Todessymphonie (German Edition)
Einige der gestörteren Täter setzten ihre Opfer unter Drogen – zum Beispiel Rohypnol. Das ist das klassische Verhalten eines Nekrophilen.“
„Du meinst, Männer, die Frauen Rohypnol geben und sie dann vergewaltigen sind eigentlich nekrophil?“
„Genau das wollte ich sagen. Sie wollen die Macht und die Kontrolle, und sie wollen kein Nein zu hören kriegen. Du solltest die Websites sehen, die diesem Thema gewidmet sind. Sie haben etwas, dass sie ‚Sleepy Sex‘ nennen, für Partner, die gewillt sind, sich während des Rollenspiels fotografieren zu lassen und die Fotos danach mit der Community zu teilen.“
„Das ist … verstörend. Der Gedanken an eine Untergrundbewegung aus Männern und Frauen, die darauf abfahren … na ja, jeder hat so seine Vorlieben. Nach dem, was ich dem Chat entnommen habe, sieht es so aus, als wenn Adler bis gestern nicht gewusst hat, dass Tommaso sein Bruder ist. Glaubst du, dass Tommaso und Gavin sich über eine dieser Seiten kennengelernt haben?“
„Ich weiß es nicht. Hier kommt allerdings das Problem: Unsere Jungs haben sich auf etwas viel Schlimmeres eingelassen. Sie töten aktiv, um Sex mit den Leichen zu haben. Sie sind eine weiterentwickelte Version des klassischen Nekrophilen. Ich wäre nicht überrascht, in ihrem Lebenslauf zu entdecken, dass sie in oder in der Nähe von einem Beerdigungsinstitut gearbeitet haben oder auf einem Friedhof. So wie es im Moment aussieht, geht das, was sie tun, weit über alles hinaus, was ich in meiner bisherigen Laufbahn kennengelernt habe. Und die Kunst, die Gemälde? Die Postkarten an den Fundorten? Denk mal darüber nach.“
Das tat sie. „Oh. Unbewegliche Frauen, in Pose gelegt und bereit.“
„Genau.“
Er lehnte sich zurück und nahm ihre Hand. „Ich sage dir was. Adler ist panisch. Wenn ein Verdächtiger seinen üblichen Weg verlässt, wenn er etwas tut, das nicht zu seiner üblichen Routine gehört, macht er Fehler. Unser Mann hat große Fehler gemacht. Fehler, aufgrund derer wir ihn jetzt schnappen werden – und wir werden auch seinen Bruder fassen. Es gibt viele Menschen in Italien, die ruhiger schlafen werden, sobald wir Il Macellaio von der Straße geholt haben.“
„Sollten wir sie jetzt nicht besser I Macellai nennen?“, fragte Taylor.
„Die Schlachter. Mehrzahl. Ja, schätze, das sollten wir.“
„Er hat seinen Kater zurückgelassen.“
„Adler?“
„Ja. McKenzie nimmt ihn erst einmal bei sich auf. Ich hab es nicht
übers Herz gebracht, Nein zu sagen, und der Tierschutz hätte das arme Tier vermutlich eingeschläfert. Aber rate mal, wie der Kater heißt.“
„Wie?“
„Art.“
Baldwin schüttelte den Kopf. „Das ist einfach zu viel. Adler ist auch eine Art Künstler. Er ist als Grafiker der Picasso-Monografien angegeben. Wir suchen nach allem, was seinen Namen im Impressum aufführt. Hast du irgendeine Ahnung, wo er gearbeitet hat?“
„Nein. McKenzie kümmert sich um diese Sachen. Aber jetzt, wo ich all das weiß, kann ich McKenzie bitten, tiefer zu graben. Es sah nicht so aus, als hätte er aus seinem Haus heraus gearbeitet. Aber wenn wir erst einmal seinen Computer gründlich auseinandergenommen haben, werden wir vielleicht mehr wissen.“
„Das ist ein bisschen wie beim Son of Sam.“
„Hm?“
„Erinnerst du dich? Er ist wegen Falschparkens erwischt worden. Zu Adler haben wir gefunden, weil einer deiner Streifenpolizisten aufmerksam genug war, zu sehen, dass er sich komisch verhielt.“
„Er hatte sich nicht angeschnallt. So ein dummer kleiner Fehler. Aber wir hätten ihn sowieso gefunden. Ich denke, er ist abgehauen, weil er angehalten worden ist. Ansonsten wäre er bestimmt bei Kendra Kelley geblieben und wir hätten ihn womöglich in flagranti erwischt.“
„Wie geht es Kendra?“
„Sie wird überleben. Er hat sie unter Drogen gesetzt, sodass man sie im Krankenhaus mit einem Gegenmittel vollpumpen musste, um die Überdosis zu neutralisieren. Ich weiß allerdings nicht, welche emotionalen Narben bleiben werden. Beim letzten Opfer hat er die Lider mit Klebstoff hochgeklebt, sodass es die Augen nicht mehr schließen konnte. Stell dir mal vor, du bist in diesem Plexiglassarg gefangen, kannst deinen Mörder sehen, spürst, wie das Leben langsam, aber sicher aus dir heraussickert. Man kann sich ungefähr ausmalen, was er als Nächstes vorhatte. Wir haben sie vor einem grausamen Schicksal bewahrt.“
„Wir sind da“, sagte Baldwin.
Taylor schaute aus dem Fenster. Sie hatten vor
Weitere Kostenlose Bücher