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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Brustbein unter dem sich anspannenden Sicherheitsgurt fühlte sich an, als hätte jemand mit einem Axtstiel draufgeschlagen. Mein Telefon schoss vom Beifahrersitz wie eine F-14 von einem Flugzeugträger nach vorne, prallte vom Handschuhfach ab und verfehlte nur knapp mein Ohr.
    Ich hätte doch noch diese günstige Versicherung abschließen sollen, dachte ich blinzelnd und zitternd.
    Lebte ich noch?
    Das ließ sich nachprüfen. Ich atmete vorsichtig ein, und wie durch ein Wunder verwandelte sich Sauerstoff in Kohlendioxid. Los, gleich noch einmal. Perfekt. Und mein Herz schlug noch, auch wenn es versuchte, aus meinem Brustkorb zu springen. Aber egal. Es war einfach toll, noch zu leben.

32
    Ich wartete noch ein paar Sekunden ab, ob sich Petrus vielleicht zeigen würde. Als er es nicht tat, fuhr ich ein Stück rückwärts. Ohne auf die dummen Blicke der Fahrer auf den anderen Spuren zu achten, griff ich nach hinten zu meinem Telefon. Die Batterieabdeckung war kaputt, doch das Telefon selbst funktionierte noch. Die Wunder häuften sich an diesem Vormittag.
    Da der Verkehr zum Erliegen gekommen war, rief ich Emily zurück.
    »Mike, was ist passiert?«, fragte sie, als sie sich endlich meldete.
    »Ach, nichts.« Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen und wollte es bei diesen Worten bewenden lassen, doch als mir die Situation erst richtig bewusst wurde, musste ich das Telefon zur Seite legen und den Lautsprecher einstellen, weil meine Hände zu sehr zitterten.
    »Eigentlich habe ich mich gerade beinahe selbst umgebracht, Emily«, sagte ich. »Ich fuhr mit einem Affenzahn nach Manhattan rein, aber hinter einer Kurve wäre ich beinahe in einen Bus gerast, der am Ende eines Staus steht. Wer braucht da noch Kaffee?«
    »Jesses, Mike, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Meine Hände hören nicht auf zu zittern. Einen Moment lang dachte ich, ich würde hopsgehen.«
    »Fahr an den Rand, und hol erst mal tief Luft, Mike. Ich bleibe hier bei dir am Telefon.«
    Ich folgte ihrem Rat, nicht unbedingt wegen dem, was sie sagte, sondern eher wegen des Wie. Sie war ein hilfsbereiter Mensch. Wie sorgsam sie damals, als wir gemeinsam an einem Fall gearbeitet hatten, mit einem der jungen Entführungsopfer umgegangen war. Sie wusste, wann sie energisch auftreten und wann sie sich zurückhalten musste. Sie war eine hervorragende FBI-Agentin. Und sah zudem gut aus. Irgendwie hatten wir uns während des Falls ineinander verknallt. Also zumindest ich mich in sie.
    »Mike? Bist du noch da?«
    »Kaum«, antwortete ich.
    Sie lachte. »Ich bin jedenfalls froh, dass dein Kopf noch auf deinen Schultern sitzt, Mike. Mir gefällt die Art, wie er denkt. Und so schlecht sieht er auch nicht aus.«
    Was redete sie da? Ich blinzelte das Telefon an.
    »Ach, das sagst du nur, um mich aus dem Schockzustand herauszuholen«, redete ich mich raus.
    »Dazu sind Freunde doch da«, erwiderte sie. »Nein, die Sache ist die: Jemand aus unserem Team soll nach New York geschickt werden, um euch zu helfen. Jetzt frage ich mich, ob es eine gute Idee ist, wenn ich mich freiwillig melde.«
    Ich dachte darüber nach. Für mich war es eindeutig, dass ihre Erfahrungen für den Fall von unschätzbarem Wert wären. Und es wäre toll, sie wiederzusehen. Uns verband eindeutig etwas miteinander, etwas Besonderes.
    Doch plötzlich fielen mir Mary Catherine und das ein, was sich zwischen uns entwickelte.
    Ich musste wohl noch immer unter Schock gestanden haben, weil mich das, was ich als Nächstes sagte, selbst überraschte.
    »Komm her. Wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können. Wir brauchen die besten Leute. Abgesehen davon wäre es toll, dich wiederzusehen.«
    »Ehrlich?«, vergewisserte sie sich.
    »Ehrlich«, sagte ich, ohne zu wissen, was, zum Teufel, ich hier tat oder sagte. »Ruf mich an, sobald du hier bist.«

33
    Irgendwie schaffte ich es, die Fahrt zum nächsten Tatort, an dem eine Bombe in die Luft gejagt worden war, ohne weitere Zwischenfälle hinter mich zu bringen. Gegen halb zehn traf ich an der Ecke 59th Street und Fifth Avenue ein.
    Der Bereich gegenüber dem Plaza Hotel und dem Central Park war gewöhnlich voll mit reichen Damen, die hier zu Mittag aßen, und Touristen, die sich überteuerte Kutschfahrten aufschwatzen ließen. Jetzt hatte eine Sondereinsatztruppe mit umgehängten Sturmgewehren den Platz abgesperrt. Statt des Chihuahua-Spielzeugpudel-Mix, der aus Fendi-Handtaschen herausglotzt, beherrschten Sprengstoff-Labradore die Szene.
    Zu meinem

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