Todesstoß / Thriller
bezweifelte, dass Eve genauso dumm war wie Christy, die nicht nur einen Ersatzschlüssel unter der Fußmatte liegen gehabt, sondern auch einen am Unterboden ihres Wagens befestigt hatte. Er hoffte, dass Eve sich an der Haustür absetzen lassen und allein hinaufkommen würde. Um ihrer Begleitung willen und um seinetwillen. Ja, er wusste aus Erfahrung, dass er auch zwei Menschen gleichzeitig töten konnte, aber logistisch gesehen war es schwierig.
Wenn alles klappte, würde es so aussehen, als hätte sie für ein paar Tage die Stadt verlassen. Schließlich war es sehr belastend, eine Leiche zu entdecken. Eve musste zum Schweigen gebracht werden, denn er wollte nicht, dass eine Verbindung zwischen ihrer Studie und den sechs Opfern hergestellt wurde. Sie hätte überhaupt keine Verbindung sehen dürfen und nicht einmal ahnen sollen, dass Christy Teilnehmerin ihrer Studie war. Und vielleicht hatte sie es wirklich nicht gewusst, aber darauf wollte er sich lieber nicht verlassen.
Er öffnete die Tür und schlüpfte hinein. Die Wohnung war sauber, aber das Dach hatte Löcher. Hätte er dauernd das Tröpfeln hören müssen, wäre er schon längst wahnsinnig geworden.
Lange würde Eve das Tropfen nun nicht mehr ertragen müssen. Die Pistole in seiner Tasche würde dafür sorgen, dass sie mit ihm in seinen Geländewagen stieg, die Spritze in der anderen Tasche, dass sie während der Fahrt ruhig blieb. In seiner Grube würde sie dann auf ewig verschwinden, und was immer vorher geschehen mochte … das war das Sahnehäubchen.
Dass ihr Laptop auf der Lehne des Sessels stand, überraschte ihn. Er hätte nicht gedacht, dass sie ihn zu Hause ließ, aber umso besser für ihn. Er würde ihn jedenfalls mitnehmen. Aber es musste mehr geben. Unterlagen. Notizen. Er brauchte alles, was mit ihrer Diplomarbeit zu tun hatte. Er durchsuchte gerade ihren Schreibtisch, als er unten im Haus eine Tür zufallen hörte. Verdammt. Er hätte sie doch schon an der Haustür schnappen sollen.
»Evie?« Eine Männerstimme. Laute Schritte, als der Mann die Treppe hinauflief. »Evie?«
Die Tür stand einen Spalt auf, und es blieb keine Zeit, sie zuzudrücken. Er rannte zum Garderobenschrank. Sein Herz hämmerte wild, und er lauschte angestrengt.
Warum habe ich nur nicht den Laptop genommen und bin abgehauen?
»Evie?« Der Mann schob die Tür auf. Durch einen Spalt beobachtete er, wie der Mann eintrat und vor der Tür, hinter der er sich verbarg, stehenblieb. Er hörte nur das Hämmern seines eigenen Herzens, als er den Blick hob und den Fremden taxierte. Er war groß, viel zu groß – er würde ihn nicht lange genug festhalten können, um ihm eine Spritze in den Hals zu jagen.
Erschieß ihn. Sofort.
Aber damit verursachte er wahrscheinlich eine ziemliche Schweinerei, und diesen Gorillakörper drei Etagen hinunterzuschleifen, würde, um es milde auszudrücken, schwierig werden.
Schweißperlen traten auf seine Stirn, während er reglos in dem Schrank kauerte, den Finger am Abzug und kaum zu atmen wagte.
»Evie. Du hast mal wieder vergessen, die Tür abzuschließen!« Als keine Antwort kam, verwandelte sich der Ärger in der Stimme des Mannes in Furcht. »Evie?« Er verschwand in Richtung Schlafzimmer.
Schnapp dir den Laptop.
Er verließ den Schrank und trat einen Schritt auf den Sessel zu, als er hörte, wie die Schritte zurückkamen.
Verdammt.
Er machte kehrt, schoss durch die Tür und hinaus in den Hausflur, als Eves Gast wieder ins Wohnzimmer gestürmt kam.
Er lief so leise wie möglich die Treppen hinab und stieg rasch in seinen SUV . Adrenalin pumpte durch seine Adern. Ein roter Pick-up parkte an der Straße, der noch nicht dort gestanden hatte, als er eben gekommen war.
Mit dem Blackberry rief er eine Webseite auf, auf der man Kfz-Halter ermitteln konnte, und tippte das Kennzeichen aus Illinois ein. Der Mann hieß David Hunter.
Sagt mir nichts. Vielleicht verschwindet er ja gleich wieder.
Er konnte es nur hoffen, denn wenn nicht, dann musste er ihn ebenfalls eliminieren. Doch Eves Verschwinden hatte oberste Priorität. Sie wusste einfach zu viel.
Montag, 22. Februar, 21.15 Uhr
»Ich kann Sie morgen abholen und wieder herfahren, dann können Sie bei Tageslicht nach Ihren Schlüsseln suchen«, sagte Webster, als sie Christy Lewis’ Haus hinter sich ließen.
»Ich muss ihn fallen gelassen haben, als man mir die Handschellen angelegt hat.«
Er zögerte. »Man hat Ihnen aber doch nicht wehgetan, oder?«
Sobald die Leute erfuhren, was
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