Gesichtern beschäftigt. Die Menschen entscheiden instinktiv und augenblicklich, wem sie trauen und wem nicht, und die Gesichtszüge sind dabei ausschlaggebend. Ich vergleiche die Gesichter meiner Kunden gern mit der Rolle, die sie entwickeln … es ist eine Art psychologisches Hobby von mir. Was nun?«
    »Gehen wir zuerst zu Marthas virtueller Adresse.«
    »Dann nehmen wir Greer.« Ein Rotschopf erschien, sehr drall, sehr spärlich bekleidet.
    Abbott verschluckte sich fast vor Lachen. »Tja nun, niemand wird je in der Lage sein, ihr Gesicht zu beschreiben.«
    »Das ist die Absicht dahinter«, sagte sie verlegen.
    Auch Noah konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Warum Pandora so heißt, habe ich verstanden. Was hat es mit Greer auf sich?«
    Sie zuckte, noch immer verlegen, mit den Schultern. »Es bedeutet ›Hüterin‹ oder ›Beschützerin.‹«
    »Ah. Ich verstehe.« Und es gefiel ihm. Sehr.
Schicksal,
dachte er.
Vielleicht.
    Ein Handy klingelte. »Meins«, sagte Olivia. Und kurz darauf: »Miss Lee von der Firma Siren Song hat gerade für ihren Flug nach Vancouver eingecheckt. Ich treffe mich mit Kane am Flughafen. Ihr haltet mich auf dem Laufenden?«
    »Ja, sicher. Ruf uns an, wenn ihr Miss Lee habt«, sagte Noah.
    »Danke, Olivia«, rief Eve ihr hinterher. »Wir befinden uns jetzt im schickeren Teil der Stadt«, fuhr sie fort, während Greer mit selbstbewussten Schritten eine Straße entlangging. »Martha wohnte ziemlich gut.«
    »Ist es immer so dunkel?«, fragte Abbott.
    »Nein. Das Spiel läuft in Echtzeit. Wenn man im wahren Leben tagsüber arbeiten muss, spielt man in der virtuellen Nacht.«
    »Und andere verbringen achtzehn Stunden täglich online wie Martha«, bemerkte Noah.
    »Zu viele übrigens.« Eve wanderte mit Greer durch einen Korridor. »Da sind wir. Und hier hängt der schwarze Kranz.«
    Ein Kranz, der die ganze Breite der Tür einnahm. »Und der war gestern noch nicht da?«, fragte Noah.
    »Nein. Soll ich reingehen?«
    »Kommt drauf an«, gab Noah trocken zurück. »Brauchen Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
    Eve grinste. »Ich habe Verbindungen. Falls ich später einen brauche, kann ich ihn mir noch besorgen.«
    »Dann – bitte.« Doch die heitere Stimmung war wie weggeblasen, als Greer öffnete. Verblüfft starrte er auf die Szene vor ihm. »Verdammt. Genau wie der echte Tatort.

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