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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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meiner Boxershorts auf den Beinen.
    Seamus machte nur einmal im Jahr Frühstück. Zu Weihnachten. Und das haute einen so von den Socken, dass man gut und gerne ein Jahr lang darauf wartete.
    Und es stimmte tatsächlich. In der Küche schlug mir ein umwerfender Geruch entgegen. Seamus, mit Kochmütze auf dem Kopf, arbeitete an allen Herdplatten, der Tisch quoll bereits über von Speck mit Pekannüssen, Würsten, Eiern, selbstgemachten Pommes frites und Pfannkuchen. Seamus hatte sich ins Zeug gelegt. Aber so richtig, wie der Haufen selbstgemachter Krapfen mit Puderzucker bewies.
    »Was ist los, Seamus?«, fragte ich, als er brutzelnde Blutwurst aus der Pfanne kippte. »Haust du etwa ab? Kehrst du in die Heimat zurück? Ist das dein Abschiedsessen?«
    »Hättest du wohl gerne.« Er deutete mit dem Pfannenwender auf mich. »Falls dir das noch nicht aufgefallen ist: Diese Familie braucht eine Aufmunterung. Wir befinden uns im Krieg mit dem Flaherty-Klan.«
    »Dad?«, sagte Juliana, die sich an meinen Platz am Kopfende des Tisches setzte. »Könntest du nicht, also, ich meine, kannst du nicht wenigstens einen Bademantel anziehen?«
    Alle um den Esstisch herum lächelten. Selbst der arme Ricky mit seinem genähten Kinn.
    »Warum so formell, Juliana?« Ich lächelte zurück. »Kommt etwa dein Verehrer zu Besuch?«
    Seamus stellte einen Teller mit Buchweizenpfannkuchen auf den Tisch. »Wie wär’s mit einem Dankgebet? Mr. Bennett, bitte, sofern du dich noch daran erinnerst.«
    »Segne uns, o Herr, und diese Gaben, die wir durch Christus, unseren Herrn, erhalten haben«, betete ich, nachdem wir uns an den Händen gefasst hatten.
    »Amen!«, stimmten alle anderen beherzt zu.
    Abgesehen von allen Witzen betete ich sogar für die arme Frau des Professors, die kurz vor der Geburt ihres dritten Kindes stand. Und ich bat um Hilfe, um diesen kranken Kerl zu schnappen, der den Kopf ihres Mannes aus unmittelbarer Nähe in die Luft gejagt hatte.
    Ich befand mich im Frühstücksfett-Delirium und biss gerade in meinen ersten Krapfen, als jemand den Fehler beging, den Fernseher einzuschalten.
    »Dad! Dad! Das musst du dir ansehen!«, rief Ricky.
    »Ich bin Polizist«, rief ich zum Wohnzimmer hinüber. »Leg dich nicht mit einem Polizisten an, wenn sich irgendwo in seiner Nähe ein Krapfen befindet.«
    Ich zwinkerte Mary Catherine auf der anderen Seite des Tisches zu. Sie schien gute Laune zu haben, nachdem sie wegen Seamus’ Kochkünsten länger hatte schlafen können. Vielleicht würde der heutige Tag besser als der gestrige werden. Ich hatte ein kleines Wunder nötig. Bitter nötig.
    »Aber es gab wieder eine Bombe, Dad. Im Rockefeller Center. Es ist niemand tot, steht hier unten auf dem Bildschirm. Aber ein Dutzend Leute sind im Krankenhaus. Der verrückte Bombenleger schlägt wieder zu!«
    Rockefeller Center? Hatte dieser Penner noch nicht Feierabend gemacht? Oder waren es jetzt zwei von der Sorte? Ein Nachahmer von Sams Sohn und ein weiterer Spinner?
    Ich suchte erst gar nicht nach meinem Telefon. Meine Chefin brauchte mir nicht zu sagen, wohin ich fahren musste.
    Auf dem Weg zur Dusche kam ich an Seamus vorbei, der eine Kanne Kaffee in den Händen hielt.
    »Den brauche ich in einer Thermosflasche.«

30
    Das Pedal meines Zivilfahrzeugs durchgedrückt, Blaulicht und Sirene auf volle Pulle aufgedreht, pflügte ich eine Furche in die linke Spur des Brooklyn-Queens Expressway.
    Ein klappriger roter Ford-Pick-up, der dabei war, die Abfahrt nach Clunkers zu verpassen, versuchte hundert Meter vor mir die Spur zu wechseln. Sein Spiegel musste kaputt sein, ebenso wie sein Gehör. Ich raste auf ihn zu, bis ich fast auf seiner rostigen Ladefläche saß, bevor ich ihn mit wildem Hupen wie aus dem Maschinengewehr zur Seite drängte.
    Klar befand ich mich auf dem Kriegspfad. Was hier passierte, war unglaublich. Die Polizeipräsenz in der Stadt war auf allen wichtigen öffentlichen Plätzen verstärkt worden, dennoch hatte es unser Bombenleger geschafft, weitere Bomben hochgehen zu lassen. Und das gleichzeitig an den drei Orten, an denen die drei Morgenmagazine gesendet wurden.
    Ich dachte an den Tatort vom Abend zuvor.
    Ich griff zu meinem Telefon, als ich durch ein Viertel von Queens voller verpfuschter Bauprojekte und ewigen Baustellen fuhr. Zu telefonieren war mehr als wahnsinnig und leichtsinnig, da die Tachonadel weit über den dreistelligen Bereich ausschlug, doch was sollte ich tun? »Wahnsinn« und »Leichtsinn« waren an diesem

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