Todesstunde
Terrasse und einem dieser billigen überirdischen Schwimmbecken eingenommen. Auf der Terrasse saß der hirnamputierte Patriarch des Flaherty-Klans, Spitzname »Tommy Boy«, wie ich aus seinem Strafregister wusste, und leerte mit seinem tätowierten Bruder Billy ein Fass Bier. Mir war klar, warum die Polizei so gleichgültig reagiert hatte, als ich den Dritten im Bunde der Flahertys sah, der eine angezündete Rakete Richtung Nachbarhaus warf. Ich wusste nicht, wie er hieß, doch er trug immer noch das weiße Hemd des NYPD-Captains.
Seamus räusperte sich an den Stufen zur Terrasse, woraufhin Tommy Boy mit trüben Augen zu uns herüberblickte.
»Was, zum …«, begann er. Sein blasses Gesicht verzog sich zu einem wütenden Grinsen. »Hey, Jungs, schaut mal. Das ist doch ein guter Witz: Ein Polizist und ein Priester erscheinen ohne Einladung auf einer Privatfeier.«
»Wir sind hier, um uns zusammenzusetzen und einen Rat abzuhalten, Flaherty«, sagte Seamus. »Wir werden die Sache durchziehen und erst gehen, wenn wir alles besprochen haben.«
»Zusammensetzen?«, sagte Billy, der bemalte Flaherty-Bruder, und erhob sich mit zu Fäusten geballten Händen. »Das Einzige, was wir mit dir Trottel hier machen, ist, dich zusammenzuschlagen. «
47
Ich folgte meinem mutigen oder vielleicht einfach wahnsinnigen Großvater die Stufen zur Terrasse hinauf. »Murphy schickt mich«, sagte Seamus zu Tommy Boy, ohne den Tätowierten auch nur im Geringsten zu beachten.
»Murphy?« Tommy Boy rührte sich auf seinem billigen Plastikstuhl nicht vom Fleck. »Frank Murphy? Dieser dreckige alte Hutmacher aus der 49th, der seine Geschäfte nur machen darf, weil ich ein freundliches irisches Herz habe? Das kannst du dir hinter die Ohren schreiben, Vater Schwachkopf: Er ist auf der West Side weniger wert als du. Jetzt schaff deinen dürren Arsch von hier weg, bevor dich mein Bruder Billy so bearbeitet, dass du ihn für den Rest deines Lebens nicht mehr aus dem Rollstuhl bekommst.«
Der tätowierte Bruder trat einen Schritt auf uns zu. Jetzt war es an der Zeit, die Führung zu übernehmen. Meine erste Maßnahme war, Seamus sanft beiseitezuschieben. Die nächste und letzte war ein weniger sanfter Tritt seitlich gegen den sitzenden Flaherty, während ich meine Glock zog.
Ich half ihm an seinen langen, fettigen Haaren auf die Beine, den Lauf meiner Waffe in sein Ohr geschoben wie einen Bleistift in einen Anspitzer,
»Bennett! Hey, hey, immer mit der Ruhe«, wollte der Polizist der Sippe mich beschwichtigen und zeigte langsam seine Hände. »Das ist doch nicht nötig. Wir sind doch Freunde. Du hast doch bei der Mordkommission in Manhattan North sogar mit meinem alten Partner, Joe Kelly, zusammengearbeitet.«
»Das stimmt, ich war bei der Mordkommission«, bestätigte ich. »Und ich habe nicht vor, einen Mord zu begehen, sondern drei. Wie wäre das als Witz, Flaherty? Drei bescheuerte Brüder treiben mit dem Gesicht nach unten tot in ihrem Schwimmbecken.«
»Lass uns das mal klarstellen: Du bist tatsächlich bereit, mich wegen diesem dämlichen Kinderkram zu erschießen?«, fragte mich Tommy Boy von der anderen Seite meiner Glock aus.
Ich nickte begeistert. »Dein Junge hat meinen siebenjährigen Sohn heute beim Volksfest fast umgebracht. Glaub mir, um meine Kinder zu beschützen, werde ich deinen wertlosen Arsch nicht verschonen.«
»Ich verstehe.« Tommy Boy blickte mich von der Seite über meine Waffe hinweg an, die über sein Trommelfell kratzte. »Davon wusste ich nichts. So langsam wird mir deine Position klar. Ich weiß sogar, was ich tun muss. Pass auf. Seany!«
Einen Moment später wurde die Fliegentür geöffnet, und der fette Junge, der meine Familie terrorisierte, trat auf die Terrasse. Sein molliges Kinn fiel zu einem Karikaturgaffen nach unten, als er sah, dass sein Vater und ich uns über meine österreichische Halbautomatik hinweg unterhielten.
»Ah … ja, Dad?«, fragte er mit ängstlicher Stimme.
»Komm her«, befahl Flaherty senior.
Der Junge hatte nicht einmal zwei Schritte zurückgelegt, da entwischte Tommy Boy flink wie eine Schlange meinem Griff. Bevor mir klar war, was hier vor sich ging, hob er seinen beleibten Sohn hoch und warf ihn von der Terrasse. Statt im Becken zu landen, wie ich erwartet hätte, knallte er gegen den Rand. Nach einem Knackgeräusch fiel er mit dem Gesicht nach unten auf den Beton und begann im gleichen Moment zu brüllen.
Schockiert stand ich einfach da, die Waffe noch in der Hand. Ja,
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