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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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verrückten Vormittag mein zweiter und dritter Name. Es war Zeit, mich mit Emily Parker vom FBI in Virginia auszutauschen.
    »Parker«, meldete sich Emily.
    Ich erzählte ihr rasch von der Mordszene am Abend zuvor und dem an mich adressierten Brief von Sams Sohn.
    »Nicht nur dass jemand alle drei Sekunden eine Bombe hochgehen lässt, sondern auch Sams Sohn scheint zurückgekehrt zu sein«, schloss ich meine Zusammenfassung. »Und als i-Tüpfelchen besteht die einzige Verbindung zwischen den Verbrechen darin, mich als Empfänger seiner Sendschreiben auserwählt zu haben.«
    »Du gehst davon aus, dass sich die drei Terrorakte dem Nachahmer von Sams Sohn zuschreiben lassen?«, vergewisserte sich Emily. »Dann ist der Typ echt krank.«
    In dem Moment erinnerte ich mich daran, was Ricky gesagt hatte, nachdem er den Fernseher eingeschaltet hatte.
    Der verrückte Bombenleger schlägt wieder zu.
    »Moment! Der verrückte Bombenleger. Natürlich!«, rief ich. »Das ist kein Terrorakt, Emily. Auch die Bombenattentate sind nachgeahmt. Es gab, glaube ich, einen verrückten Bombenleger, der New York in den Vierziger und Fünfziger Jahren in Atem gehalten hat.«
    »Bleib dran, Mike. Ich sitze am Rechner«, sagte Emily.
    Ich hörte sie tippen.
    »Mein Gott, Mike, du hast recht. Hier steht’s in Wikipedia. Der Typ hieß George Metesky. Er war unter dem Namen ›verrückter Bombenleger‹ bekannt und hat in den Vierziger- und Fünfzigerjahren an New Yorker Wahrzeichen Bomben gelegt. Moment! Hier steht, er hat Bomben in der Öffentlichen Bibliothek und im Grand Central Terminal gelegt.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das also ist es?«, überlegte ich. »Ein oder mehrere Menschen ahmen zwei berühmte Verbrechen gleichzeitig nach?«
    »Aber wie?« Emily klang erstaunt. »Denk doch mal an die Logistik. Wie lassen sich vier Bombenattentate und ein Doppelmord in etwas mehr als vierundzwanzig Stunden koordinieren?«
    »Die Bomben sind sehr ausgeklügelt, was heißt, wir haben es nicht mit Dummköpfen zu tun«, antwortete ich, als mir das Telefon aus der Hand rutschte. Ich konnte es aber gerade noch auffangen und gegen die Brust pressen.
    Als ich wieder aufblickte, hatte ich keine Zeit mehr, um über den Fall nachzudenken. Ach, mein ganzes Hirn gab den Geist auf. Dann meine Atmung.
    Weil ich nach einer Kurve auf dem Expressway nahezu mit Lichtgeschwindigkeit auf ein Stauende zuraste.

31
    Wenige wertvolle Sekundenbruchteile lang starrte ich nahezu tatenlos auf die erstarrte Wand aus roten Bremslichtern. Bis ich endlich wieder tätig wurde und vier Dinge ziemlich gleichzeitig vollbrachte: schreien, Telefon loslassen, Fuß vom Gaspedal nehmen und Fuß aufs Bremspedal rammen.
    Nichts passierte. Die Bremsen kamen mir lascher vor als sonst. Waren sie kaputt? Mist. Vielleicht absichtlich demoliert? Mein Wagen verfügte doch über ABS. Mehr konnte ich, unter Schock stehend, nicht denken, während ich auf einen Peter-Pan-Ausflugsbus zuraste.
    Reagierte ich überhaupt richtig? Musste ich das Bremspedal dauerhaft oder in Intervallen durchdrücken? Ich wusste es nicht mehr. Mein von Angst gelenkter Fuß entschied für mich und drückte so fest, wie er konnte, nach unten.
    Das Bremspedal pulsierte ein paarmal unter meinem Fuß, bis es sich irgendwie noch lascher anfühlte. Bestimmt war die Leitung unter dem Druck gerissen. Die stählerne Wand vor mir, die sich Bus nannte, rückte mit jeder Millisekunde näher und wurde größer.
    Es war vorbei. Ich würde voll Stoff gegen den Bus knallen.
    In dem Moment blitzten Bilder meines Lebens in Zeitlupe vor mir auf. Ich riss den Kopf nach rechts, wo ein weißer VW Jetta an mir vorbeischoss. Die hübsche Brünette hinter dem Lenkrad schminkte sich gerade die Augen. War sie der letzte Mensch, den ich sehen würde? Ich wandte mich der Rückseite des Busses wieder zu, mit der ich verschmelzen würde.
    Mein letzter Gedanke, als ich meine Arme gegen das Lenkrad stemmte, gehörte meinen Kindern. Wie hart und bescheuert es für sie sein würde, nicht nur ihre leiblichen Eltern und dann ihre Adoptivmutter, sondern jetzt auch noch ihren leichtsinnigen Adoptivvater zu verlieren.
    Ich schloss die Augen.
    Und der Wagen blieb einfach stehen.
    Kein Schliddern. Keine Warnung. Nur ein kurzes Reifenquietschen, dann schien Gott seine Hand zwischen mir und den Bus geschoben und meinen Wagen in null Komma null Sekunden von hundert auf null Stundenkilometer abgebremst zu haben.
    Dumm nur, dass ich mich immer noch bewegte. Mein

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