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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sein Vater der Schule nicht ganz schnell eine umfangreiche Spende zukommen lassen, wäre er auch angezeigt worden.
    Hätte, wäre, sollte, dachte Berger wehmütig. Damals war er so voller Leidenschaft gewesen. Hätte das Schicksal nicht seine Hand im Spiel gehabt, wäre er damals berühmt geworden. Er hätte sich von jetzt auf nachher vom Bizarren Blähbauch-Berger zum »Jungen, der den 68er-Jahrgang getötet hat« gemausert.
    Der Wille, diese Grenze zur Einzigartigkeit und Größe zu überschreiten, war es, der ihn jetzt zu seinem kleinen Projekt antrieb. Nach all dem Scheitern, dem Elend und der Verwirrung, die sein Leben vernebelt hatten, hatte er endlich und auf wundersame Weise seinen Schneid zurückerlangt.
    Im Schein des Fernsehers tupfte er sich eine Freudenträne fort, während er zusah, wie die Bombe an dem Tisch in der Bibliothek festgeklebt wurde.
    Die wundervollen Taten, die er bereits vollbracht hatte, und das Gefühl von Größe konnte ihm niemand mehr nehmen. Egal, was als Nächstes passieren würde, seinen Triumph hatte er in der Tasche.
    Endlich hatte Berger etwas getan, das er sein Eigen nennen konnte.

49
    Obwohl es bereits neun Uhr morgens war, fühlte ich mich noch wie erschlagen, als ich vor dem Madison Square Garden auf der Seventh Avenue stehen blieb, um Agent Parker von der Penn Station abzuholen. Hupen plärrten, weil ich mit meinem Streifenwagen frech und in unzulässiger Weise im absoluten Halteverbot stehen geblieben war und mich einem Bagel und einem riesigen Kaffee widmete.
    Während die laute, grausame Welt am Fenster vorbeizog, ging ich langsam die Ereignisse bei den Flahertys vom Abend zuvor durch. Ein unerlaubtes Feuerwerk! Lächerlich! Ich selbst hatte ein paar Gesetze gebrochen. Die missbräuchliche Verwendung meiner Waffe war ein Vergehen. Gewaltanwendung war ein Verbrechen. Doch das Seltsamste an der Geschichte war: Sie hatte funktioniert. Ich hatte mit Flaherty in der einzigen Sprache gesprochen, die er zu verstehen schien. Warum hatte ich nicht gleich von Anfang an sein Leben bedroht?
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte einen Westie, ein Mitglied der irischen Mafia, vor den Kopf gestoßen. War das gut? Keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht.
    Der Fall selbst tat meinem Seelenheil auch nicht gerade gut. Ich brauchte Urlaub. Oh, Moment mal. Eigentlich war ich doch im Urlaub.
    Ich blätterte die Post durch. Auf Seite drei drohte ein Senator aus Manhattan, das NYPD habe noch fünf Tage, um den Schuldigen zu schnappen, bevor er den Antrag stelle, die Staatspolizei hinzuzuziehen.
    Das klingt doch ganz gut, dachte ich und blätterte mit nass gelecktem Daumen um. Wie glücklich wäre ich, wenn ein Polizist aus Schenectady den Versuch unternehmen würde, den Fall zu knacken. Nicht nur dass der Bürgermeister, die Zeitungen und meine obersten Chefs mich von dem Fall abziehen wollten, auch meine Unlust nahm immer mehr zu.
    Ich wusste, die Chancen standen gut, dass wir dieses Ungeheuer irgendwann schnappen würden. Bis jetzt hatte ich jeden geschnappt. Ich sollte meiner Statistik einfach vertrauen, dennoch wurde ich langsam unruhig.
    Besonders wegen Angela Cavuto.
    Bisher hatte sich der Entführer weder gemeldet noch irgendwelche Forderungen gestellt. Keine Nachrichten waren eindeutig schlechte Nachrichten. Der einzige Lichtblick war die Phantomzeichnung, die mit Mr. Cavutos Hilfe angefertigt worden war. Diese war am Morgen mit höchster Priorität an die Presseabteilung weitergeleitet worden, um sie an die Nachrichtensender schicken zu lassen. Damit hatten wir zumindest einen Anfang gemacht. Wohin er führen würde, wusste ich natürlich nicht.
    Nach ein paar weiteren Minuten sah ich auf meinem Telefon nach der Uhrzeit und stieg aus. Den Wagen ließ ich mitten auf der Busspur der Seventh Avenue stehen. Sollten sie mich doch ruhig abschleppen! Dann würde man mich vielleicht zurück in meinen Urlaub gehen lassen. Von dieser Hoffnung beseelt, fuhr ich mit dem Fahrstuhl vom Bürgersteig aus hinunter in die Penn Station.
    Ich hatte wirklich nicht den Eindruck, dass mich irgendwas aus meiner miesen Stimmung reißen könnte, bis ich Emily Parker auf dem Bahnsteig erblickte, die mir lächelnd zuwinkte. Sie sah noch besser aus als in meiner Erinnerung. Groß, porzellanweiße Haut, leuchtende, blaue Augen. Ihre Klugheit, ihr Ernst und ihre Energie hatten etwas Ansteckendes. Ich glaube, ich lächelte sogar zurück, als wir uns gegenüberstanden.
    Wir umarmten uns, und sie drückte mir einen Kuss

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