Todesstoß / Thriller
ein.
»Avatare«, wiederholte Carleton. »Er besitzt technisches Know-How, oder aber er lernt enorm schnell. Und dann diese Grausamkeit. Ich muss gestehen, dass mir das Opfer von gestern einfach nicht aus dem Kopf will. Dass er sich der Gefahr aussetzt und sich eine hochgiftige Schlange besorgt, dann das Opfer bewegungsunfähig macht … ich möchte mir gar nicht ausmalen, was die arme Frau durchlebt hat. Ich habe einige Patienten mit Schlangenphobien, und die sind sehr real.«
Micki warf Jack einen betrübten Blick zu. »Wir versuchen immer noch herauszufinden, woher er das Tier hat. Aber warum hat er nur bei Christy eine Schlange eingesetzt? Warum geht er in diesem Fall anders vor?«
»Und was wird sich beim nächsten Mal verändern?«, fragte Jack grimmig.
»Ich will kein nächstes Mal«, sagte Abbott. »Micki, noch etwas Neues vom Tatort?«
»Ja.« Wieder der vorsichtige Blick zu Jack. »Die Schlange hatte gerade eine Maus vertilgt.«
Jack verzog angewidert das Gesicht.
»Das Tier war noch nicht verdaut«, fuhr Micki fort. »Sie muss die Maus gerade erst heruntergewürgt haben, als der Mörder sie erschossen hat. So konnten wir auch die Einstichstelle in der Maus finden. Sie war ebenfalls mit Ketamin sediert.«
»Warum?«, hauchte Jack.
Noah dachte an den Schlangenbiss im Fuß der Frau.
»Die Maus musste am Leben sein«, erklärte er, »um der Schlange als Beute zu dienen. Aber der Killer wollte nicht, dass das Tier weglief.«
»Die Maus sollte die Schlange zum Opfer locken«, sagte Carleton leise. »Lieber Gott.«
Abbott räusperte sich. »Über die Maus wird nichts in der Presse erscheinen.«
Jack fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Darüber will ich gar nicht nachdenken. Gebt mir ein paar Minuten, um alle Diners, die Waffeln servieren, aufzulisten, dann können wir loslegen.«
»Christy Lewis’ letzte Mahlzeit sind Waffeln gewesen«, erklärte Noah. »Sie hat sie mitten in der Nacht gegessen, also wollten wir uns die Lokale ansehen, die in Frage kommen.«
Faye, ihre Bürokraft, steckte den Kopf durch die Tür. »Anruf von Ramsey aus dem Büro der Staatsanwaltschaft, Captain. Der Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung neben Brisbanes liegt vor.«
»Danke«, sagte Abbott. »Ich bitte Sutherland und Kane hinzufahren. Was ist mit Taylor Kobrecki? Wissen wir inzwischen mehr über ihn?«
»Ich habe seine Kumpels getroffen«, sagte Jack. »Könnte sein, dass er sich bei einem von ihnen versteckt.«
»Ich lasse sie überprüfen. Wir werden heute Morgen noch eine Pressekonferenz abhalten und geben Fotos der Opfer heraus. Vielleicht hat ja jemand eine der drei Frauen am Tag ihres Todes gesehen.«
»Könnten wir weitere potenzielle Opfer warnen?«, fragte Micki.
»Wissen wir überhaupt, wen wir warnen sollten?«, fragte Carleton.
»Wir wissen, wer von den Probandinnen besonders viel spielt«, sagte Jack. »Und diese sind die wahrscheinlichsten Opfer.«
»Moment.« Carleton hob die Hand. »Und woher wissen wir, wer viel spielt?«
»Unsere vertrauliche Quelle hat uns eine nach Spieldauer sortierte Liste der Teilnehmer gegeben. Jack und ich werden versuchen, die Adressen der Leute ausfindig zu machen, aber wir können nur raten, wen sich der Mörder als Nächstes aussucht.«
Abbott zögerte. »Wie viele Personen stehen auf der Liste?«
»Fünfhundert«, sagte Noah, »aber nur ungefähr sechzig sind sowohl Frauen als auch Vielspielerinnen. Nur fünf sind Ultra-User wie Martha.«
»Geben Sie mir die Liste«, sagte Abbott. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Wir fahren zuerst zur Universität, um den Professor zu befragen, der die Studie überwacht. Er und sein Assistent haben natürlich Zugriff auf die Liste. Danach klappern wir die Diner ab.«
Noah stieß sich vom Tisch ab, als sein Handy klingelte. Eve.
»Was ist passiert?«, fragte er ruhig.
»Kennen Sie einen Reporter namens Buckland?«, fragte sie. Sie klang angespannt.
Ihm schwante Übles. »Ja. Und Sie offenbar auch. Wie hat er Sie aufgestöbert?«
»Er hat meinen Wagen vor Christys Haus stehen sehen. Eben hat er mir einen Besuch abgestattet. Er könnte ein Problem werden.«
»Das ist er leider schon längst. Was wollte er von Ihnen?«
»Er wollte etwas über die Morde wissen, aber ich habe ihm nichts gesagt. Hören Sie, ich brauche meinen Wagen. Wäre es wohl möglich, dass mich jemand hinfährt?«
Erst jetzt registrierte Noah, wie atemlos sie klang. »Laufen Sie vor etwas davon?«
»Beinahe. Dr. Donners Assistent
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