Todesstunde
langsam durch die sich drehenden Bürsten und den Wasserstrahl.
Berger seufzte. Was für ein kaputter Tag das gewesen war. Das Mädchen hätte nicht sterben sollen. Geplant war, die Eltern zwei Tage lang mit dem Trick einer Lösegeldforderung zu quälen und das Mädchen anschließend zu töten. Doch jetzt hatte er die Sache vergeigt.
Es hatte am Valium gelegen. Das Mädchen hatte so etwas wie eine allergische Reaktion entwickelt, als er sich mit ihr im Taxi zu seinem Mercedes in Brooklyn Heights hatte bringen lassen. Auf dem Rückweg nach Manhattan war sie gestorben. Er hatte die Sache verpatzt, seinen ersten Fehler begangen. Er könnte sich selbst in den Hintern treten.
Ja, gut, er musste aufhören, sich deswegen fertigzumachen, dachte er, als Zitronenduft das Wageninnere erfüllte. Nichts war perfekt. Er strich das Glasfaserkabel seiner Kamera glatt, das in sein Jackenfutter genäht war. Zumindest hatte er etwas mehr Filmmaterial.
Doch er konnte sich nicht mit seinen Fehlern aufhalten. Er hatte noch viel zu tun, aber nur noch wenig Zeit. Er musste sich an die nächste Sache machen. Er musste in seine beiden bevorzugten Richtungen weitergehen, nach vorne und nach oben, und hoffen, es würde sich alles klären.
Endlich spuckte die Waschanlage ihn und seinen Wagen wieder aus. Er ließ das Fenster herunter und warf etwas in den Abfalleimer neben dem Zaun.
Die Apfelsafttüte wirbelte erst durch die Luft, bevor sie genau in der Mitte des Eimers landete.
»Wusch! Trotz Netz und doppeltem Boden dreht die Menge durch«, höhnte Berger, ließ die Kupplung kommen und fädelte sich in den Verkehr ein.
53
Nach einer oberflächlichen Voruntersuchung nahm mich der Gerichtsmediziner zur Seite und sagte, allem Anschein nach sei das Mädchen an einer Überdosis gestorben. Ich wandte mich ab, als sich eine weinende Mitarbeiterin der Gerichtsmedizin neben Angela niederkniete, um sie für den Abtransport vorzubereiten. Ihr Vater lag zum Glück sediert in einem Krankenwagen auf der East 58th Street. Ich wünschte, ich läge neben ihm.
Emily und ich gingen die Spielzeugregale entlang zum Ausgang. »Was meinst du?«, fragte ich sie. »Passt diese Deponierung der Leiche irgendwie zu dem Fish-Fall?«
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete Emily. »Die Reste von Fishs Opfer wurden in einem verlassenen Haus im Staat New York gefunden. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass unser Unbekannter übers Ziel hinausgeschossen ist, sich vielleicht in der Dosierung eines Mittels vertan hat, mit dem er Angela ruhigstellen wollte.«
»Klingt logisch«, stimmte ich zu. Wir traten hinaus auf die Straße. Ich hoffte, an der frischen Luft würde ich mich besser fühlen, doch die Menge und die Hitze machten alles noch schlimmer.
»Vielleicht ist unser Nachahmer doch nicht so perfekt«, überlegte ich.
Wir verließen den furchtbaren Tatort, der meine Wut nur mehr steigerte, etwa eine Stunde später. Ich fuhr vom Spielzeugladen aus die Fifth Avenue Richtung Süden und von dort rechts auf die 34th Street am Empire State Building vorbei.
»Es ist komisch«, begann Emily schließlich. Sie betrachtete das Phantombild, in der Hand eine leere Wasserflasche, die sie knetete. »Er ist auf jeden Fall kultiviert, weiß aber auch, wie man Bomben baut, was heißt, er ist militärisch ausgebildet. Interessante Kombination.«
»Und nicht zu vergessen: Er kennt sich mit New Yorker Verbrechen aus.«
»Apropos.« Emily drehte sich nach hinten und zog einen Ordner aus ihrer Tasche. »Vielleicht ist euch das schon selbst eingefallen, aber ich habe noch einen Stadtplan präpariert, auf dem alle Verbrechen des verrückten Bombenlegers und Sams Sohn eingetragen sind, die ich im Internet finden konnte. Dutzende davon liegen in Manhattan, in der Bronx – überall außer Staten Island. Es ist weit hergeholt, aber die Polizeistreifen in einigen Vierteln zu erhöhen, die Ziel dieser historischen Verbrechen waren, könnte ganz hilfreich sein.«
Ich lächelte auf die sorgfältig ausgearbeitete Straßenkarte hinab, dann Emily an. Sie war genau das, was wir für diesen Fall brauchten: ein neues Augenpaar, frisches Blut, Enthusiasmus.
Als wir im Büro aus dem Fahrstuhl stiegen, überfiel uns beinahe ein junger, schwarzer Detective, der einschließlich der Seidenmoiré-Hosenträger wie Gordon Gekko gekleidet war. Er hieß Terry Brown und war der letzte Neuzugang, den wir aus der Drogenabteilung erhalten hatten.
»Mike, endlich.« Terry bedeutete uns, ihm zu folgen. »Ich bin
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