Todessymphonie (German Edition)
hatte. In dem Moment klingelte sein anderes Telefon. Er sah, dass es Taylor war, und schickte den Anruf auf die Mailbox. Er musste erst dieses Telefonat beenden. Nach fünf Minuten konnte er endlich auflegen. Sein Display verriet ihm, dass eine Nachricht auf ihn wartete. Er hörte sie ab und spürte, wie eine mit Aufregung gepaarte Ungläubigkeit sich in ihm ausbreitete.
Il Macellaio hatte erneut zugeschlagen.
„Hurensohn“, sagte er. Highsmythe, der in Jeans und einem gut geschnittenen braunen Jackett in diesem Augenblick die Lobby betrat, schaute ihn fragend an.
„Tut mir leid, ich meinte nicht Sie“, sagte Baldwin.
„Schlechte Neuigkeiten?“
„Ja. Und nein. Es sieht aus, als wenn unser Junge uns ein weiteres Opfer hinterlassen hat. Wenn Sie einen Moment warten könnten, erkundige ich mich nach den Einzelheiten. Holen Sie sich gerne was zu trinken. Ich bin gleich bei Ihnen.“
Highsmythe nickte und ging ins Restaurant, wo er sich an einen Tisch setzte und sich mit dem Inhalt seiner Aktentasche beschäftigte. Baldwin wählte Taylors Nummer; sie antwortete nach dem ersten Klingeln.
„Ich bin am Radnor Lake. Wir haben eine weitere Leiche.“ Er hörte die Aufregung in ihrer Stimme und wusste, dass etwas Wichtiges passiert war. „Du musst sofort herkommen. Bring den Engländer mit, er könnte vielleicht helfen. Ich glaube, ich weiß, was er dieses Mal getan hat, aber ich will, dass du es dir anschaust und sagst, was du dazu denkst.“
„Gleicher Kerl?“
„Auf jeden Fall.“
„Okay. Wir machen uns sofort auf den Weg.“
Er legte auf und steckte das Blackberry in seine Tasche. Mit den Fingern fuhr er sich durch die Haare, um besser denken zu können. Warum war Il Macellaio in die Vereinigten Staaten gekommen? Warum hatte er plötzlich die Hautfarbe seiner Opfer gewechselt? Um sie zu verwirren? Vielleicht hatte er gedacht, dass in Nashvilleniemand klug genug war, um seine früheren Morde mit den neuen Taten in Verbindung zu bringen. Tja, da hatte er sich geirrt. Baldwin war ihm auf der Spur.
Memphis wollte gerade nach dem FBI-Agenten schauen gehen, als er ihn mit sorgenvoller Miene auf sich zukommen sah.
„Highsmythe, wir haben Rätsel zu lösen. Vielleicht hat Il Macellaio erneut zugeschlagen. Wieso reist dieser Mörder von Italien nach England und weiter in die USA? Und warum wechselt er auf eine andere Hautfarbe, nachdem er den großen Teich überquert hat?“
„Alles gute Fragen.“
Der Kellner kam und entschuldigte sich für die Wartezeit.
„Kaffee, Tee, Wasser … was kann ich den Gentlemen bringen?“
„Tut mir leid, aber wir müssen los.“ Baldwin warf einen Fünfdollarschein auf den Tisch.
Memphis stand auf und gähnte, bis er es in seinen Ohren knacken hörte. Jetzt war es besser. Er hasste es, zu fliegen. Er folgte Baldwins schnellen Schritten aus dem Restaurant. „Wir fahren zum Tatort?“
„Ja. Tut mir leid, aber Taylor war der Meinung, dass wir beide uns das anschauen müssten.“
„Kein Problem.“
Sie durchquerten die Lobby und ließen sich vom Parkwächter den Suburban bringen. Memphis wusste nicht, in welche Richtung sie fuhren. Er klappte die Sonnenblende hinunter und schaute in den Spiegel. Obwohl er ein paar Stunden geschlafen und sich eben frisch gemacht hatte, sah er immer noch zerknittert aus. Seine blauen Augen waren blutunterlaufen, sein blondes Haar zerzaust, seine Wangen und der Kiefer von einem Zweitagebart bedeckt. Er sah aus, als hätte man ihn durch einen Fluss gezogen und nass in die Ecke geworfen. Fernreisen bekamen ihm einfach nicht. Er klappte die Sonnenblende wieder hoch.
„Müde?“, fragte Baldwin.
„Ein wenig. Dieser Fall, wissen Sie. Der hält mich seit Wochen vom Schlafen ab. Ihr Mädchen ist schon eine, was?“, fragte Memphis.
Baldwin schaute überrascht auf und lächelte dann.
„Oh, Sie meinen Taylor? Ja, aber sie ist meine Verlobte, nicht mein Mädchen.“
„Muss schwer sein, so weit voneinander entfernt zu arbeiten. Beieiner Frau wie ihr – da würde ich ein Auge drauf haben wollen. Erzählen Sie mal, ist sie eine für Wein und Rosen oder ist sie eher eine Tigerin zwischen den Laken?“
„Ich wohne die ganze Zeit über in Nashville“, sagte Baldwin. „Und mein Privatleben geht sie nichts an.“
„Oh. Ich meine ja nur. Meine Frau war der Wein-und-Rosen-Typ.“ Er hatte den Hinweis verstanden. Mr FBI wollte nicht über sein Privatleben reden. Auch okay.
„Zurück zum Fall. Sprechen wir über die neuesten
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