Todesstoß / Thriller
sie wütend an. »Ich bin gar nicht in die Näher Ihrer verdammten Wohnung gekommen.«
»Sparen Sie sich das für den Richter auf. Lassen. Sie. Mich. In. Ruhe.« Mit einem letzten wütenden Blick zog Buckland ab, und Eve stieß erleichtert den Atem aus. »Danke, Jose. Ich bin dir was schuldig.«
Er nahm das entsetzliche Foto ab. »Soll ich das schreddern?«
Eve nahm es ihm aus der Hand. »Nein. Ich glaube, ich behalte es.«
Er nahm ihr das Halsband aus den steifen Fingern und befestigte es wieder an seinem Platz. Eve wandte sich um und wollte ihm danken, aber etwas in seinem Blick ließ sie innehalten. »Du hast es schon gewusst, richtig?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich musste vergangenes Jahr für ›Abnormes Verhalten‹ recherchieren.«
Das Seminar, das sie nun belegt hatte. »Der Verstand eines Serienmörders«, murmelte sie.
»Ich habe Artikel über Rob Winters gefunden.« Sie zuckte zusammen, und er verzog das Gesicht. »Tut mir leid, Eve.«
»Muss es nicht. Wirklich nicht.« Sie brachte ein Lächeln zustande. »Wir können ja schlecht immer sagen ›Er, dessen Namen nicht genannt werden darf‹. Das wäre mir zu lang.«
Er grinste. »Ich glaube, darauf gibt es ohnehin ein Copyright.« Dann fuhr er wieder ernst fort: »Keiner von uns wusste, was er dazu sagen sollte, also haben wir lieber gar nichts gesagt. Es ist deine Angelegenheit. Dein Leben.«
»Von dem ich mir gerade ein kleines Stück zurückerobert habe, glaube ich.« Und sie war verdammt stolz darauf, wie sie plötzlich spürte.
Doch ihr Hochgefühl war nur von kurzer Dauer. Donners Assistent beobachtete sie durch seine runde Brille mit kaum verhohlener Neugier. Den ganzen Morgen hatte sie darauf gewartet, dass Jeremy Lyons seine übliche Pinkelpause machte, damit sie endlich die auf seinem Computer befindlichen Dateien zur Studie herunterladen konnte. Sie wollte nicht, dass man den Zugriff zu ihrem Laptop zurückverfolgen konnte, und sie wollte auch Ethan nicht noch tiefer in diese Sache hineinziehen, als sie es schon getan hatte.
Aber Jeremy war bisher störrisch sitzen geblieben, und bald würde Donner von seinem Seminar zurückkehren. Eve war nicht sicher, ob sie nach der Begegnung mit Buckland noch genügend Energie besaß, auch ihrem Professor die Stirn zu bieten. Denn natürlich würde Donner wissen wollen, warum sie der Polizei von Martha erzählt hatte, obwohl er ihr doch förmlich befohlen hatte, diesen Namen zu vergessen.
Im Übrigen gehörte auch Donner zu den Leuten, die die Liste einsehen konnten. Genau wie Jeremy.
Einer von beiden könnte etwas damit zu tun haben.
Dieser Gedanke ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, seit sie heute Morgen mit Noah gesprochen hatte. Aber es fiel ihr immer noch ungemein schwer, es zu glauben. Donner war durch und durch Akademiker, Lyons ein widerlicher Schleimer. Dass einer der beiden ein Mörder sein sollte, kam ihr wirklich unwahrscheinlich vor.
Aber sie hatte auch Rob Winters nicht für einen Mörder gehalten. »Jose, könntest du Jeremy ablenken? Ich will los, und ich möchte mich nicht erst mit ihm auseinandersetzen müssen.«
»Nur zu gern. Ich kann den kleinen Troll nicht ausstehen. Überlass ihn mir.«
Jose versperrte Jeremy die Sicht, und Eve tauchte ab, ohne aufgehalten zu werden, aber draußen auf der Straße fiel ihr kleiner Triumph in sich zusammen.
Mein Wagen. Ich bin ja gar nicht damit gekommen.
Und schon kam Jeremy mit Jose auf den Fersen aus dem Fakultätsgebäude gerannt. Instinktiv zog sich Eve in eine Gasse zurück. Von hier aus konnte sie zuhören und sehen, ohne selbst gesehen zu werden.
»Verdammt noch mal!«, sagte er wütend. »Wo ist sie hin?«
»Nach Hause«, sagte Jose. »Lass sie in Frieden.«
Jeremys Miene wurde plötzlich ängstlich, und die Härchen auf Eves Armen stellten sich auf. »Ich bin ja so was von erledigt«, murmelte Jeremy.
Wahrscheinlich war das nur eine bedeutungslose Floskel, aber Eve dachte nicht daran, Risiken einzugehen. Sie lief die schmalen Gassen zwischen den Universitätsgebäuden entlang, das Handy in der Hand.
Dienstag, 23. Februar, 8.45 Uhr
D as alles ist also während dieses Spiels möglich?«, fragte Carleton ungläubig. »Das ist ja … ganz erstaunlich. Und verändert das Profil des Täters auf jeden Fall.«
»Warum?«, fragte Noah.
»Weil es ihn auf ein anderes Niveau der Intelligenz und auch der Ordnungsliebe hebt. Sie sagen, dass er ins System gehen und die Spielfiguren ändern kann.«
»Avatare«, warf Jack
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